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Eistercienserklosters zu Neuberg in der Steiermark und im frühesten Mittelalter, zur
Karantaner Mark gehörig, eine Station des ältesten Handelsweges (über Prem und das
Gescheid) ins Mürzthal gewesen zu sein, ehe der Weg über den Semering in Aufnahme
kam. Heute führt die Semeringbahn dem Thale seine Sommergäste zu, überbrückt den
Eingang in dasselbe mit einem gewaltigen Viaducte und steigt an der rechtseitigen Lehne
des Schwarzathales weiter in die Berge. Der Fluß selbst verliert unterhalb Gloggnitz
durch die Erweiterung der Thalsohle und die Verflachung der Thalränder seinen
subalpinen Charakter. Aber ein Seitenbach, der ihm am linken Ufer zufließt, die
Sirning, führt uns auf einem Wege, der an sich durch den Wechsel überraschend
schöner Naturbilder zu den genußreichsten gehört, in das eigentliche Paradies der
östlichen Voralpenwelt, in das Hochthal von Puchberg, das von den Hängen des
Schneeberges in seiner ganzen imponirenden Größe und seinen Vorbergen gesäumt ist.
Eine Schilderung dieses durch Lage und Gestaltung wunderbar fesselnden Erdwinkels liegt
außer dem Bereiche dieser Zeilen. Daß er aber verdient, dem Naturfreunde, der die land-
schaftlichen Schönheiten des Landes kennen will, vor Allem genannt und gezeigt zu werden,
ist außer Zweifel.
An der Südgrenze des Landes treten die Eentralalpen mit einem mächtigen Gebirgs-
rücken ins Land, der in der Richtung von West uach Ost massige Äste aussendet. Er heißt
mit einem gemeinsamen Namen der Wechsel, wird aber in seinen der Reihe nach auf-
ragenden Kuppen zuerst als Schöberlberg (1.582 Meter), dann als Hoher Umschnß
oder Hochwechsel (1.738 Meter), endlich als Niederwechsel (1.668 Meter) bezeichnet.
Die zwischen seinen diesseitigen Verästungen hervorbrechenden Wässer gehen alle zur Pütten.
Das südliche der Thäler, rechts vom Hochrücken des Wechsels selbst, links von den Höhen
des Arabichel (1.570 Meter), des Kampstein (1.466 Meter) und dessen Ausläufern
gesäumt, heißt abwechselnd Pischinggraben, große Klause, Pestlinggraben und zeigt fast
durchwegs eine tiefeingeschnittene enge Thalsohle, die nur an einer Stelle — es ist der
überaus reizend gelegene Weiler Mariensee — Raum für eine größere Ansiedlnng frei
läßt, dagegen zu beiden Seiten ziemlich sanft und terrassenförmig ansteigende Thallehnen
mit zahlreichen Einzelgehöften, die zu einer Pfarrgemeinde mit Kirche und Schule vereinigt
sind. Die obersten Stusen gegen den Hochrücken des Wechsel füllen die ausgedehnten
Almweiden der größeren Grundbesitzer mit den ihnen zukommenden Schwaigen.
Nördlich vom Pestlinggraben, an der linken Seite von bedeutend niedrigeren
Rändern gesäumt, zeigt das Kirchberger oder Feistritzer Thal, dessen Wasser gleich
falls zur Pütteu geht, einen merkbaren Gegensatz zum vorigen. Wohl sind auch hier die
Thallehnen zu beiden Seiten sanft ansteigend und theilweise mit Einzelgehöften besetzt,
aber die Thalsohle ist breiter, läßt vom obersten Quellbach an der ganzen Länge nach
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317