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(1.373 Meter) — es ist dies der höchste Punkt dieses Zwischenlandes, beinahe in der
Mitte — seinen Blick in die Runde schweifen läßt, der genießt das seltene Schauspiel eines
nach allen Richtungen ausgedehnteil ungeheuren Waldes, in dessen fernem Hintergrunde
nur Berggipfel, in Südwest zwischen dem Göller und dem Ötscher einige Hochgipfel des
Hochschwab in der Steiermark aufragen.
Das Hauptthal der Traisen von Freiland bis zum Einflüsse des Gölseubaches kann,
wie gesagt, uur mit der rechten Thalseite zum Voralpenlande gerechnet werden, die in
ihren grünen Berghalden und kleinen Thalfurchen sowohl gegen die Traisen als gegen
den parallel laufenden Wiesenbach hin eine Fülle schöner Landschaftspunkte bietet.
Interessant vor allen und historisch am merkwürdigsten ist hier die Thalbucht von
Lilienfeld. Der gleichnamige neuere Markt wurde näher an den Fluß hingebaut, die
weitläufigen Gebäude des alten Cistercienferstiftes blicken im Hintergrunde aus einem
schönen Kranz von Höhen heraus, die zum Theile mit sorgsam aufgeforstetem Walde
besetzt sind.
Lilienfeld ist die letzte Klosterstiftung der Babenbergischen Fürsten. Sie dankt dem
vorletzten unter ihnen ihr Entstehen, Leopold VI., den die Mitwelt mit dem Namen des
Glorreichen bezeichnet hat, und begann ihre für die Gesittung und wirthschaftliche
Entwicklung des Berglandes gleich erfolgreiche Thätigkeit in der ersten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts. Die Stiftskirche, durch Bauform und innere Ausstattung gleich
merkwürdig, birgt das Grabmal des Stifters und seiner schwer geprüften Tochter
Margaretha, die das harte Los traf, den Fall ihres Hauses wie ihre eigene Zurück-
setzung zu überleben. Sie starb als geschiedene Gemalin des Königs Ottokar II.
Wer die landschaftliche Eigenheit des niederösterreichischen Voralpenlandes im
reichsten Wechsel interessanter Naturbilder kennen lernen will, der findet sie in den von
Wien enfernteren Gebieten des oberen Laufes der Erlaf uud Abbs ausgebreitet. Wir
nennen diese Flüsse zusammen, da ihre Quellbäche sich nahezu berühren, der Zug ihrer
Hochthäler, wenn auch in verschiedener Richtung laufend, doch gewisse landschaftliche
Ähnlichkeiten zeigt und beide ihr landschaftliches Gepräge mehr oder minder von demselben
Gebirgsstocke empfangen, der, wie der Schneeberg im östlichen, hier im westlichen Theile
als Beherrscher des Landschaftsbildes betrachtet werden kann. Es ist der durch seine auf-
fällige Gestalt, durch die Sage, die sich um ihn wob, und durch seine Rundsicht merkwürdige
Ötscher. Diese umfaßt nicht nur den größten Theil von Nieder- und Oberösterreich,
sondern auch einen großen Theil des steirischen Alpenhochlandes und Theile des Salz-
burger Landes. Der Ausdruck des Bildes ändert sich nach der Richtung. Während die
Südseite fast ausschließlich Gebirge und eine geringe Zahl von Ortschaften zeigt, läßt die
nördliche das Flachland mit unzähligen Ortschaften, zwischen denen hier und dort der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317