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alter Zeit Spratzau, vielleicht von dem schaumsprühenden Getön des Wassers; heute
gilt dieser Name nur von dem nördlichen, während das südliche verschiede» benannt wird,
oben die Holzan, weiter unten der Naßgraben, im untersten Theile durchwegs
das Thal.
Südlich des letztgenannten Hochthales sinkt das Land mit zahlreichen, gegen
Südost ziehenden Thalfurchen, die lebhaft bewegte Wässer führen, allmälig gegen das
Hauptthal, das Zöbern- oder Krumbacher Thal. An Naturschönheit und anmnthendem
Wechsel der Landschaftsbilder kann dieses als die Zierde des Ländchens bezeichnet werden.
Der Zöbernbach entspringt in der Einsattelung zwischen zwei Vorbergen des Wechsel,
dem Hartberg (930 Meter) und dem Spitzriegel (810 Meter); sein Lauf hat eine
östlich nach Süd geneigte Richtung mit wiederholten Beugen nach Nord und schließlich
nach Süd, nach welcher er im ungarischen Niederlande mit verändertem Namen (Güns)
an den Städten Güns und Steiuamauger vorbei zur Raab fließt. Merkwürdig fällt sein
Name, in den Lateinschriften des frühen Mittelalters Labarig, (woraus wohl der heutige
entstand), mit dem Namen einer Colonie zusammen, die im ersten christlichen Jahrhundert
von den Römern an seinem User gegründet wurde, der späteren Hauptstadt Paunoniens,
aus deren Trümmern die heutige Stadt Steinamanger hervorging. Nicht minder merk-
würdig finden wir im VIII. Jahrhundert deutsche Mönche von Mattsee und Kremsmünster
in diesen Thalgründen mit der Mission betraut, den slavischen Bewohnern die Lehre des
Heils zu verkünden.
An der rechten Thalseite fesselt zunächst das Schloß Krumbach den Blick, das
waldumrahmt von bedeutender Höhe ins Thal herabblickt, ein uralter Herrensitz mit
älteren und jüngeren Bautheilen — einst Besitz der Herren von Krumbach, dann der von
Poteudorf, dann der Herren und späteren Grafen von Puchheim, denen beinahe das
ganze Ländchen grundpflichtig war — sie leben dort in guten und schlimmen Sagen noch
heute fort — und nach dem Erlöschen ihres Mannesstammes der Grafen Palffy.
Weiter unten im Thale über den Wipfeln des Augebüfches wird das Dorf
Schönau sichtbar mit seiner scharf markirten Kirche, die wie die anderen des Thales zur
Vertheidigung eingerichtet war, im tiefsten Hintergrunde auf der Höhe das morsche
Gemäuer der Burg Kirchschlag, über den Wald hinausragend und wieder vom Walde
überragt. Unter dem Schloßberge zu beiden Seiten des Baches liegt der Markt Kirch-
schlag, einer der bedeutendsten im Gebiete, mit seiner durch die Bauform merkwürdigen
Kirche und zahlreichen Denkzeichen aus der Puchheimschen Zeit. Kirchschlag bezeichnet das
Ende des Thales auf österreichischem Boden.
Der linkseitige Thalrand mit seinen sanft ansteigenden Lehnen zeigt sich, von der
Höhe betrachtet, wie eine Fläche, in welcher Feld, Wiesengrund, Wald und einzelne Häuser
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317