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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 426 -
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VI, er, er wolle seiner Frau — jener später bc» lanntcn Nahel, von der ich aber damals nichts wußte — meine Bekanntschaft verschaffen. Ich daher herzlich froh, als man uns an dcr haus» lür sagte, die Frau LcgationZrätin sci nn1>! daheim. Als wir aber die Treppe hinniite» gingen, kam uns die Frau entgegen, und ich nicht zu sagen hexe, ähnliche Frau, zu sprechen an, nnd ich war bczanbert, Meine Müdigkeit verflog, oder machte vielmehr ein« Ärt Trnntenhcit Platz, Sie sprach und sprach bis gl-geu Mitternacht, und ich weiß nicht mehr, haben sie mich fortgetrieben, oder ging ich von sclbst fort, Ich habe nie in meinem ^>'^,i interessanter und besser reden gehört, Leider und ich tonnte daher den Besuch nicht wieder- holen. Schon in den ersten Tagen nach meiner An» Unschuld hat öfter zu Verstößen und Vcrwechsc- lüNliXN Anlas; gegeben, Nieser schien ein be» vorzngtcr Schüler Hegels zu sein. Nach den eisten Höflichkeiten fragte er mich, ob ich den großen Philosophen nicht besuchen würde, Icb antwortete ihm, daß ich mich nicht getraue, da ich von der Wirksamkeit uud dem System desselben nicht das geringste wisse. Nun ver- traute er mir, daß er mit Vorwissen Hegels komme, der meine Bekanntschaft zu machen wünsche. Ich ging daher hin und wiederholte dem Meister, was ich dem Schüler gesagt hatten dcr Grund, warum ich ihn nicht früher be- sucht, wäre, weil man bei uus erst bis zum alteu Kaut gekommen und mir daher sein, Hegels, System ganz unbekannt sei. Um s? besser, verseifte höchst wunderlich dcr Philosoph, goldenen Vließ Interesse genommen habe, ob° sprachen. Ich fand Hegel so angenehm, ver ständig und rekvnziliaut, als ich in dcr Folgc sein System abstrus und absprechend gefuudcn habe. Er lud mich für den künftigen Tag zum Tee, wo ich seiuc schlicht-natürliche Frau kennen lernte uud auch die niedliche Soutag fand, so daß der Abend unter heiterem Gespräch und Musik verging, ohne daß man durch irgend zugleich .Hegel um Erlaubnis bat, einen meiner Landsleute bciziehen zu dürfen. Ich erwiderte, dun, wem er die Ehre seiner 0,,'sellschaft gönne, mir gleichfalls willkommen sein wei'i^, (> Saphir aus Wien gemeint war, der gerade damals sein Unwesen in Berlin trieb, sich aber dem Philosophen gegenüber sehr schweigfelig und untergeordnet benahm. Man fagle mil, Hegel begünstige ihn, teils an^ Lust an seinen wirtlich oft guten Späßen, teils aber auch, um bei Gelegenheit durch ihu seine Orsim i lächerlich zu machen. Es war das einzig daß ich mit Herrn Saphir unter eiucm Tache gewesen bin, Für mein leibliches Wohl, doch nicht ohne Gcistigkcit, sorgten vier oder fünf ^>m,> übrigen aber in Berlin durch jeue erste,i be- tauut geworden war. Sie luden mich in der Reihe zu Gast, wo ich denn bemerken !l>m,!>', daß, wenn ma,, auch tagtäglich in Berlin frn» galer lebe als in Wien, bei Gastmälileru dagegen Wien offenbar die Segel streichen müsse. Na einer von ihnen Mitdircktor des ztönigsstädter Theaters, ein zweiter aber Vormnnd der Ton» irgend eine lokale Merkwürdigkeit war, führte cr mich hin, unter andern in die Weinhanotm.g zu Lutter uud Wcgener, wo son,t der plian» tastische Hoffinann feine Abende zubrachte, Hufs» mann selbst — auch eine mit Unrecht oeniesscue Zelebrität — war damals vor kurzem gesturbe», und seine Zechbrüder saßen stninm und ver- einzelt. Endlich kam anch ihr Matador, der Schauspieler Ludwig Ncvricnt, Als man mich ihm vorstellte, benahm er sich wie ein im Geiste er wohne? sah er mich an, als über die Zu- inutnug erstaunt, daß er selber wisse, wo er selber wohne, Erst nach ein paar Gläsern Wein kam cr aus sciucm Stumpfsinne zurück. Ich sah übrigens damals Tcvricnt nicht spielen, weil, wie gesagt, das Schauspielhaus e!> » m> Baue begriffen war. Ein paar Jahre darauf kam er nach Wien, uud auch da habe ich ihn nur in weniger bedeutenden Rollen gesehen, da bci bedeutenderen das Theater allzu über- füllt war. Ich erinnere mich daher keines, Nur eine physiologische Erscheinung muß ich als merkwürdig anführen. Er gab den Franz Moor im Theater an der Wien, und ich be- fand mich in einer dcr ersten Seitenlogcn, Er und alle anderen gaben mir bci meinem höchst schwachen Gesichte nur ziemlich nebelhafte Bilder, Da, bei der Szene, wo der Vater ohnmächtig hinsinkt und der Sobu, weil er ihn tot glaubt, das Gesicht mit teuflischer Freude Nevrient springe in die Loge hinein, so bis ins
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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