Seite - 40 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Bild der Seite - 40 -
Text der Seite - 40 -
40
Hochneukirchen, der, die Hochfläche um mehr als 100 Meter überragend, bis zu 879 Meter
Seehöhe ansteigt. Diese Rundsicht ist schön nicht durch deu weiten Gesichtskreis, der über-
blickt wird, sondern durch den reizenden Wechsel nnd die malerische Grnppirnng des Mittel-
grundes. Sie reicht auf der steirischen Seite bis au die Berge bei Riegersburg, auf der
ungarische» über den Neusiedlersee hinaus, auf der österreichischen über den Wechsel mit
seinen Vorbergeu und über die ganze Bucklige Welt.
Mit dem Traisengebiete sind wir wieder in der Kalkzone der Boralpen, die wir
mit dem Laufe der Pütten verlassen haben. Wie im Bereiche der nachbarlichen Schwarza
die Hochgipfel des Schneeberges und der Rax der Landschaft das Gepräge geben, so sind
es hier auf der obersten Thalstnse der schwer zu ersteigende Gippel (1.667 Nieter) und
der höhere, aber minder steile Göller (1.761 Meter) mit den sie verbindenden mehr-
gipfeligen Höhen, auf der mittleren Stufe die als Aussichtspunkte vielbesuchte Brenn-
(1.141 Meter) und Reisalpe (1.398 Meter) mit ihren vorgelagerten Berggruppen, die
den Ausdruck der Gebirgslandschaft bedingen. Diese macht im Ganzen einen freundlichen
Eindruck trotz der Zerklüftung, die sich in einzelnen Steilhängen nnd schluchtartigen
Thalengen kundgibt, wobei allerdings die dichtere Besiedlung nicht nur im Hauptthale,
sondern auch in den Quellthälern mitwirken mag, vielleicht auch die von Alters her regere
Werkthätigkeit in den zahlreichen und zum Theile sehr bedeutenden Metallwerkstätten.
Denn das obere Gebiet der Traisen bezeichnet mit dem der Erlaf und der Abbs jenen
historischen Landstrich, der wegen Verarbeitung und Verfrachtung des Eisens vor Alters
die Eisenwnrzen hieß.
Dort wo die zwei Qnellbäche der Traisen, rechts die Hohenberger oder Unrecht-
Traisen, links die Türnitzer Traisen zusammentreffen, hat, mindestens an der linken Thal-
seite, der Gebirgscharakter der Landschaft seine Grenze erreicht, ohne daß diese aushört,
dem Auge eiu liebliches, durch den Wechsel der Erscheinungen belebtes Bild zn gewähren.
Der volle Reiz der Gebirgswelt aber entfaltet sich im Quellgebiete des Flusses, zunächst in
dem terrassenförmig ansteigenden Hochthale der Unrecht-Traisen bei dem alten gewerbe
reichen Markt S t . Ägyd und seiner Umgebung bei dem alten Herrensitz Hohenberg
mit seinem verfallenden Bergschlosse uud den nahen genußreichen Aussichtspunkten
(Brennalpe, Reisalpe); ebenso in dem Hochthale der Türnitzer Traisen, mit dem Unter-
schiede vielleicht, daß hier die Naturbilder zeitweilig einen ernsteren Ton annehmen,
wie denn auch der alterthümliche Markt Türnitz in seiner Bergeinsamkeit zu ernsterer
Stimmung einladen mag. Eine Besonderheit ohne Gleichen aber zeigt in seinem landschaft-
lichen Charakter das Zwischen land inner der genannten Qnellbäche. In dem vielver
zweigten Netze seiner Bachadern an dichtbewaldeten Höhen finden sich nur zerstreute
Einzelgehöfte, keine geschloffen? Ortschaft. Wer von der Höhe des Türnitzer Högers
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317