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5l0 VI, ^i
sleHZ, Xin^Ldeucli. Ging in jeden derselben und
wohnte den Verhandlungen bei. Vewunderuugs-
würdige Überlegenheit der Richter i,i
andersetznng der Fälle und augenblicklicher Iu»
rechtführling der Advokaten, ,^ieranf nach dein
Strand, Tie Adelaidengalerie besehen, Vov
dein Eingänge ein hübsches Mädchen von launi
sünfzehn Jahren, gnt gekleidet, so betrunken,
Teilte demnngcachtet Ohrfeigen und Niefcnpiiiie
an die Vorübergehenden aus, die sie zum Gcgen-
stände ihrer Ncngier machten, Die Galerie höchst
merkwürdig, Line Masse mechanischer Erfin-
dungen und Physikalischer Erperimente, Äi,f>
fallende Veweise von der Einerlciheit der mag-
netschcn und elektrischen Kraft, Tampfkanonen,
die mit felnndenübereilender Schnelligkeit ein-
zelne Kugeln und mit fürchterlichem Geprassel
ganze >>agel auf einmal fortschlenderten, Ver
!or einige Ttnnoen ini Varten auf die mikro-
skopischen Tarstellungen, da mehr Lente da
waren, als das gcränniige Zinuncr ans einmal
fassen konnte, Es war fünf Uhr, als ick) heraus-
kam, nnd ein schnell einfallender Platzregen
nötigt mich, mit höchster Eile nieine Wohnung
zu suchen.
Nach ?isch ins Trnrylane-Theater, Das
Mädchen von Artois, original-englische Oper
von Balf6, Einzelne hübsche machen, Das
vortresflicher als jemals. Eine ihrer Arien, ei,,
schönes Duett, Vor allem aber eine Art Walzer,
der das Ganze höchst unschicklich schließt, den
sie aber mit einer Virtuosität sang, die alles
hinter sich läßt, Dieser leichte Wechsel von
hohen nnd tiefen Tönen in dem schnellsten ,',r,i
maße, diese völlig ausgebildeten Pralltriller,
dieser vollendete Geschmack im übergehen zu der
jubeln, diese tiefe Empfindung, Die Pasta geht
ihr gewiß an Tiefe nnd Großartigkeit vor, sie
aber ist nnendüch mannigfaltiger, frei genialer.
In den Passagen nach aufwärts ist manchmal
ein Anklang uon Stoßweisen, überhanpt nicht
die vollendete Nettigkeit der Fudor, manchmal
der, Tiefe, der fortgesetzte Triller nicht so be-
stimmt, so tonrcich alc- bei mancher ihrer großen
Nebenbuhlerinnen, aber als Ganzes steht sie
gewiß den Besten nicht »ach nnd übertrifft sie
alle als Theatersängerii! im ausgedehntesten
Bereich,
Als ich gegen Mitternacht nach Hause kam,
fand ich einen Brief vom Legationsrat, der mir
eine Kurte zur Pairssiyung für diesen Adend
übersendete. Natürlich nicht zu benutzen.
Sonderbare Gefälligkeit, mehr um eine Bitte
abzutun, als wirklich förderlich zu sein,
Dienstag, den 7, Juni, Wollte die Familie
Figdor vor ihrer Abreise sehen, ward durch
einen Besuch Prägers weit über meine Absicht
lange zu.vause gehalten. Nach Nallbroo^ti-Let,
Fand die Figdors nicht, Trieb mich in der City Negen aber fortwalnend in
gehalten wurde, wo dock, d^r l'>de!>,
i 3chlch darbot, Endlich, um nicht gan-,
zu werden, zeillich nach ,v>ii>>!'
I'gLLeclio äi Lorinw. ^>1, l,i>>>' d>'> >",,',
unrecht getan, Vas ist eine so vm!^
ian,^> diiselde Nei,i>ü,g >um ^,!,!)0!l'iinqcn, a>>>
da ich sie das e,n>' -^1,1! !,>",>,', ^r^
iiä, aüc<' zui^l,!, Ich hade di
anffülnen gesrl,en, aber erst liente ,i> >, >
Ztimme >vie s^ien eine Primadonna, die
meisl^iv schon halb nnsgesnngen sind, ü'
zu den leltten Slnfen gelaiigen, Te, >'!w'
Von den übrige,, liebe ich weixr
Tanibnrini befondeiv, noä, Rnl'ini iidcvhalipl,
Lablache taugt uicht mehr für den Priester, der
Zusammenwirken, wie natürlich, vortresflich.
Tie Ausstattung viel !Iein!ic!,er als in Paris,
Mitt lvoch, den d«, In,ii, Frülünor,ie,,'- la,,i
der jnnge Figdor zu nur, ,,,.,, !,^
eben abgereist waren und der mich nm!> d> ,,1
ilolossenm abholte, Tahcn das Panorama von
Loudon, das au Großartigkeit und Trene ,,ichts
;u >>,'!,!,sehen iibrig läßt, aber doch etwa-.'- gar
>u bleill, nnd verwaschen in der Farbe
ist, ^>i> nngehener! Aber der Eindru,!
vom >ialenderge ist aiich nicht kleiner. In den
3traße,i selbst merlt oia,,, iine >^os^ ^o,won ist,
auf nnd ab, Orn llxekan^e, ein ungeyenres
Gebäude zum Behuf des Getreidehandr!
abredeten für nächsten Tam^taa, eine
nach Windsor, Morgen ist giosiec- Tanliesi oer
Pfarrschnlen St, Paul, Mittags zn Ha>,se,
Abends ging ich ins Astlcy Theater, nm es
doch auch gesehen zu haben, Schlechte Ep^!il,>>!
stücke, Neitertünstc besser, als man sie irgend
sieht. Eine Mich a,,- Pferde ^Idrichterin, ünt
einem herrlichen Pferde voll Gelehrigkeit, machte
darauf im einfachen eleganten Neithabit die
Reitschule zum wahren Gennfse, Gruppierungen,
Mensche,,pm'mniden von wiv!>n1,en oder vorgeb-
lichen Beduinen dargestellt, bi>? .zi,m llnglan!.'.
lichen, Besondere Meister in den unmöglichsten
Gliederverrcnkungen, Seiltänzer ziemliä'
Ncr eine fiel derb aufs Man!, daß er forllnntle,
Lin königlicher Prachtcinzug, nur in Pa>
boten Ein Wettrennen von Knaben auf kleinen
Ponies, den großen aufs täuschendste nachge-
ahmt. Ging endlich, übersatt,
Donnerstag, den 9, Früh morgens mit
Figdor und einem andern d>>!,, ! u >i msmanne
in die St, Panlskiiche, die mit endlosen Stufen
zum Kinderfest hergerichtet war, Nings unter
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik