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VI, Biographisches.
Ich habe Masfeis Meropc im Theater Por-
diese Italiener tragiercn, ist unbeschreiblich, Tie
stürzen die Nedc war, so wirbelte sie blitzschnell
die Arme und geballten Fäuste übereinander,
wie man wohl in der outriertcn Valletmanicr
zu tun Pflegt, In der höchsten Wut griff
sie sich die Augäpfel ausreiften wollte, — Ob-
gleich auch häufig bis zur Karikatur heftig,
zeigte doch der Schauspieler, der dcu Ägisth
mauchmal vortrefflich, uud in der Szene, wo
er das Geheimnis seiner Ablnnft erfährt, r iß
drmlouollen Gesichte, bot jede seiner Stellungen
cin Modell für den Maler, besonders da auch
seiue Kleidung, weit entfernt von den knappen
Jacken, in denen wir unsere Griechen gleich
hatten aber durchaus gut memoriert nnd spielten
in den Ensembles rasch und gut zusammen.
Die Musil iu der Sistina bei den Metten
in der Karwoche hat wirklich etwas Äußer-
urdrntliches. Ohne Instrumentalbegleitung wird
lant nnd Alt von Kastraten gesungen werden.
Der Gesang dieser letzteren verstärkt durch sein
Conixrbares, Eindringliches die Wirknng un°
ihrer Art sind, doch durch ihre Länge er-
müden nnd zuletzt bei dem ungeheuren Ge-
dränge, iu dem man geanetscht dasteht, beinahe
uerllingcn, und es wird still in der Kapelle,
die währenddem immer dunkler und dunller
Licht ausstreut, Ta — nach einer langen Stille,
der Distantton durch das Schweigen, und —
Töne, dieso lang^imc zögernde Auflösung der
disharmonischen »länge/dieses fchcinbar ein-
fache und doch kunstreiche Fortschreiten des Ge-
sanges verfehlt seine Wirkung nicht. Selbst die
derben Naturen der Engländer konnten der
Macht dieser Musik nicht widerstehen, sie wur-
den still und horchten, sichtbar berührt. Aber
auch die Aufführung der Sänger kann nicht
genug gelobt werden, Tnvchans genau und
rein, kann das geübteste Ohr bei all den Aus-
weichungen nnd Anslusnngen keinen falsche,,
Ton l'smerlen, Die Diskante waren vorzüg» lich, besonders ausgezeichnet aber der Bassist,
Nachtgcmälde hiuciulegtc. Man gibt abwechselnd
zwei Kompositionen dieses Miscreres von ver-
schiedenen Meistern, wovon mir aber das von
harmonischen Töne des andern zu häufig sind
und in ihrer Gesuchtheit häufig zu wirtlichen
Mis,lönen wcrdcu,
All dieser Genuß wird einem übrigens sel,r
durch das unermeßliche Gedränge verleidet, das
ist und heuer durch die Anwesenheit so un-
verhältnismäßig vieler Fremder ganz besonders
Ernste totgedrückt zu werden, hierbei tritt nnn
die Derbheit der päpstlichen Schweizer in ihr
volles Licht, die ich aber übrigens nicht Grob-
heit nennen möchte, da diese tüchtigen Kerls
nur gcuau erfüllen, was ihucu befohlen worden,
groß wird, daß eine gradweife Steigerung der
Milde zur Strenge nicht mehr möglich ist. Man
muß auch nnr den Ungestüm sehen, mit dem
sich alles, besonders die Engländer, bei solchen
Gelegenheiten zudräugt. Da stoßen uud schlagen
was das Zeug hält, und ich war selbst Zeuge
Hellebarden auf Herren nnd Damen losschlugen,
die mit Gewalt die Türe erstürmen wollten,
die zu dem Saale der Fnßwaschuug führt,
Gedränge werde ich vielleicht nie mehr erleben.
Nie alles die Treppe hinausstürzte und die
Schweizer, beinahe übermannt, den andrängen-
olmmachtigc Damen, brüllende Engländer,
prügelnde Schweizer, ich war froh, aus dem
Gedränge mit Aufopferung der Fußwaschnng
jenigen, der sich nur kurze Zeit dort aushalten
kann, unerträglich wird, nämlich in den ersten
uu» der Stadt selbst und ihren Umgebungen
erhält, sind nichts weniger als erfreulich, und
man sich beinahe schämt, iu dem hochgepriesencn
l>l'il üder sich selbst verbundenen Stimmimg
fängt man die Jagd »ach Seheusivürdigteinn
dabei ist noch das Traurige, daß alles einzelne
beinah dnrchaus unter der Idee bleibt, die
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik