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VI. Pio graphisches.
Mauuc. In seinem ,vause, in de,u er dauials
eine nicht mehr gau,^ lugendliche, ad> >
üde Berwaudte beherbergte, Hain- icl, selir
glückliche Tluudeu verlebt, »öuig ^ud!l.!,, >'>n
loedcr damals noch später von mir Notiz gc-
Ter Aufenthalt in München und die !1>eisc»
dramatisches '^ert zu gehen, das ich, statt rines
langU'eiligen Verkehres dnrch Briese, >
zueianeu »vollte.
>Is sollte überhaupt eine ganz neue Epoche
in meinem Iiterarisihe,i Treiben eiutr^
l^atte mir eine zieuiliche Anzahl Stoffe auf
gezeichnet, die alle durchdac!'! und alle, bis
auf die Cinzellieiten, obgleich nur im >!opse,
dramatisch gegliedert wareu. Ti^V >r>.'IIl>' i,!>
nun eincn nach dcni ander» vorn^lüin',,, jed>^
darzubieten schien, >uar, »ail, den gemachten
^rfaln'iingen, natürlich, Lc' >uar die Tage vom
Palatin Äanedann^, dein „treuen Tiener seines
5>errn", obwohl der^toff niich uielleicltt N'eniger
anzog als die übrigen. Ich war anf i!)» folgen
d.r>re,se gelonnnen.
Als dic damals regierende Kaiscri,! zur
Königin von Ungarn getrönt werden sollte,
lam ihr Obersthofnieisier, !>naf Tietriclistein, zn
Ctoff znni andern nnd überhaupt znr Tätig-
leit gebracht zu werden. Ich »ahm daher die
ungarischen Geschichtschreiber Velins m:d Ist-
vanfyns uor uub hatte anch bald eine passende
svabel gesunden, (5s war die Geschichte jenes
"uirulires, der gegen den !>löuig Etephan u,id
seine bayrische Genmblin !'>ise!a, teils wegen
d,'s Ausruhres, >uoliei sie sich auch die .^'iel>e
d.s Volkes crwarb, eine ähnliche Rolle ge-
spielt hätte, wie im „trenen Ticncr" der Pa-
lau» ^'anebanns,
^lls ich jedoch die Tache näher betrachtete,
fanden sich bedeutende Schwierigkeiten, Ein-
mal schien es wunderlich, znr Feier eines Krö-
imngsfcstes die Geschichte eines Aufruhrs zu
Profancition, welche die Zensur nie zugegeben hätte, Icl, erllarle daher dem GnnVn '
slein anf seine -.1,,!!>>,. ,>!> >',,,,,' !>i!,eu pasfeii'
den ^tosf gefunden, '.via,, il^,, !'>,!!!!>nl! fur
.litten roi, eineni I>öcl,st subordinierten
^,!'>,'!f!el!er ein anderes Tluck sclUlibe,,, delse»
lonale ^uspielun,^',! febr bellalfcln wurden,
!,uug der ungarinlie,, oinoniste»
weil da-'-selbe ^reigin^ >,> u mit
geringen Verschiedenbeuen 'iN'einial vorll.',!i>,,t
und daher walnscheinluh nulüs a!s ein^ ^in>
kleidnng für die 'Abneigung der I'uiiani gege»
die Teutschen ist,
^>>ni >,at de,n Glücke vorgeivorfeu, ,
>i>s jeder aud, le, ,,, > ,i )!!el,gious'
Irn'ge ist die 'Aufopferung der V,iweer ,o er
hebend, als die Begeisterung der :1iepub!,!,>,>er,
^anebauus bat dem Könige sein H^ori gegel"»,
die '1!uhe im ^aude nufrecltt zu erhalle,,, und
scliülleru sollte, Teiue ^>efiuuu,,geu !>>!,!,e ,^
iibeigeus ni','!!t iiir die des Verfafsers gelten, da
Bancbanus bei alleu seiuen ^Iiarattervurzligen
zngleich als ein ziemlich bornierter alter '.^aun
geschildert ist,
Tns > t^ück erfuhr gar keine Hindernisse von
feilen der Mensur uud lourde, ohue da!i fast
ei» ^>ort gesiriclie,! ivordeu wäre, mit nuge-
heliren, Beifall aufgefichrt i.'^l, ^ebruu!
!,!üs! des dritten '.'Iuf-,ug.'s beg^Inte das
Publilnni den Vcrfasfer, Als diefer ni,!,t er-
fclueu, iväl^rte das >llatfch.'n nnd Nnfe» bei-
»ahe bis ,;»r !!lespelt!uidrigleii gege» de» an»
wefeiiden ,^of, den ganzen ^,v,fcheu>itt hindurch.
Nach dem vierten Anfznge !,>,, ,.!>!> >,> äderst-
täinnierer nnd, als folcher, oberster Keiler des
Theaters, Graf Heroin, riife», nui mir im
Auftrage Cciner Äiafeslät zu sagen, das', dem
.'!u,f,'r uieiu Ttück sehr gefalle, und das!, i^'ui,
das Pnblituni inich am Tchlnssc ».'i.'der .
begehre, ich mich demselben zeigen folü
gefibah es. Ver Beifall ivollle »nht euden,
ich erfchien auf der Biihue i,ud stattete durch
eine stumme Berbenguug ,ueinen Taut ab.
^eiide über den Erfolg war nnr mäßig,
da das Etück bei mir kein inneres Bedürfnis
befriedigte,
Tes nächsten Vorinittags wurde ich zum
Präsidenten der Polizeihofstelle,
,.!,,!!>, berufen. Mir schwante uichts Gutes,
und ich ging. Der Graf empfing mich sehr
freundlich, aber in einiger Verlegeubeit^ Cr
fagtc mir, er habe den Äuitrag vou ^ciuer
'.'.'iafestät, mir zn eröffn.'», das, ^öchstdemselbeu
meiu 3>ück sehr wohl gefallen habe. Ich i>
^>1,^ ,>!, dasselbe schon gestern durch den Grafen
^erniu eriahreu l,ätte. Graf Sedlnitzt» fubr
fort! das 2tück habe Temer Majestät so sehr
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik