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Jahre schlössen, in welcher sie sich verpflichteten, bei der katholischen Religion zu verbleiben,
sie zu vertheidigen und mit Gottes und Ihrer Majestät Hilfe zn erhalten.
So wogte unter den religiösen Parteien der innere Kampf schon Jahrzehnte lang
zwischen Zugeständnissen und Verboten ans religiös kirchlichem Gebiete hin und her, bis
endlich der große deutsche oder der dreißigjährige Krieg bald nach seinem Beginne im
nahen Böhmen auch in Niederösterreich die Kriegsfurie mit allem erdenklichen Unheil
entfesselte.
Noch im Jahre 1618 waren die böhmischen Protestanten nnter dem Grafen
Matthias Thnrn in Niederösterreich eingefallen, um sich hier mit den Protestanten
zu vereinigen. Im Mai des folgenden Jahres überschritt Thnrn neuerdings die Grenze
von Znaim her und drang bis Wien vor, das er einige Zeit belagerte. Infolge von
Hiobsposten aus Böhmen trat er aber den Rückzug an. Ebenso erfolglos blieb Thnrns
Verbindung mit dem siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor.
Die überaus gespannte politische Situation zwischen dem Landesfürsten und den
zu Horn versammelten protestantischen Ständen, die sogar eine eigene Directorialregiernng
einsetzten und an alle europäischen Mächte ein offenes Manifest über Kaiser Ferdinands II.
widerrechtlichen und gewaltthätigen Regierungsantritt und die von ihm angeblich verübte
grausame Verheerung der Erbländer richteten (4. Jänner 1620), nahte ihrer Entscheidung.
Die Truppen des kaiserlichen Feldherrn Bncqnoy säuberten das Viertel unter dem
Manhartsberge und iu Verbindung mit jenen des Herzogs Maximilian von Baiern das
Waldviertel bis Böhmen hinein von den Aufständischen, wobei das Land von Freund
und Feind oft meilenweit in der gräulichsten Weise verwüstet ward.
Während die kaiserlichen Truppen siegreich vordrangen, vollzog sich unter den
protestantischen Ständen selbst, die jetzt zu Retz versammelt waren, eine Scheidung.
Die besonneneren Elemente trennten sich von der Opposition und huldigten dem Kaiser
Ferdinand II. zu Wien am 13. Juli 1620. Letztere, die hartnäckig in ihrer Feindseligkeit
verharrte, nahm nun offen Partei für Friedrich von der Pfalz (den Winterkönig), wurde
aber auf Grund des Patentes vom 12. September 1619 geächtet und ihrer Güter
verlustig erklärt.
Die Schlacht am weißen Berge bei Prag (8. November 1620) und die Vertreibung
Bethlen Gabors von Niederösterreichs Grenzen war für die Geächteten verhängnißvoll.
Ihre Güter wurden confiseirt, die protestantischen Prediger ausgewiesen, und überall
ward die Gegenreformation strenge durchgeführt. Wer nicht katholisch werden wollte,
mußte auswandern, und nur der Adel durfte sich der Freiheit religiösen Bekenntnisses
erfreuen. Kapuziner, Franciscaner, Pauliner, Hieronymiten, Earmeliten und Baruabiteu
wirkten jetzt mit den Jesuiten eifrig an der Bekehrung des Volkes.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317