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und Steier in seiner Macht und Gewähr gehabt, dem Kaiser »der in seinem Namen seinem
Stellvertreter zu überantworten seien, unbeschadet der Ansprüche, die etwa Jemand vor
Gericht geltend machen und durchsetzen sollte. In der That haben auch die ersteu
Habsburger mit ihren Gütern ini Wienerwalde aus freiem Willen geschaltet, indem sie
einzelne verpfändeten, verkauften und wieder andere durch Zulauf erweiterten. Eine solche
Vergabung von beträchtlichem Umfange war unter Anderem die Dotation der Karthause
Mauerbach, die Friedrich der Schöne im Verein mit seinen Brüdern 1313 stiftete.
In der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts begegnet uus schon ein landes-
fürstlicher Forstmeister des Wienerwaldes mit Befugnissen, wie sie heute nur dem Oberst-
jägermeister zustehen. In den Jahren 1567 bis 1582 wurde auf kaiserlichen Befehl eine
„Beraitnng und Ausmarkuug" der Wienerwaldforste vorgenommen. Im Jahre 1724
verpfändete Kaiser Karl VI. den Wienerwald au die Ministerial-Hofbank-Deputation, vou
der er ein Darlehen zur Bestreitung der Kriegskosten empfangen hatte. Im Jahre 1755
begab sich die Kaiserin Maria Theresia ihres Eigenrechtes auf den Wienerwald und
übertrug die Forste in das Eigenthum des Staates.
Westlich vom Schöpf! erheben sich noch einige Berge, der Kukubauerwies und der
Kasberg, die den nämlichen Typus in Wald und Gestalt zeigen wie die früher beschriebenen.
Nach Süden fallen sie gegen das Gölfenthal bei den Orten Hainfeld und St. Veit, nach
Westen zum Traisenfluß ab. In nördlicher Richtung ist ihnen das zwischen dem eigentlichen
Wienerwald und der Traisen sich bis an das Tulluerfeld erstreckende offene Land vor-
gelagert. Genau genommen kann man diesen Landstrich am Fuße des Wienerwaldes nicht
mehr zu demselben rechnen. Der Charakter der Gegend ist ein ganz verschiedener, derselbe,
wie man ihn in West-Niederösterreich und in Oberösterreich längs der Westbahnlinie
findet. Einzelne reiche Bauernhöfe, große Obstgärten, Wiesen, Felder wechseln mit kleinen
Nadelholzwäldern, echten Feldgehölzen; das Terrain ist wellig, ohne bergig zu sein, einzelne
bewaldete Kuppen sind ziemlich steil und hoch, doch nirgends erscheinen weder die Höhen-
züge noch die Wälder zu einem größeren System verbunden; manche Thäler sind tief ein-
geschnitten. Der hübscheste Theil dieses Gebietes liegt zwischen dem Tulluerbach und der
Traisen bei Traismauer.
Hier finden wir einige etwas größere Nadelholzwaldcomplexe, das schluchtartige
Perschliugthal und von den steil gegen das Tnllnerfeld abfallenden Höhenzügen schöne
Aussichtspunkte über die Ebene, die Donau mit ihren großen Aueu uud hinüber auf das
Land nördlich des Stromes; in südlicher Richtung thürmen sich die Vorgebirge und
dahinter ein langes Stück der Alpen gut sichtbar auf. Heiligenkreuz mit dem kleinen
Gntenbrunuerwald und gegenüber der Reidliug und Eichberg, sowie auch der Seelackeuberg
bei Traismauer bieten zwar keine schönen, aber doch immerhin recht freundliche Gegenden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317