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Völker südlich von der Dona»; für den nördlichen Theil des Landes fließen die historischen
Nachrichten sehr spärlich, Sie sprechen zunächst von dem Dasein eines kriegerischen Volkes,
nämlich der Qnaden, und von gewaltigen, Jahrhunderte langen Kämpfen zwischen den
Römern und Germanen. Die Anwesenheit dieses kriegerischen Volkes beweisen nns die
gewaltigen Bollwerke barbarischer Kriegskunst, die wir nördlich von der Donan finden.
Am hervorragendsten unter ihnen durch die Höhe und Läugeneutwicklung der Wälle nnd
durch seine offensive Lage ist jenes von St i l l f r ied an der March, welches zugleich eine
ausgedehnte Ansiedlnng einschloß.
Andere derartige mehr oder minder befestigte Wohnsitze befanden sich auf dem
Scheibenberg bei Kronberg, auf dem Bnhnberg bei Dürnkrnt , anf dem Leiser-
nnd benachbarten Steinberge. Innerhalb der Wälle von Stillfried und anf dem
Leiser-Berge hatten, wie dies ihre Ziegel bezeugen, die Römer dnrch den Bau von
Castellen festen Fuß zu fassen gesucht, während anderseits ein barbarisches Schanzwerk
„Am Stein" bei Deutsch-Altenburg in nnmittelbarer Nähe des römischen Winter
lagers Carnuntnm von dem hin nnd her wogenden Kampfe Zeugniß gibt.
Derselben Zeit scheint eine andere Art von Bauwerke» auzugehören, welche wir
sast im ganzen Lande zerstreut finden, hauptsächlich aber im V. U. M. B., dem eigent-
lichen Wohnsitze der Qnaden. Sie bestehen aus kegel- oder pyramidenförmigen Erhebungen
oder einer Verbindung von beiden, die von einem einfachen oder mehrfachen Walle
umschlossen sind; seltener finden sich einfache oder mehrfach concentrische Ringwälle ohne
einen Mittelban. In vielen Fällen nehmen sie kolossale Dimensionen an, wie z. B. der
sogenannte Hausberg vvu Strouegg, dessen kegelförmiger Mittelbau fast 12 Meter hoch
ist und einen Umfang von 323 Schritten besitzt, oder der dreifache Ringwall von Geisel-
berg, dessen Wälle bis zu 12 Meter aufsteigen und in ihrem äußeren Umfange 700 bis
800 Schritte messen. Andere durch ihre Größe oder Anlage immer noch bedeutende
Bauwerke dieser Art befinden sich zu Klein-Ebersdorf , Unter-Gänferndorf ,
Staatz, Grafeudorf , Lichteuwart, Neudorf , Spauuberg , Kronberg, auf dem
Schliefberg bei Kreutzenstein, bei Schrick, Grub, Wulteudorf , Ober-Rußbach,
St . Ulrich, Obersulz und an vielen anderen Orten.
Die Bestimmung dieser Bauwerke ist insofern keine zweifelhafte, als sie weder
Wohnsitze, noch Befestigungswerke, noch Gräben gewesen sind. Viele Gründe sprechen
dafür, daß sie Stätteu wäre», wo den heidnischen Göttern Opfer gebracht wurden nnd wo
die Männer des Gaues sich zusammenfanden, um Gericht zu halten.
Die Funde anderer Art, insbesondere die Erzeugnisse aus Metall und Thou, die
wir aus dieser Zeit, also aus deu ersten Jahrhunderten uuserer Ära besitzen, sind schon
vielfach mit römische» vermischt und bezeugen den Einfluß des Verkehres mit Roni uud
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317