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516 VI, Biographisches.
überall. Van Thck sich selbst bei»ahc unähnlich.
Sehr gut Iordaens, Ein merkwürdiger Rims
dacl usw., an vierhundert Stück, sehr gut er-
halten. Meine Begleiter hatten weniger Ge-
duld als ich, mußte daher die alteren Sachen
ziemlich schnell abfertigen. Von ganz neuen ein
nach meinem Urteil vortreffliches Stück, die
Revolution von 1830 darstellend. Ich weiß
lein Bild, neue Ereignisse darstellend, das ich
diesem vorziehen, ja nur gleichstelle,! mochte,
höchstens die Farbe gegen den Vordergrund zu
etwas bleich, aber komponiert, gedacht, gesülilt,
wie wenig, Ncr Meister ist wahrscheinlich in
der Kunslwelt unbekannt, ich weiß ihn nicht,
Tarauf in den Palast des Prinzen vo»
Uranien, Mußten bei einer Stunde warten,
bis man uns einführte, uus Pantoffel anziehen
ließ und durch einige Prachtzimmer hetzte, so
daß man einen Nassael, Paul Vermiese, Peru«
gino nnr im Fluge sehen tonnte, Ncr Führer
vertröstete auf einen künftigen Tag, da hente
der Zndrang zu groß war, Für mich gibt's
hier leider keinen tünnige» Tag, besonders da,
wenn man auch noch einen Zugeben wollte, der
Montag ebenso tumultuarisch seiu soll, Tann
zerstreulen sich meine Begleiter, nnd ich besah
bände, und die Kirche St, Gudule, mit deu vor-
trefflichsten Feustergemäldc», besonders, wie mir
schien, auf der rechten Teile des P>.esl'»terin,:'s.
Meisterhaftes Schniywert unter der >lan,;rl.
Adam und Ella mit dem Apfel, Engel nnd Tod
dabei, das fchünste Laubwerk mit Vögeln nnd
Tieren, Suchte auch ciue Kirche der Notre-
Tame, die in Bücher» gerühmt wird, konnte
sie aber nicht finden, weil es drei Kirchen dieses
Namens mit verschiedenen Neinamen in Brüssel
>Mt, fragte mich sterbensmüdc in den Gast«
lucm wegen der Ungleichheit des Bodens, Ganz
nach Pariser Sitte alle Buden am Sonntag
offen.
Nach Tisch ein wenig die Stadt durchstriche»
Nahmen Abschied vo» unsern schwedischen Freun
den, die ins Theater gingen, >Einer ist ein
Graf Nose», der andere ein Baron, Seinen
Namen habe ich nicht behalten, obfchon er
der Liebenswürdigere war. Beide Offiziere,)
Nahmen Tee, Um acht Uhr anf die Post und
sort nach Lüttich, Fanden einen recht ange«
nehmen Teutschen mit seiner Frau, Noch einen
Teutschen, der besoffen war, von eiucm auf deu
auderu fiel und stets zu speien drohte, Tic kalte
Uhr Ankunft in Lüttich, Hübsche Stadt, Wenn
Fabriksetablissement zu sehen, wären wir ge-
blieben. Man sprach uns aber alle Hoffnung
ab. Wir wollten die Sehenswürdigkeiten der
Stadt betrachten, es regnete in Strumen, Ta
Einsteigcns war, und im Tore des PostHanfes tehen blieben, fuhr mit einemmal der Wagen
m uns vorüber, nnd tanm lonnlen wir ihn
aufcnd ciuholcn, Tie Spitzbube» hatten, statt
ins, eine ganze belgische Familie mit zwei uugc»
Wagen standen, saßen, wie es geben woUle. Ein
Eugläuder, mit dem deutschen Namen MVini,
ind seine artige Frau fnhren mit, Ein Frank-
t-astadgabe. Endlich Äaclicn. Lösliche,
lachahmnngswürdige Veliandlnng aus deni />!!
Hanfe, Wir kehren im Gastbanie -,nr >:a,sertrone
T )>!athans besehe» mit den, «rönnngssaale,
vo der König von Preußen i» knapper ^ni>
»cuitsmiisorm an der ehrivürdige» Tielle liängt,
^ e n de»>> diese Tiebe gar lein Tchi>!n>l,le,ls
g,l>l. Es war zu spät, den Tom anders als
'>>n^en x'iigel am Nande der 3tadt, desalien
im Äbcndgrauen die wnnders>!u>ne ^>eg^>o,
nahmen 3ec nnd gingen zu Nette,
Tienstag, dc» 2l, ll,u fünf llln' ausg,^
standen, da die Post nach Köln um halb sieben
Uhr abgebt, Finde» anf dem PostHause unser,i
deutsche Ehepaar,, mit dein wir die Faln't »ach
ans >!öln, wozu endlich ei» zierlich in eine '^Inje
mit Perle»sch»üre» uud Pnfsär»>eln grlll,d>!> r
jnnger Mensch kam, der eine erbarm!,
schichte erzählte, wie er, längere ^eit in Nnßland
abnnsend, als NonstriPtionspfUchliger ,',,lier>,
eingesperrt, bedroht, und was weiß ich alles,
ward durch seine uuverlennl'are «Leckerei ge-
schwächt, Tie Engländerin ist offenbar un,,e
halten, daß Schnitze, der ei» liübsclier Bursche
ist, mit der xölncrin spricht, stalt mit ihr. Eine
Meile vor Köln wird noch zn Mittag gegessen,
obgleich es erst zwölf Uhr ist, Köln, Wir
tommen mit Regen an, und es regnet noch
jetzt i» 3tröme», wo ich, de» alten Nhei» mit
der Schiffbrücke unter mir, auf der Stube s,ne
und dieses niederschreibe. Beim Nheinberg ein-
gekehrt. Hübsche Stuben, herrliche Anssichl.
Gleich nach der Ankunft gehe ich mit dem Eng-
länder und seiner Frau, den Tom zu besehen.
Herrlich, Ich weiß nicht, ist ein Teil der Vor-
halle nicht ausgebaut oder zerstört, Tas Schiff
vo» ei»cr erstaunlichen Höhe, Tie ^änleu schön,
Tie Fenslergemäldc des Prcsbhtcriums uortreff»
lich, doch meiner Meinung nach unter denen in
den niederländischen Kirchen, Leider überall
durch Baugerüste der Eindruck gestört oder ge-
nommen. Von den Bildern ein einziges altes
mcr!wi'i.rdigcs, dessen Meister mir rnliallei, ,ft,
besehen für zwei Taler die Schätze, Unendlich
reich, fehciiswert, damit man sie gesehen habe.
War wegcn der Negengüsse uud der eiubrechcndc»
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik