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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 438 -
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VI, Biographisches. standen seil, sollte, Eine Tarstellung, wie die von Menerbcers ,hngenotten, die daninl^ neu waren, hat man nnßer Paris >vohl nie gc^ sehen, In Vien mußte ich >»ir die ü^per auf zwei Äde»de einteilen, in Paris habe ich sie mit immer steifendem Interesse gesehen, l'lbc» Haupt lassen die französischen Tarstcller eine Ermüdung nicht auskommen, Sie übertreiben, aber sie reißen hin, Es ist, als ob man eine Landschaft durch ein rotes Glas ansähe: die Farbe n't nicht mehr natürlich, aber die Ein- heit der Färbung erzeugt eben auch eine Har- monie, ?ic ztuust ist etwas anderes, als die Vohnsitz in Tcutschlnud, Ich machte die Betannlschaft Vccycrbeers, der sich sehr liebenswürdig benahm und mir rben wiederholt Platz zu den überfüllten Auf führnugen sei,ier z?iigenottc,i verschaffte, 'Auch Thalberg ivar da, si,r mich der Klavierspieler Mit Ä>ei»,,dre Tnnia^ hatte ich ein eigenes Unglück, l.'^ irar damals eben zwölfmal mit ungeheulen, Veifall sein nenesteo Trauerspiel „Dun s^u»n llo ^I.irÄn,!^' ausgeführt worden, Nnmas lud mich ein, der dreizehnten Vor- stellung beizuwohnen, und gab mir sogar eine Anweisung ans einen Sperrsitz, den man aber an der >lasse nicht respektierte, Tas Stüel war, trol! einigen Zügen von Talent, das Ab- surdeste, was man fehen tonnte, hochioman- tisch, oder phantastisch. Es kam eine Geister- redoute der Tuten vor, die der Held des Stückes alle umgebracht hatte, Eine Szene spielte im .Himmel, wo Engel der Jungfrau Maria räncherien, die aber mir bei dcu eisten Vor- stellungen sichtbar war, in den späteren als in der «ulisse befindlich angenomincn wurde, VaZ Stück hatte mit Beihilfe der Freunde und bezahlten »latscher eiueu ungeheuren Erfolg, dnrch ^n'ölf Darstellungen, Bei der dreizehnten, der ich bein.'oh>ite, nwchte die Bcifalls-Asfc« luranz der Tirettion zu kostspielig oder über- flüssig sllieiuen, Tas unbefangene bezahlende Publilnm geivanu die Oberhand, und das Stück wurde fo entsetzlich nusgepfiffeu, daß es von da an nicht inelir auf den Brettern erschien. Selbst diese-5 Auspseifen >vurde mit einer Art richterlicher Haltung ausgeübt, wenigstens tamen Pöbeüiaitigleiten nicht vor, wie bei ähn- lichen Anlässen in Wien, Ner Kunstsinn des Franioien ist nicht immer auf der rechten Fährte, was ihm aber im Wege steht, ist doch immer nur eine falsche Ansicht, nie die Ge» nieinheit, ^'on den Menschen in Paris waren mir die interessantesten zwei deutsche Landsleute, Borne und Heine, Mit ersterem kam ich in ein fast frenndfchaftliches Verhältnis, Vorne war ge- wiß ein ehrlicher Man», und das politisch Ai,f° reizende in seinen Schriften, oder vielmehr das auf den höchsten Grad Gesteigerte derselbe,,, kam wabrfcheinüch nur dal^r, daß er die Teutsche» sur fo dickl'äuNg !,ielt, daß man mit Prügeln drcinschlagen niüise, um nur die Spur eines geringen ^indl'!il!>> zurüllznlafse!!, llr glaubte, ohne Gefahr für die Nuhc Teutsch' lauds sich seinem Tlnannenljasi humoristisch bei Patienten lw» harte» saunen, Mau ver- siärlt die Tosen und steigert die Mittel; lange Zeit ohne Mw>g; bi^ en^lul, die >e>',!e Äv,»,'i wirkt, und »uu zugleich die Wirlung der früheren sich bio zuni !Ib>'l»ias,e Luft macht. Ich ging öfters zu ihn, unch Äuteuil hin- aus, und er kam mir unliebe nach Paris, Bis auf seinen wnnoerlichen >)aü gege,i Goethe fanden wir uns recht gut znsamnien. Aber aneh dieser haß war uur gegen Goethes so» geuannteu Aristoklatismus gerichtet. Als eben damals in Deutschland ein neuer Faust er- schien, den der Verfasser Bömeu zuschickte, zeigte sich in der Indignation über dieses Gegenüber- größten nnscrcr Nichtcr legte, Ta5 schlimmste anbrachten. So geschah es mir einmal, dai), als ich einmal meiner Unzufriedenheit über genwart eines solchen Lrilierten Lnft machte, des nächsten Tages unser ganzes Gespräch mit Zeitnng erschien. Ich weiß nicht, ob die östei' rcichischc Gesandtschaft von dein Blatte Notiz genommen hat. Vorne selbst konnte sich in meine Stellung nicht finden, Äls ich eines Tages bei ihm in Nutcnil gefrühstückt hatte, forderte er mich auf, mit ihm i» Paris zu Mittag zu esfen, Wir waren bis zum Ein- gänge des bestimmten Gasthofes gekommen, als er mir sagte, ich würde mich köstlich amüsieren. Es sei ein Gastmahl r>on Ncfugiss aller Nationen. Man würde sieden halten, "meine Gesundheit, einen Toast auf die Befreiung des Meufchen» gefchlechtes trinken nfw, Woranf ich, Abfchied nehmend, erwiderte, er möge sich nur allein diese Unterhaltung «erschaffen, ich würde in einem anderen Gasthause essen, Heine fand ich in Fülle der Gesundheit, aber, wie es schien, eben in sehr beschränkter, öko» »omischer Lage, Er bewohnte in der cits ber^ers zwei kleine Zimmer, in deren erstem sich zwei Weibsbilder mit Betten und >!>,,>!! zu schaffen machten, Vas zweite, noch kleinere, Heines Arbeit-?',i,nnicr, bekam dnrch die Spar» lichkeit der Möbel fast das ÄmVhen des Ge- räumigen oder doch des Geräumten. Seine ganze ostensible Bibliothek bestand in einem, wie er selbst sagte, entlehnten Buche, Er hielt
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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