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Baues, der Katharinenkapelle aus dem XIV. Jahrhundert. Zum prächtigen landschaft-
lichen Bilde schließt sich an Imbach der Ort Senftenberg mit einer hochgelegenen
Schloßruine. Der beste Standpunkt für eine Aus- und Umschan im Kremsthale ist diese
Ruine, von der noch die Pfeiler einer Zugbrücke und die Bogenwölbung des unteren
Thores in Verbindung mit den in Schutt verfallenen Ringmauern und Thürmen den
ursprünglichen Burgfrieden andeuten. Der Blick von dieser Hochwarte trifft zunächst im
Orte selber den beachtenswerthen Bau einer dem Heilligen Andreas geweihten Kirche aus
dem XII. Jahrhundert, und weithinans in südlicher Richtung die Höhenzüge über der
Donau mit dem „Wetterkreuze".
Weiterhin, nachdem wir die nach Gsöhl und durch den umfangreichen Gföhler
Wald führende Hauptstraße verlassen, hört der Weinbau ganz auf und das Kremsthal
bleibt ein ab und zu von Wiesenmatten unterbrochenes Waldthal, in dem wir nun nach
Meisling gelangen, von wo es zur Ruine Hartenstein hinangeht, die so recht von den
Zaubern der Romantik umweht ist. Diese Burg erscheint urkundlich schon im XII. Jahr-
hundert. Von zwei prächtigen Thürmen vertheidigte der eine das Thor und die Brücke,
während der andere das Thal beherrschte, durch welches die Krems, sich gar wild geberdeud,
im Bogen vorüberstürmt.
Die Wege des zum Ursprung der Krems hinziehenden, in der Scenerie nicht
besonders wechselreichen Thales verlassend, unterbrechen wir diese Wanderung durch eiueu
lohnenden Quergang hinüber in den „Spitzergraben", der uns zunächst zu dem
Brandhofe und bald darauf zu dem Schlosse Ober-Rauua bringt. Von architektonischem
Interesse in diesem kaiserlichen Schlosse ist ein fast quadratischer, mit Kreuzgewölben
bedeckter Bau mit einem Flächeninhalte von 620 Quadratmeter. Über Rauua hinaus und
bei Mühldorf sind wir schon im „Spitzergraben", aus dem der Jauerliug mühelos zu
ersteigen ist, dessen bei der Schilderung des Jspergebietes wiederholt gedacht wird. Der
freistehende Jauerliug ist die geeignetste Hochwarte für eine Ausschau auf den Ötscher
und auf die anderen Berghöhen in Niederösterreich, hinüber und hinauf zur Gebirgswelt
vou Steiermark uud des Salzkammergutes von Oberösterreich und auf uud nieder in das
Donauthal.
Nicht allein durch seiue Fernsicht für den Natur-, auch für den Kunstfreund bietet
der Janerling auf seinen Abhängen viel des Interessanten. Da ist zunächst Maria-Laach
mit dem schönen Schnitzwerke eines Flügelaltares, mit einer in Tempera auf Goldgruud
gemalten Madonna aus dem XV. Jahrhundert und mit einem über drei Meter hohen
prächtigen Grabdenkmale des Ritters Hans von Knefstein. Nicht minder interessant ist die
spätgothische Kirche von Heiligenblut mit einem kostbaren Sacramentshäuscheu und
ferner mit einem nicht unbedeutenden Flügelaltare. Verfolgen wir den Heiligenblnter
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317