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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 171 -
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171 Wie am Beginne des unheilvollen dreißigjährigen Krieges, so wnrde auch am Ende desselben Niederösterreich jenseits der Donau wieder die große Heerstraße für feindliche Scharen, welche überallhin Bedrängnisse und Leiden brachten. Nach der für den schwedischen General Torstenson siegreichen Schlacht bei Jankau in Böhmen stand diesem der Weg über Mähren nach Niederösterreich offen, wo sich zunächst das wehrlose Netz ergeben mußte (23. März 1645). Von hier ans zog Torstenson in das Viertel ober dem Manhartsberge; Dürrnstein, Stein, Krems und viele Ortschaften und Burgen kamen in seine Gewalt. Nun kehrte sich Torstenson gegen das Viertel unter dem Manhartsberge, wo heute noch unter andern die Ruinen Falkenstein und Kreuzenstein an die damalige Zerstörung erinnern, und zog gegeu Wien. Der Kaiser und die nieder- österreichischen Stände, unter ihnen der hochverdiente Abt Cornelius Strauch von Lilien- feld, hatten viele Anstrengungen gemacht, Geld und Truppeu herbeizuschaffen, um der drohenden Gefahr vor Wien zu begegnen. Ende Mai wurde deu Schweden die Wolfs- schanze entrissen, wodurch Wien vom Feinde befreit war. Die Kaiserlichen unter dem Generalissimus Erzherzog Leopold Wilhelm und dem Feldmarschall Johann Christof Grasen von Puchheim drängten die Schweden allmälig aus Niederösterreich hinaus, das 1646 von ihnen gänzlich gesäubert war. Durch die ränkevolle, aggressive Politik König Ludwigs XIV. von Frankreich war die Regierung Kaiser Leopolds I, eine sorgenreiche; auch die Erbländer, wenngleich nur iudirect, wurde» insoserne betroffen, als sie große Opfer an Geld und Truppen zu bringen hatten. Die „Landtagshandlungen" der niederösterreichischen Stände enthalten dafür zahlreiche Beweise. Niederösterreich aber, das von seinen früheren schweren Schlägen sich allmälig erholt hatte, wurde gegen Ende des Jahrhunderts noch von zwei Ereignissen schwer betroffen: von der großen Pest, 1679, und von dem Einbrüche der Türkeu, 1683. Die Pest oder „leidige Eontagion" war 1679 besonders heftig. Die gleichzeitigen Schilderungen ihres Verlaufes bis in den December dieses Jahres, namentlich aber während ihres Höhepunktes in den Monaten Juli und August sind voll von schrecklichen Begebenheiten, von grauenerregenden Scenen, aber auch von erhebenden Beispielen christlicher Nächstenliebe und Selbstaufopferung in allen Kreisen der Bevölkerung. Die Thore der Städte wareu streng abgesperrt uud bewacht und aller Verkehr von Personen und Waaren unterbrochen, die Straßen und Wege meistens nur von „Pestknechten", Flüchtlingen, Fremden oder Bettlern betreten. Wie viele Personen in ganz Niederösterreich an dieser furchtbaren Krankheit starben, ist schwer anzugeben, da Sterberegister nicht geführt uud nachträglich nur summarische Aufzeichnungen gemacht wurden. Noch eriuuern die Dreifaltigkeitssäulen auf den Hauptplätzen der meisten niederösterreichischen Städte an dieses traurige Ereigniß.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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