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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 437 -
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VI. Biographisches. liäilcit einer Nirlnng auf dein Theater, die doch aufführen gesehen, als ich es schrieb, Tiefes 'U!is,fallen war um so sonderbarer, da vor mehreren Jahre», als ich Schrcyvogcl die erste Idee mitteilte, er davon ganz entzückt schien. Der vortrcsslichc Mann wurde aber leicht ängst- lich, wenn ihm ein neues vorkam, wozu er kein Gegcnbild in den klassischen Mustern fand, ihn sturen, da es sich dadurch gleichsam als ein Leitenstück zu Calderuns: „Leben ein Traum" anzukündigen schien, das Schreyuogel selbst für die deutsche Bühne bearbeitet hatte. Bei seiner großen und gerechten Verehrung für Calderon mochte ihm dicse Gegenüber- stellung, als Kunstrichtcr und als Bearbeiter, mißfallen, vo^'l in ziunflikt zu geraten, legte ich das Stück ruhig hin, hatte es doch seinen Zweck, mich zu beschäftigen und zu zerstreuen, voll- lmmncu erreicht, ^njolge der Ereignisse in großer Verwirrung bin. Die Ursache davon ist, daß ich bis auf den gcgeuwärtigeu Augenblick immer bestrebt war, sie zu vergessen. Ich fühlte mich viel- leicht etwas hypochondrischerweise so von allen Seiten bedrängt und eingeengt, daß ich kein Hilfsinittel wußte, als die marternden Ge- dankenfaden abzureißen und mich in eine nenc auch sonst unendlich geschadet. Es hat das ursprünglich Stetige meines Wesens, um mich Kan lisch auszudrückeu, zum Fließenden gemacht, und selbst mein Gedächtnis, das in der Jugend I>!> möchte jedem, der etwas Tüchtiges werden will, anraten, die unangenehmen Gedanken fort- zudenken, bis fie im Verstande eine Losung finden, Nichts ist gefährlicher als die Zer- streuung, Also ich glaube, es war um dicse Zeit, daß ich von Veethove» angegangen wurde, ihm einen Operntext zu schreiben. Ich habe die Geschichte meiner Bekanntschaft mit Beethoven und dieses Operntextcs in einem besonderen Aussatzc beschrieben, ich erwähne daher hier nur so viel, daß mein Verleger Wallishauser, meiu Autorrecht ans diesen Operntext ablauste und mir dadurch die Möglichkeit ciuer Neise verschaffte, 3ie giug dicsnial nach Paris und London, Ausirr meinem gewölmlichen Neisezwecke, ein- mal freier Atem zu holen, war es diesmal auch d« Wunsch, mir von diesen oft erwähnten Welt» sildten eine deutliche Vorstellung zu ver- schaffen. Ich ging, wieder allein, über Mün- cln'n, Stuttgart, Straßburg nach Paris, In Slnttgart machte ich die Velauutschast UHIandc-, des letzten deutschen Dichters, der bei sich zu Fremde ichweigselig und neblicht. In Varw hütete ich mich, die französische» Schriftinllcr zu besuchen. Diese Leute sind ungemein von daß sie zwei Dritteile ihres Nuhmes dem Um- stände verdanken, daß sie französisch, also ni der Weltsprache, schreiben. Da sie nun zu- ihnen immer in die Stellung eines Handwerks- burschen, der auf seiner Wanderung bei einem fremden Meister vorspricht. Mit Alexandre Tu- auch Viktor Hugo gebeten war, der aber nicht kam, Dumas hatte durch seine damalige Maitresse, spätere Frau, die Schauspielerin Ida, die in Straßburg erzogen war, eine dunkle Idee von der „Ahnfrau", für die er, als selbst Kollegen für einen Kenner der deutschen Lite- ratnr. Seine Egeria hierin war cden jene Mllc, Ida, die auch nur ein paar deutsche Worte wußte, indes er selbst uicht ein einziges zwischen zwei Herren, die in mir leicht den Deutschen erkannten. Sie sprachen daher von deutscher Poesie, indem sie dabei auf eiuen zeichneten. Während sie nun von 8<.-k!l1»ir und Loetliß sprachen, wendete sich der Äcnncr um Wenn ich in Wien uie ins Theater ging, ging ich beinahe täglich in Paris, der Unter- tot und die Nachel noch nicht erschienen. Die Mars spielte nnr noch bei einzelnen Gelegen- heiten, Ich sah sie in den „falschen Vertrau- lichkeiten", einer ihrer Glanzrollen, wo ich mir mir besser gefallen hatte, selbst was die Haltung und die Feinheit des Spiels betrifft. Dagegen war sie in der „blinden Gabriele", deren senil» nnntale Jugendlichkeit mit ihren sehr vorge» rückten Jahren im schreiendsten Kontrast hätte siel,en sollen, uuiibertrriilich. Das übrige war mittelmäßig und, wenn sie tragicrten, widerlich. Am besten gerieten ihnen noch ncnere Tragö- dien, aber eine von Racine, die sie gaben, sah Desto besser waren die kleinen Tln-ater, Was der Franzose selbst beobachten kann, das stellt er mit Meisterschaft dar, aber das Stilisieren Auch die große Oper ist höchst interessant,
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
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Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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