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waren, kam auch die weitere Ausdehnung derselben fernerhin nicht mehr in Frage und
damit war die erste große Aufgabe der Babenberger Markgrafen gelöst.
Von jetzt an betheiligen sich dieselben mehr an den großen Ereignissen Deutschlands,
am Jnvestiturstreite und an den Kämpfen der Staufen (Ghibellinen) gegen die Welfen.
Durch kluges und zielbewußtes Vorgehen, gefördert durch Familienverbindungen mit den
Ersteren und durch die allseits wachsende Fürstenmacht, erhob sich ihre markgrüsliche Würde
zur herzoglichen, womit sie selbst wieder größere Unabhängigkeit erlaugten.
Wie Deutschland im gewaltigen Streite zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst
Gregor VII. wegen der Belehnung geistlicher Fürsten, eigentlich wegen der Machtfrage
geistlichen und weltlichen Regiments, in zwei Lager geschieden war, so fanden Kaiser und
Papst ihre Vorkämpfer auch in der Ostmark, jener im Markgrafen Ernst dem Sieghaften
und anfangs noch in dessen Nachfolger Leopold dem Schönen, der aber später durch seine
wechselnde Parteistellung viel Elend und Noth über die Mark Österreich brachte, der
Papst in dem Bischof Altmann von Paffau, dem Stifter des Klosters Göttweig (1083),
einem der hervorragendsten Männer auf dem bischöflichen Stuhle von Passau.
Markgraf Leopold der Heilige betheiligte sich nie an diesem Streite, stand aber
ungeachtet seiner frommen und streng kirchlichen Gesinnung mit Ausnahme einer geringen
Unterbrechung am Beginne seiner Regierung stets auf Seite des Kaisers Heinrich V.,
dessen Schwester Agnes, die Witwe des Staufen Friedrich von Schwaben, er nachmals
auch zur Frau erhielt. Agnes war nun einerseits als Mutter des Herzogs Friedrich von
Schwaben und Konrads, des nachmaligen Königs Konrad III. die Ahnfrau des hohen-
staufischen Kaiserhauses, anderseits durch die Heirat mit dem Babenberger Leopold die
Stammmutter der Herzoge aus dem Hause Babenberg; in dieser zweifachen Beziehung
erscheint sie als das Bindeglied der Verwandtschast zwischen beiden Häusern.
Im Jahre 1106 hatte Leopold der Heilige das Beilager mit derselben noch in Melk
gefeiert, bald darnach aber seine Residenz in die neue Burg auf dem Kahlenberg« verlegt,
in dessen Nähe er 1107 das Chorherrnstift Klosterneuburg gründete, wo sich noch anf
einem alten Glasgemälde des Kreuzganges sein Bildniß als Stifter befindet. Bekannt ist
die Sage von dieser Gründung und dem Schleier der Markgräfin Agnes.
Die nahe Verwandtschaft mit den Staufen wurde für die Babenberger bedeutuugs-
voll; ihr hatten sie es zu verdanken, daß, als der große Kampf zwischen jenen und den
Welfen ausbrach, König Konrad III. dem Markgrafen Leopold IV. von Österreich, seinem
Halbbruder, dasHeinrich dem Stolzen aberkannte Herzogthum Baiern verlieh, welches nach
Leopolds frühem Tode auf seinen Brnder, den Markgrafen Heinrich Jafomirgott, überging.
Als dieser zuletzt auf Baiern zu Gunsten Heinrich des Löwen verzichten mußte, wurde
zum Ersatz dafür Österreich von Kaiser Friedrich I. zu einem Herzogthnme erhoben
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317