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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 446 -
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VI, Viogravlnschcs, ei» von den Gesetzen verpönter Schritt, mache vorderhand jede Änderung unmöglich, und es Die Unterzeichner der Bittschrift — die, nebenbei gesagt, über das Mißlingen gar nicht so bestürzt waren, als bei ihrem Feuereifer vorauszusehen war, so das; mnn wohl mcrtte, sie seien von der Fruchtlosigkeit ihres Schrittes un voraus überzeugt gewesen — halten nu» nichls Eiligeres zu luu, als das Gesuch niit den steus der z,veiten Halste ihres Wunsches, als Vorkämpfer der Freiheit zu gelte», nicht auch verlustig zu gehen, Ta bemerlte nun ich zu meinem Erstaune», daß ich in der Neihe der Unterzeichner der erste stand, nides ich mir bewußt war, der dritte unterschrieben zn haben, Iä) erkundigte mich nnd ersnhr, daß Hofrat Hammer und Professor ^'nNiincr ihre uoranstchenden Alainen durch eine» Äimstrndierer ausradieren lasse» und sich in die Mille des Haufens eingeschrieben hatte», so daß ich, der ich allein den Schritt mißbilligt, nu» als Nädelssiihrer au der Spitze sta,!d, Mir !var dies ziemlich gleichgültig, aber, wie es scheint, den b.iden Herren nicht. Wie sehr d.,s Bedaueru des Fürsten Mette» nich bei feinein ablehnenden Bescheide reine 5>eu>^elei war, zeigte eine bald darauf er- scheinende Schrift von einem seiner Vertrauten, dem Baron Clemens Hügel, in der geradezu ciue Verschärfung der Maßregeln gegen die Presse als unbedingt nutwendig dargestellt wurde. Ta der Verfaffer, wie gesagt, ein Pertrauter des Fürsten Mellernich war, nnd die Schrift vor der Veröffentlichung gewiß dem Fürsten vorgelegl nnd von ihm gebilligt wurde, so mußte die darin ausgesprochene Meinung notwendig als die des Staatstanzlers gelten, und die In- dignation des Pnblitnms stieg aufs höchste, Vauernfeld schrieb gegen diese Broschüre, uud je derber, je größer diese Abfertigung war, nm so großer war ihre Wirkung, Tie Lache ging ins Tagesgespräch über. Überhaupt hat die Eitelkeit Metteruichs so viel geschadet als sein Hochmnt, Tie Gewaltherrschaft muß, wie in Nußland, wie i» Österreich unter Kaiser Franz, als ein Fattiim, als eine keines Erweises vc- dürftigeNotweudigteit dastehe,,; vou dem Augen- blicke, als sie sich verteidigt, hat sie sich zugrunde gerichtet, Baueruseld, der Verfasser der Streitschrift gegen Baron Hügel, hatte seit längerer Zeit angefangen, eine politische Rolle zu fpielen, und ich kann nicht vermeiden, von ihm zu redeu, Er trac in die Literatur halb als Gocthiaucr, halb als Tilckiauer eiu, Sein unvergleichliches Talent für das Einzelne wurde durch das Fließende feiner Natur iu bczug auf ein Ganzes sehr in Schatten gestellt, Nichtsdestowe^g.er hatten seine ersten dramatischen Hcrvor- bringnngen noch immer vie I^ ^rgaiüfches, 3>,n erstes »nd vielleicht bestes Stück ging so ziemlich spurlos vorüber, weil bei Bain'vnielos Armnt an Erfindung das ni>l,l ammierte Pnbli!»», über die Mi»,al»rnn lt vo» ^in>.'!ini>»n,,opu!,n^i uud Eharallell'oiuige» »och lnnwegtölvclte. Ein zweites, noch immer im Z»samme»ba»s,e gedachtes, gelang besser. Bei eine», , habe ich ihn sogar genötigt, eine» drillen A!t hinzuzuschreibeu, da er bei dem ,',wei,eu g^ radezu aufhöre» wolüe, '^imciufeld dcfaß Ver- slaud und literaristlie Üiechtschaffenheit genini, nm diesem Gebreche» seines 3>i!e,,!cs e>n>^>,^ zuarbeiten. Es zeigte sich aber^ bald, du,!, wenn er sich einen leii>'>!d>>, !> i^ü,!c,, <,>0rie!>l>, das Einzelne steif unt, kalt geriet, indc anf gut Glück iu den Tag hinein schreiben durste, nm alle Teile sprühend von .^'eben niw esse zu gestalte,,, Während er noch so mit sich selber im ztampf war, tanchte das sogenannte jnngc Deutschland anf, Nnn war der Würfel geworfen. Alles fagen zn können, was einen, in den Mund kam, an Lrd»»»g imd Folge »nln gebunden zn sein, war alles, was er verlangie, »nd er gab sich von da an ei»em t,' ^^1'en hin, desfen ,vi»!ergl»nd doä, >»>,»er eme Art Vcrzn>e.isl»!ig a» sich selbst bildete, wie einer sich dem Tinnte ergibt, »», dein ^>eda»!V» a» das Zngrundegehe,, seines Hausstandes -,n eulsliehe». Uni aber alles zn fagen, was ei,,e>>i in den Mund kommt, muß man es vor allem mu>! fagen können, und er ward vo>, da an der Wütendste nnter den Gegner,, der Banernfeld mcrtte, daß die politischen An- fuielungen dem Piiblitnm die ,r>illtom,neusten waren, geriet er aus der litcrarisaie» Agitnlio» von selbst in die politische, ein Feld, i^ ^ bis dahin ganz fremd war, Ich gla»l>e ,oc»,g' steiis »icht, daß er vor seine», dreißigsten Ialne eine politische Zeitling überhaupt nnr gelesen hat, Ticser psychologifch bedingte Hergang blieb übrigens für Baucrnfeld ei» ^!el,eim», , ammenhllna, getäuscht. Übrigens ging ihm viel hi», >oas ,»a» andern sehr übel genommen hätte, Ter aller- höchste Hof liebte nämlich im Theater — zu laiche», li»d da ili»i Baiiernfeld dazu Gelegen- heit gab, gefiel ma» fich dnri», ihn für einen polternden Nprudelkopf zu halten, deffeu Reden Opposition mit dem Fürsten Metternich den Liberalen spielte nnd Banernfelds nnznsammen- hängende Ausbrüche mit Wohlgefallen anhörte, um so mehr, als dessen anfeindender Grimm ich besonders gegen seinen Vorgesetzten, den Finanzpräsidenteu Baron Kübect, wendete, den
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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