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heutigen Mittelmeeres an sich tragen, bezeichnet man diese erste Ablagerung in unseren?
Becken als die Mittelmeerstufe oder die der „mediterranen Ablagerungen". Die
Gesteine derselben, welche das ehemalige Meeresufer einsäumen und insbesondere das
Leithagebirge iu schöner Entwicklung umschließen, sind unter dem Namen „Leithakalk"
bekannt. Sie bestehen in ihrer Wesenheit aus Nulliporeurasen, Korallenbänken und einem
dnrch Kalk fest verbundenen Trümmerwerk fein zerriebener Gehäuse von Mollusken,
Bryozoeu und Foraminiseren. Sie bilden unsern vorzüglichsten Baustein, der in den großen
Steinbrüchen vou Baden, Wölkersdorf, Mannersdorf, Margarethen (auf ungarischer
Seite) n. f. w. in geradezu staunenswerthen Massen gewonnen wird. Das gleichalterige
seine Materiale, bekannt als Tegel von Baden, der eine außerordentlich reiche Seethier-
fauna umschließt, dient zur Ziegelfabricatiou.
Diese Verhältnisse erfahren aber mit einem Male eine tief eingreifende Änderung.
Ein Meer von ganz anderer physikalischer Beschaffenheit, dessen Niederschlüge den Charakter
der politischen und aralokaspischen Niederung an sich tragen, hat die mediterranen Fluten
verdrängt; wir fassen die ganzen Ablagerungen aus dieser See uuter dem Namen
„sarmatische Stufe" zusammen. Ihre Entstehung wird der ganz aufgehobenen oder
mindestens sehr reducirteu Verbindung mit dem Mittelmeere, der Jsolirnng nnd Ver-
minderung des Salzgehaltes (brackischem Einfluß) zugeschrieben.
Die Thierwelt verarmt in auffallender Weise, einige neue fremde Formeu siedeln
sich an, alle jedoch mit überaus großer Individuen- aber nur geringer Artenzahl; der
Aufbau der Ufer- und Hochseebildungen geht ungehemmt fort, nur die in ihnen enthaltenen
Denkmünzen wechseln. Die Gesteine von Atzgersdorf und der Türkenschanze, die
Tegel von Nußdorf und Hern als, in ihrer Bedeutung als Baumaterials bekauut,
gehören der farmatifchen Stufe an.
Aber noch eine dritte sehr einschneidende Veränderung haben wir in der Physiognomie
unseres Beckens zu verzeichnen. Das süße Wasser der Ströme gewinnt die Oberhand, der
Boden ist durch die Ausfüllung mit festen Stoffen gehoben, das Meer wird hinaus-
gedrängt, die Uferlinie sinkt, der Salzgehalt nimmt stetig ab und in den Kalken am Ufer,
im Tegel der Tiefen erscheint eine neue, wieder gänzlich verschiedene Thierwelt, es ist die
Congerien- oder Jnzersdorferstnfe, über die stellenweise eine mächtige Schotter-
ablagerung, der Absatz eines von Nordwest kommenden Stromes, der tertiäre Belvedere-
schotter sich ausgebreitet hat. Er ist das Product der Zertrümmerung krystallinischen
Gebirges und besteht fast durchaus aus Quarzgeschiebeu (Kieselsteinen).
Abgesehen von der dünnen Lage diluvialen Materielles steht Schönbrunn mit
seinem herrlichen Parke ganz auf den Ablagerungen dieser Stnse, ans Belvedereschotter
oder Eongerientegel; die großen Ziegeleien des Wienerberges, auf welchem das Wahrzeichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317