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Thalgraben hinaus bis znr Donau, so kommen wir an der Ruine Streitwiesen vorüber,
es fesselt uns aber nur das gothische Bauwerk der Kirche vou Weiten, deren Chor mit
schönen Strebepfeilern, Fenstern und Baldachinen am Äußeren dem XIV., im Innern
dem XV. Jahrhundert angehört. Die Werth- nnd Prachtstücke jedoch sind die Glasmalereien
der Chorfenster, von denen die besten in das Ende des XIV. Jahrhunderts zurückreichen.
Bei einem weiteren Vordringen zum Ursprünge der Krems befinden »vir uns, wie
auf dem Ostpfeiler des Janerling, gleichfalls im Jspergebiete, und zwar nördlich über
Martinsberg hinauf, also in einer unwirthlichen Gegend, der man noch heute ansieht, wie
schwer es einst gehalten haben mußte, hier die Urwälder durchzuschlagen und zu lichten,
sie für menschliche Ansiedlnngen zu reuten und zu roden. Schon die Namen der Ortschaften:
Ottenschlag, Grafenschlag, Jungschlag, Biberschlag, Langschlag, Reith und Bernreith u. s.w.
weisen darauf hin, daß sie den Holzschlägen der ersten Kolonisten ihr Dasein zn verdanken
haben. Was speciell Ottenschlag betrifft, an dem die noch junge, aber forellenreiche
Krems vorübergeht, so erkennt man an dieser Psarre und Herrschaft nicht das hohe Alter,
denn es mußte an dem Markte, der namentlich in den Bauernkriegen uud auch durch
Bräude viel gelitten hatte, wieder und wieder restaurirt werden. Kirchschlag liegt nördlich
vom Quellenlaufe der Krems auf einer Hochebene unweit von Martinsberg und seine
Pfarre in einer neueren Rodung datirt aus der Zeit des Kaisers Josef II.
Unter dem Eindrucke von anmuthigen und düsteren Landschaftsbildern, die sich in
fast drastisch unvermittelter Abwechslung an lind neben dem Flußlaufe der Krems bis
zu deren Ursprung im Jspergebiete aufgethan haben, verlassen wir dieses kleine, aber
interessante Thal.
„In der Wild" heißt das Hochland im Viertel ober dem Mauhartsberge zwischen
dem Kamp und der Thaya; auf diesem landschaftlich fast monotonen Gebiete wechselt
Ackerland mit Waldbeständen; hier und da rückt ein kleineres Pfarrdorf, selten ein stattliches
Schloß in das Sehfeld; die Fahrt darüber hinweg mit der Franz Josef-Bahn bis Göpfritz
ist ziemlich reizlos. Von da an zeigt sich ein größeres Waldgebiet; bei Schwarzenau
belebt sich die Landschaft durch den Wasserlauf der Thaya und wir sind auf eine kurze
Strecke iu einer grünen Oase, nach der hinter Schwarzenau wieder die frühere Monotonie
beginnt und bis Gmünd vorhält, wo wieder Wässer fließen und lebhaftes Grün das
Auge erfrischt. Aus dem Südwesten kommt die Lainsitz, zieht an den tiefer liegenden
Hänsern des Städtchens vorbei und uimmt an der Nordostecke die Braunau auf. Über
dem Zusammenflusse der beiden Gewässer liegen auf offenem Felde nnd in dem Walde
riesige Granitblöcke verstreut.
Südwestlich in der Richtung von Weitra ragen Berge auf, die im Nebelstein bis
zur Höhe von 1.015 Meter steigen. Das Thal der Lainsitz entfaltet manches schöne
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317