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VI, Biographisches. 471
der Fackeln hinabglitte», die Hütte des Ein-
siedlers erreichten, ohne n»s cnifznhalte», fmt
litte», um elf Uhr nachts in Purtici angelangt,
die Vcrgsahrt ebenso, wie wir sie begonnen
— mit 'einem fröhlichen Mahle schlössen n»d
endlich zicnUich ermüdet nach Neapel zurück-
lehrte», beut nichts dar, wns einer besonder»
Als wir den Vcsnu bestiegen, stießen wir auf
eine Gesellschaft, die anfangs weit uor nns vor-
aus war uud unn, da wir bessere Kletterer
waren, hinter uns znriickblieb. Unsere Führer,
selbst Neavolitauer, wiesen hohnlachend auf die
Zurmtbleibenden, indeni sie sagte,,: i ^enti
gefahren, Taselbst a,,gelangt, fliege,! wir ans
und hießen den Mietwagen warten, Tie Muste-
rung verspätete sich, nnd erst nach drei Stunden
lehrten wir znm Wagen zurück. Schon von
weiten, winkte uns srendig der Kutscher, wie
von einer große» Angst befreit. Wir stiegen
ein. Siehst du, sagte der Kamerad nnscrcs
Kutschers zn diesem, daß die Herren zurück-
sich fortmache», ohne zu zahlen! Siud's doch
Fremde! Ja, nnuu's Neapolitaner gewesen
wären! — Was soll man deute», wenn das
Aulk selbst Uon sich so urteilt! -^ So habe»
Z,piel des ^cl,»»v!tuches einzustecken, damit es
uicht gestohlen werde: es gibt gar schlechte Veule
Ter König uon Neapel befindet sich in ei»«
il'mische» Verlegenheit, Er hat zur Zeit seiner
Neapel zurückgekehrt, fängt er an, auf einem
Plane ausführe» zu lasse». Nun wird iln» >iber
P>0vl>ezeit, daß der Tag, an dem die Kirche
vollendet fein werde, sein Todestag sei, ^ Was
nnn tun? ^- Teni 5^ciligen das Wort brechen?
Oder es erfüllen und sterben? — Es wild
sortgebaut, durch drei Arbeiter uämlich, so daß
der 60 jährige König, was die Vollendung der
Ilirche betrisst, leicht noch einmal so alt werde»
laun, als er ist, — Noch ist zu merken, daß
l,>i> >>,rche von dein Ertrag der Pacht der
>?as>irdspiele gcbant wird, Ein wahrhaft gott-
gefälliges Wer!'
In der hiesigen ieln elende» ,'ln,,slansstellnng
hat eines der bessern ,BiIder den Besuch des
heiligen Franz von Panla in einem Nonnen-
kloster zum Gegenstände, No»»e» »»5 Zöglinge das Frische seiner Züge mich gleich beim ersten
Anblick iu Erstaune» se^te, Eüdlich löste u,an
mir das Rätsel, Tas Bild stellte eigentlich
einen Vcsnch Murats in dem Kloster vor, nnd
der Maler, besorgt, seine Mühe zu verlieren,
übermalte die Figur des Exkönigs und ka-
nonifierte. ihn zum heiligen.
Ich war in der Iauuariuslirche, um das
Wunder der Flüssigmachung des Vlutes des
gegen sein, wodurch ich den hauvtgenuß, deu
ersten Eindruck der Sache auf das Vult zu
sehen, versäumte. Ich mußte mich daher mit
der tirchlichen Feierlichleit begnügen. In der
Neapolitaner für ihren Heiligen vermutet lnitte,
Auf geziemendes Ansuchen bei eiuem der Ve
walner der Kirche ward mir und ,nelne>eu
<":e,»de,i das Gitter des Altars geösf»et, so
ga»ze ,Hnndlung aus der ,nächstcu Nähe be-
trachten tonnten, Während der Messe, die noch
nicht zu Ende war, betrachtete ich mir die
Kapelle, Geschmacklose Pracht schimmeNe rings
größter gleichfalls massives Silber mit er»
habene» Figuren war, wechselten silberne
beuchter mit Blumenstöcken, gleichfalls von
förmigteit dieses, matt gearbeitet ohnehin nicht
sehr g»t in die Angen fallende» Metalles bis
,',»,» Überdruß ermüdet ward, besonders da der
»unstweri aller dieser Bildwerke nichts weniger
bedeckeu die Wände, aber ohne daß die Ver-
zierung irgend einen erfreulichen Anblick ge-
währte. Endlich war die Messe geendigt, und
die alten Weiber uor, de»e» man überall Pin!,-,
machte, n»d die, wie man mir sagte, einen
altes Weib es war, die das Älnt des Heiligen,
als er enthauptet wnro, im Sand aniiing nnd
so den Schatz auf die Nachwelt brachte, AnH
schrie ei» solches Weib,,das durch feine markierte
schrei während der Zeremonie sich vor allen aus-
zeichnete, als ma» zögerte, sie vorzulassen: vi«!
Bliime» »üd schmuck, was alles auf dem Altar
ausgebreitet wurde. Endlich erschien ei» Toni-
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik