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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 208 -
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208 Öfters prangt an der Spitze des Banmes eine bekränzte Weinflasche oder flattert anch ein rothseidenes Tüchel, das ein Bursche als kühner Kletterer für seine Schöne herabholen mag. In aller Frühe zieht ein Mnsikant dnrch den Ort und weckt mit seinem Instrumente die Schläfer. (Um Retz, V. U. M, B.) Am Vormittag ist Festgottesdienst; nach Tisch spielt die Musikbande vor dem Pfarrhofe, überhaupt vor den „besseren" Häusern, wird dafür bewirthet und erhält obendrein ein Trinkgeld. An der Spitze der Musikbande ziehen die Hütteubursche mit Sträußen und Seidenbändern auf den Hüten und in den Knopf- löchern, die Weinflasche in der einen, das Trinkglas in der andern Hand schwenkend. So verlangen sie Einlaß in die Häuser, warteu dem Hausherrn uud der Hausfrau mit Wein auf und laden sie zum Kirchtag ein. Nach dem Nachmittagsgottesdienste beginnt nun das eigentliche Volksfest. Ans den Nachbardörfern kommen Bursche und Mädchen scharenweise gezogen, den Kirchtag mitzumachen und sich wieder einmal ordentlich anszutanzen. Die Mnsik spielt jeder nen ankommenden Schar, auch einzelnen Paaren zum Willkomm ein Stückchen auf und begleitet sie ein. (Das ist das „Einbloaten".) Sind genügend Gäste beisammen und ist der Eintritt gezahlt, beginnt der Tanz. Im Marchfelde haben Deutsche und Slovakeu gesonderte Tanzlocale, was sich aus der Verschiedenheit der Nationalität allein schon erklärt, noch mehr aber praktisch ans der Verschiedenheit der Tänze beider Volksstämme. Nach jedem Tanze gibt der Bursche seiner Trauten einen Handschlag, den diese sogleich erwiedert, worauf sie auf ihren Platz zu den Kameradinnen zurückgeht. In den Zwischenpausen stellen sich die Bursche vor die Musikanten hin und singen Vierzeiler, welche das ganze Orchester begleitet. Um die Tanzhütte herum sitzen die verheirateten Männer mit ihren Weibern, Kindern und Gästen und trinken Wein, Bier oder Meth; auch Näschereien stehen anf dem roh gezimmerten Tische, damit besonders die Kinder etwas zum Zubeißen haben. Fleischspeisen ißt jedoch kein Dorfbewohner auf dem Kirchtagplatz, auch seinen Gästen läßt er keine solchen auftragen, damit es nicht den Anschein habe, als hätte er zu Hause nicht genug Vorsorge getroffen. Auch die Tänzerinnen, wenn sie von einem Nachbardorfe gekommen sind, werden von den einheimischen Burschen ins Eltern- haus zum Abendessen eingeladen. Sind aber beide „fremd", so zahlt der Tänzer seinem Mädchen ein Viertel „Gansl", Kaffee und Wein. Früher war es auch Sitte, daß die Dorfbursche je einen Musikanten zum Mittag- und Abendessen einluden. (So besonders um Salapulka, V. O. M. B.) Vor dem Wirthshause, im Thorwege und Hofe desselben sind Lebzelterbuden auf- geschlagen. Auch Gotscheer („Gotscheberer") treiben sich mit ihren Körben auf dem Platze herum und die Bursche spielen „Hoch und Nieder" oder „Grad' und Ung'rad'" um Oraugeu, Zuckerschachteln, Feigenkränze und dergleichen. Getanzt wird die ganze Nacht hindurch; am Morgen lassen sich die Bursche mit ihren Mädchen gegen ein Trinkgeld
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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