Seite - 106 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Bild der Seite - 106 -
Text der Seite - 106 -
106
und klaren Tümpeln, blumenreich und üppig, doch ungesund sumpfig im Sommer wie
alle Landauen des rechten Donau - Ufers. Nun folgt die sehr ähnliche Fischamender
Dorfan mit ihren Sümpfen und einsamen Rohrgründen und kleinen Dickungen. Mehr
Leben herrscht in diesem Gebiete, da die Wiesen in Hutweiden verwandelt wurden und
Wege nach der Donau führen; das schmale Band aller Landaueu des rechten Ufers
wird gegen das flache Land zu begrenzt durch eine eigenthümliche hohe, sehr steil abfallende
Böschung, im Dialecte Gstätte genannt, die bei Mannswörth beginnt und bis gegen
Deutsch-Altenburg hinabreicht. So flach die Auen am linken Donau-Ufer gegen das
Marchfeld zu mit den Äckern sich mischend verlaufen, so scharf und wie mit dem Lineal
abgemessen ist die Grenze am rechten.
Jäh fällt die Lehne, die vor Jahrhunderten das Ufer des Donaubettes bildete, ab;
vom oberen Rande bietet sich überall im ganzen Gebiete eine schöne Fernsicht über
sämmtliche Auwälder, das Silberband des Stromes und hinüber in das weite Marchfeld.
Der Erdabfall ist theils aus Lehm, theils aus Schotter zusammengesetzt, von
Kaninchen, Zieseln, Füchsen und Dachsen durchwühlt und an manchen Stellen nur mit
allerhand Gräsern und Blumen, an anderen aber auch mit dichten Dornsträuchern, selbst
einzelnen Bäumen bedeckt und wird von Rehen und Hasen vielfach aufgesucht; Rinnsale,
tiefe Gruben, Mulden und steile Lehmwände, vom Wasser, wie es nach Wolkenbrüchen
von den anliegenden Feldern abstürzt, erzeugt, unterbrechen an vielen Punkten die
Gleichförmigkeit der langen Lehne.
Ober dem Ostende der Dorfan, am Rande des Plateaus liegt an beiden Ufern des
Fischa-Flüßcheus Fischamend, ein sehr alter Ort mit römischen Funden in der Umgebung.
Sein Name ist eine Umwandlung des mittelhochdeutschen Viskagemnnde, das ist Mündung
der Fischa; die Bauart der Häuser und der Kirche, sowie auch der alte massive Thurm au
der Fischabrücke mit dem eisernen Fisch als Wahrzeichen tragen den Charakter eines alten,
echt niederösterreichischen Städtchens an sich. Die Fischa biegt außerhalb Fischamend in
einem scharfen Knie ostwärts ab und fließt ein langes Stück knapp am Fuße der steilen
Lehne und parallel mit der Donau, um dann bei der Hirschensprung genannten Landspitze
in die Donau zu münden. Neben der Dorfau liegen weite Hutweiden und breite
Wasserflächen durch Auen und Sandbänke getrennt; ober denselben zwischen Rohr und
Buschwerk und blühenden Gärten am Hang der Lehne nimmt sich das weiße Städtchen
reizend aus; eine Fahrstraße führt durch einen hochstämmigen Bestand zur Donau-
Dampfschiffsstation, östlich zieht sich zwischen dem Strom und der Fischa die lange schmale,
mit Auen, Rohrbrüchen, Dickungen und Hochwäldern geschmückte, recht urwüchsig wilde
Marktau hinab, bis sie im oben schon genannten Hirschensprung, einem fast undurch-
dringlichen, von Hochwild viel bewohnten Jungholz, endet. Es ist dies ein den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317