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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 450 -
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450 VI, damalige. In Tentschland, das immer von Fortschritten träumte, hatte die ganze Bildung cinen solchen Charakter von Unfähigkeit, Un- natur, Übertreibung und zugleich von Eigen- und Maßhaltendes gar nicht zu deuten war, lind doch war hundert ans eins zu wetten, das; die Literatur, weuigsteus anfangs, an der Spitze der Bestrebungen stehen werde, ich sage: llnfaugs, weil gerade durch das Unausführbare ihrer Theorien der im zweite» Gliede stechenden Schlechtigkeit Tür und Tor geöffnet werde» mußte, ^ur Freiheit gehört vor allem gefuuder Perstand und Selbstbeschräuknng, und gerade darau fehlte es in Tenlschlaud, Österreich haiie N0tt ,V,ner ^z^ujur dao !II'^i'gie,i^i i>> scheu literarischen Absurditai^, ni.lu !^ -> l!,,>d>'> n tonnen, uud wenn die Wiener von ,,','! in Teutschlaud" träunttl-u, fo ivar e>> gicn^u te,!->, wl'il fie hofften, da-> d>',!ts>l,e wmeuichmi liche Gebräu mit leichter Mu>!>- und >'^>>^> Löffeln i» sich hineinfchliugen zn tön,,ei, halb war ich auch ;nv V>n'i,!ui,n verdammt; denn bätte ich gesagt: Was ihr für Wri>>l,e,t haltet, ist Unsinn; — es Inüle mir niemand ge> glaubt. Vor allein, weil ich alt nnd der "vo>i- schritt mir in der Jugend beglanbigt >var. Erinnerungen an Veethoven. Ich lese einen Aufsatz von Herrn L, Nellsiab: ,,Bee!<>oven" übei'jchl'iebcn, uud sinde darin nieines Verhältuifses zu dem genannten großen Meister, namentlich aber des Ofterutextcs, deu ich für ihu geschrieben, in einer 'AN erwalmt, gilt nicht >>errn Nellslab, der ohne Zweifel alles, was ihm Beethoven sagte, bis avf die Worte ge treu niederschrieb. Tie Ursache dürfte vielmehr in dem traurigen Zustande des Meisters wäh- rend seiner letzten Jahre licgcu, der ihu wirt- lich Geschehenes und bloß Gedachtes nicht immer deutlich unteischeideu ließ. Was eiucu groszeu Manu betrifft, ist immer iutereffant, ich will daher uufer Zusammentreffen und was uaruas inneruugen an ihn bei Kiefer Gelegenheit wieder vor die Lcele zu sührcu mid sie hier aufzu- zeichnen, Das erste Mal, daß ich Beethoven sah, war in meinen «nabeujahrcn — es mochte in den Jahren 1804 oder ,'> gewesen sein — und zwar bei einer musitalischcn Abendunterhaltung im Hause, meines ^nlels, Joseph ^onnleilhner, da- maligen Gesellschafters einer ttunft- nnd Musita« lienhaudluug in Wien, Äußer Beethoven be- fanden sich noch Lherubini nnd Abbs Vogler unter dc» Anwesenden, Er war damals »och mager, schwarz, uud zwar, gegen seine spätere Gewohnheit, höchst elegant gekleidet nnd trng Brillen, was ich mir darum so gut merkte, weil er in späterer Zeit sich dieser Hilfsmittels eines kurzen Gesichtes nicht mehr bediente, !^b er selbst oder Lhcrubiui bei dieser Musik spielte, als der Bediente bereits das Souper ankündigte, sich Abbs Vogler »och ans Klavier setzte und über ein afrikanisches Thema das er selbst aus dem Mutterlande hernbergeholt, endlose Variationen zu spielen anfing, Tie Gefellschaft verlor sich Tiirchführungeu iu den Speifesaal, C^ bliebe,! nur Beelhoveu uud Cliernbini >ii>i,cl, Cüdliä, giug auch dieser, >,,,, ! n>,>,d >,!! ,,l neben dem hart arbeitenden Manne, verlor auch er die ^n'duld, ulme daß Abt Vogl^, uuumehr ganz allein gelassen, aushö,! Ich selbst war im dunipfe,! Staunen ,,' Ungeln'nerlichc der Sache zurückgeblieb^' von diesem Augenblicke au weiter geschah, dar- über verläßt mich, wie es bei Ingenderinne« rungcn zu gehen Pflegt, mein Gedächtnis vi'ü, ,, Neben wem Beethoven bei Tische faß, ob er fich mit llberubiui unterhielt, ob sich später Abt Vogler zu ihneu gesellte — es ist, nlc- dunkler Vorhang sich mir über alles da^ hin- gezogen hätte. Ein oder zwei Jahre darauf wohnte ich mit meinen Eltern während des Somnu'rs in de,n Torfe Hciligenstadt bei Wien, Unsere Wolmnng ging gegen den Garten, die Zimmer »ach der Ziias., >iattc Beethoven gemietet. Beide Ab- teilungen waren durch einen gcmeinsch,! Gang verbünde», der zur Treppe führte Bruder uud ich machten uns wenig ans dem wunderliche» Mann — er war unN'lixin'ü stärker geworden uud giug böcbst nachlässig, ,a »»rcinlich gekleidet — wenn er brummend an uns vorüberschoß; meine Mutter aber, eine leidcnschaftlicheFreilnoin derMnfik, ließ sich hin- reißen, je nnd dann, wenn sie ihn Klavier spielen hörte, ans den gemeinschaftlichen Gang, nnd zwar nicht an scnier, sonder» unmittelbar nebe» u»serer Türe hmziitretcn uud andächtig zn lnnfchen, Tas mochte ein paarmal geschehe» sein, als Plötzlich Beethovens Tür a»> selbst heraustritt, meine Mutter erblickt, zurück- eilt, uud unmittelbar darauf, dcu .vnit aus dem 'lopie, die Treppe hinab ins Freie stürmt Von o,>j,,,, Augenblicke an berührte er sein Klavier nicht mehr. Umsonst ließ ihn meine Mm,,>, da ihr alle andern Gelegenheiten abgeschnittn!
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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