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498 VI, Biographisches.
Immer nuf dem Punkte, in literarische Vc«
zu vermeiden meine bestimmte Absicht war,
Allzu schlechtes Weller, sttNechte Wohnung, üble
Laune, Obwohl mir alles anlag, länger zu
bleiben, und >lureff sich gar nicht darein iinden
tonnte, bestellte ich doch meinen Platz auf der
Post für Sonntag 15, ^für Samstag war lein
guter mehr zu haben), verschwieg es aber sorg»
uiltig, uiu die VetauntslliafiU'erber mit einer
längeren Aussub! lunznliaüeu. >touulc doch
nicht vermeide,,, unt «urcff bei Alerandre
Tniuas iu frühslmteu, der „lit einer hübschen
Schauspielerin lebt nnt> ein juuger guta,
der >terl ist, Er hatte Vitior >?ugo geladen,
der nicht lani, Tut mir leid, belade den hätte
ich am liebsten gesehen Das ^>esprücl) >var etwas
laiiderwelsl!,, Offenbar eudoltriniert «oreff den
juugeu Maun iu deutscher und spanischer Lite-
ratur. Ich ging um vier Uhr, weil ich ber
Ehe-,>, verspruche'u, die herzogiu vou Abrautcs
zu besuchen, die denn doch eine interessante
Person ist, Na sie jedoch lranllieitshalber zu
Vette liegt nnd ihre Tienerschasl von meiner
Autunft nicht unterrichtet war, so ward ich ab-
gewiesen, lies; meine >larte da >md ging. Um
so besser. Zwei Tage vor meiner Abreise ffteistc
ich noch mit Nenwalls im <^le lls ?nri8 vur»
trefflich, Dcu letzteu Mittag mit Vrant uud
Ereiguisse habe ich vergessen. Besuchte »och
»oreff, der mir ciue Adresse nach Loudou und
ein '.'.'iiitel gegen meine hartnälügeu übstruk-
Iionen versprochen hatte, Fand ihn nicht zu
Üanfe, was mir diesmal leid tat, Tas Ver-
hältnis mit Vraut macht fich immer schlechter.
Er begreift nicht, das; ein Fremder, der nnr
fünf Wocheu in Paris bleibt, anders lebe» muß
als ein eigentlicher Einwohner, und bei seiner
Sparsamleit ärgert es ihn, so oft ich ins Theater
gehe, lieber sollte ich den Abend bei ihm au
seinem ilaminfeucr zubringen, iu das er ver-
liebt ist, nnd an dein wir nns beim Tee en-
nuyieren, «omme diesmal beinahe zu einer
harten (irtlärnng, Er verleidete mir und Mauh
für den Abend das Theater, Wir gingen also
nur noch »ach dem Tpielhause liue üiokeli«u,
dem ersten hier, das aber in kleinerem Stil ist,
als ich dachte, Tas in Neapel war viel
grandioser, huren nnd Silbcrgeldspieler, Many
verlor vierzig Francs, ich gewann fünf, nach-
dem wir eine halbe stunde mitgemacht hatten,
Letzte Nacht iu Paris,
Sonntag, den 15, Tag der großen Tonnen-
finsternis nnd meiner Abreise, Ich war in dem
uuliebeuswnrdigstcn Humor von der Welt, Tie
Chezy brachte einen jungen deutschen Vichtcr auf
mein, Zimmer, der mir die Vifiernng meines
Passes auf den aitairez etlÄn^ere» zusagt^ end-
uiemnud von den Beamten da gcfundcu, was
meine üble Stimniung vermehrte, da ich An«
stände befürchtete, Koreff, der mir einen Vcfuch zugrsagt, lam nicht, In medizinmnrl ,",ns,ä'l
Twrama fuhren, was iä, ablelmle, !>'ils we,.
ich nicht gl'sinnni! ,l>ar, !>>!<> nni »oresi ,,i>1,l zn
einen Schaden an meinen ^vinlk'idcrn an>',
n^'^n s,^, da die poenscbe Fran N'cder ^Ivirn noch
herauszog, Fiühstüeltr ü >>> !,,u!>'!',, !!<>. ^.Vine
,',leii!idi,i aß die Iieste nnd nahm ein '^>lns
l!hablis au. Ludlich die Stuude der
Vrant kam, leidlich ausgesöhnt, Er ist ein vor-
trefflicher Meusch, uud die Ursacln',, unserer
Ttraßcu, Nie Tounenfinsleruis >var eben nus
llneni höchsten Pnnlle I>>i l>>itle l.ine Lust, Inn
zusahen, Es sllilng halb vier lll,r, und unr gingen
in den Pacthuf, Uue 8t. 1I„nc,re, "'>,!,!
(«agliards Etablissement, Tcr Wagen ist bo
reii. Im Coups außer mir noch eine kraule
Fran ans Bonwgne, Vrnnt, meine Schweden
standen am Wagen, Abschiedszurufe, ?
Pferde sehten sich in Gang, Ich hätte nun vie^
über meinen Aufenthalt in Paris nachoculen
lönnen, aber ich dachte nichts nnd war ver-
siinintt, Tiesc Plackereien nnd Beschwerlichkeiten,
ganz allein, genötigt, für >>! sorgen,
ging weiter nud weiter, Nas Land recht hübsch.
Muntere Vauerslente, Die Mädchen ellgan',
am Wege Vall schlagend, im «reis tanzend, Ls
wird Nacht, Gegen alle Erwartung schlief ich
recht gut, Folge der letzteu Austrengung und
dnranf notwendige Abspanuuug, Ncr Murgen
leidlich hübsch, Frühstücke in Abböuille, U'eun
ich nicht irre, Tas Interieur des WagcuZ bloß
lifch so wenig verstehen, als ich von dem ihren,
Wagen, daß ein Paketbout noch diese Nacht
unmittelbar nach London abgehen werde, Nas
änderte nuf eiumal alle meine Entschlüsse,
Sollte ich nnn einen halben Tag und Nacht in
Vonlogne bleiben, dann nach Nover übersehen,
dort wieder schlafen und, weiß Gott wie lauge,
mich nach London hinraderu lassen? Ick) zog
eine zwölfstündige Wasserreise vor. In Von»
lichcs Mittagmahl, Tann sogleich in den Hafen,
Anstalten für die Überfahrt zu machen. Es
lagen, statt eines, zwei Nampfschiffe da. Ich
zog das teurere vor, da ich das andere mir über»
füllt dachte. So war es auch. Da ich, der
Seekrankheit wegen, doch iu keine Kajüte gehen
wollte, mietete ich mich im Leconä cadin ein,
d, h, da die Netten schon von Damen -
ein wenig auf dem hafeudamm spazieren nud
fah die Sonne im Meere uutcrgchen. War nicht
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik