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Thaltiefe ragt aber am rechten Ufer zwischen Wald ein Fels mit senkrechten Wänden auf,
der die vvn dem Grafen Hoyos restanrirte Rosenburg mit ihren Zinnen, Altanen, Erkern
und Thürmen trägt.
Markt und Schluß Gars liegen im lieblichsten Segmente des Kampthales, das
hier wie nicht leicht anderswo vor rauhen Witterungseinflüssen geschützt ist und so mit
Recht den Ruf eines sanitären Erdenwinkels verdient. Die alte gothische Pfarrkirche
stammt aus dem XII. Jahrhundert und die Rotunde neben ihr aus der Zeit Karl des
Großen. Von dieser Kirche geht es zu der Ruine der Burg Gars hinan. Die Herren von
Gars erscheinen schon im Jahre 1170 und Burggrafen vvn Gars kommen 1256 vor und
waren mit den edelsten Dynasten des Landes verwandt.
Von Gobelsburg käme man, die nordwestliche Richtung einschlagend, nach dem
zwischen Weinreben liegenden Laugeulois und von da bald nach Krems hinaus.
Bei Grafenegg, einem prächtigen Schlosse des Grafen von Brenner, das die
kostbarsten Kunstschätze enthält, haben wir schon das Kampthal verlassen und stehen nun
hart vor den Auen des Donaustromes. Wir habe» ein Thal durchwandert, das bisher
viel zu wenig gewürdigt wurde und in seinem vollen Verlaufe von Zwettl bis hinab nach
Schönberg landschaftliche Bilder aufrollt, wie wir sie in den Alpenländern unseres Reiches
allerdings imposanter, aber nicht interessanter vorfinden, zumal sie noch durch eiue
ereignißreiche Geschichte eine geistige Illustration erhalten, mit der sich eine große
Vergangenheit abspielt, an die wir auf Schritt und Tritt im Kampthale erinnert werden.
Wir liegen in diesem Thale in den goldenen Fesseln des Doppelzaubers der Natur und
der Geschichte, aus denen wir uns nur ungern befreien.
Die Krems entspringt gleichfalls, unweit von den Quellen des Kamp, im Weins-
berger Walde, fließt, von Ottenfchlag und Kirchschlag kommend, scharfen Gefälles am
Schlosse Hartenstein vorüber und vereinigt sich dann mit der großen Krems. Sie hat
von ihrem Ursprünge bei Traunstein an als Quelle einen nordöstlichen Lauf genommen
und ändert diesen erst vor ihrer Ausmündung in die Donau in eine südöstliche Richtung,
nachdem sie einen Weg von nahezu acht Meileu zurückgelegt hat.
Über die Straße, die von der Stadt Krems weg linksab in das Kremsthal führt,
hängen Eingangs die Felsen herein, auf deueu die obere Stadt liegt, und sie zieht dann
weiter zwischen mit Reben bepflanzten Hügelhängen an dem sogenannten Jesuitengarten,
mit der Länge der Peterskirche in Rom, und an großen Fabriksgebäuden vorüber nach
der Ortschaft und Ruine Rehberg, die ganz zerbröckelt und ohne Interesse ist.
Weitaus interessanter sind, wo die Weincultur am rechten Ufer der Krems dem
Waldbaue weicht, die Ruinen eines im XIII. Jahrhundert gegründeten Klosters der
Dominicanerinnen und die Kirche in Imbach mit der Ergänzung eines herrlichen gothischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317