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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 449 -
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VI, ViogruplnjchcZ, 449 den Aufrulir mit zwei Bataillonen Soldaten voü beiden Teilen wie einen Taschendieb „ciniülnen" löiuieu, den» auf deu uächstgelcgcucn Plätzen giinieu die ^eute unbekümmert i>,ren Geschäften nach, ja in der Hcrreugasse selbst zeigte sich außer der nächsten Nähe des Laudhanses »ir- ,^eud^ eiu Tpur von Tcllnahiue, 'Aber nirgends Tvuppeu, uicht eiumal die, ge>rö!!,,!iel>e PMi^i luache, .Halb verdrießlich, lialb beschämt, be^üb ,ll, nnch ins damalige >?ojtammelarchiu, dessen Äü^usaal die Äuc-sicht auf den Ballplatz gegen- über der Staatstauzlei liatte, 5^>ier hatte ich mich aber laum zur Arbeit gesetzt, als ein paar Bekannte lameu mit den Worten l „Nnn sind sie beim Fürsten Metteruich!" Ich folgte in den Ältensaal und sab in dcr Mitte des BalU'!, '^ ciue,'. Haufen von 4U bis 50 jungen Leuten, oder anf einem Tische über die andern bmaus ragend nnd im Begriffe, gegen die Staatskanzlei c>eweudet, eine Ncde zu beginnen. Hier endlich wehr beim Fuße, an der mir gegenüber liegen- den Mauer der Vaslei aufgestellt, Tcr junge den Eingaug verstand: „Ich heiße N, N, Burian, aus *^ in Gali^ieu geb^en, 19 Jahre alt," teils konnte ich den Nest uicht melir verstellen, teil-> Ioo>ie!,eu und Verwundungen oder sonstige Miß- handlungen vorfallen, ich verliest daber das noch an nichts Arges, Voch hatte das Ganze einen großen Eindruck auf mich gemacht, Tie gestellten Bewmmeteu gar keine Notiz ualmieu, datte eüva^ l^ronarliges, Tas sind Helden» Später trat endlich die bewaffnete Macht ein, befohlen bat, er bat die Monarchie an den Nnud des Abgrundes gebracht, indem er die «lassen, büberei zu eiucr Revolution steinpelte, Von da Fürsten Mellernich absetzte, der bei allen seinen 7>>!!le>n doch noch der einzige war, der Kopf und ^»elqie gehabt hätte, dem Fortrollen Maß und Ziel zu fetzen. Ein Opfer war notwendig, da;u wäre aber auch der Polizeipräsident Graf ^ed!,ny,fy hinreichend gewesen, der nilgemein veNnis>: uud wirüich grbsttcntcils schnld an allen Ilbelu >i.'iir, llbrigeu-'- ums; ick, meinen Laudsleuten das Zeugnis geben, daß sie, sich in der ersten Zeit mit einer ^'iebenswürdigleit beiwmmen haben, Jet, fing schon selbst an, meinen Besorgnissen zu »nßtraueu, Mit so gutmütigen deinen, schien ec-, töuue mau die gefälnlichsten Erpeiimeute austelteu. Als aber am dritten Tage die Uugaru Giill>,lzcrs ,'amtüchc Wc^Ic. I I , kamen nnd sich von der Gesamtmcmarchie los- rissen, und die Menge, die das wußte, ihuen Vivats und Eljcns zurief, da merkte ich, daß die Unwissenheit gepaart, gefährlicher ist als die 3chleä'tig!eit, nnd war überzeugt, daß wir vcr° Übrigens war es die lustigste Revolution, die man sich denken kaun. Vom schönsten Früh- lingswetter begünstigt, bewegte sich die gauzc Population den Tag über auf den Etrnßcn, In der Nähe der kaiserliche» Burg augetommeu worden war — erhob die Menge ein lautes Iubclgcschrci, so daß die im Inneren Abge- schlossenen jeden Augenblick glaubten, es gehe an ihr ^ebeu, uud alles bewilligte,,, was ein- zelne Unverschämte, die sich als deputierte dar- stellten, nur irgend zu begehren i.'nst hatten. Überhaupt war es Mode geworden, daß jeder, dort in den Tisch schlng und den Erzherzögen Grobheiten sagte. Am ernsthaftesten, aber freilich anch am ab- surdesten nahmen es die Studenten, die sich als die Helden der Newegnng betrachteten, Ta wollten sie die Burg stürmen, Tie dachten dabei weniger an den Sieg als an die Ehre, für die Freiheit zu sterben. Sie stritten sich nm den ersten Platz beim Angriff, Ich habe mich über- gehrtcn, vorangestellt zu werden, damit, wenn fie erschossen wären, die Älteren nnd Tiärtereü sich auf die Kanonen weifen könnten, ehe man noch Zi^it hätte, wieder zu laden. Ein nichts Endlich erschien das Versprechen einer Ver- fassung, Ter Kaiser fnhr durch die Stadt, Zubel, Vivats, Anhänglichkeit, Liebe, Treue Ich selbst war znr Passivität verdammt, Ta fehlte mir jeder Anhnltspuutt derVcrstäudiguug. Ich begrüßte die Freiheit in einem Gedichte an eindringlichsten Warnungen fehlen ließ, beson- ders vor dcr Nachahmung der Albernheiten uud Schlechtigkeiten Frankreichs und des übrigen Teutschwud^, Mau ualm, das Gedicht gut auf, haben, daß man einer solchen bedürfe, Hier wäre dcr Ort, mich über meinen Mangel an Begeisterung für die Freiheit zu rechtfertigen, mein literarisches, zerstört, ich werde daher wohl Sinn für die Freiheit haben. Aber ncbstdcm, daß die Bewegnng des Jahres 18l8 mein Vater- land zu zerstören drohte, das ich bis znm Kindi- schen liebte, schien mir auch überhaupt kein Zeitpuult für die Freiheit ungünstiger als der 23
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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