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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
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212 sie wecken durch Klopfen an den Fenstern die Bänerin, welche aufsteht und die Störefriede mit Most, Äpfeln und Nüssen tractirt nnd sogar einige Tänze sich gefallen lassen muß. Unter Grimassen, Ächzen und Stöhnen zieht dann die lustige Sippschaft wieder weiter. Im Marchfelde (Untergänserndorf) setzt man mißliebigen Personen einen großen Heiligen- stritzel aus Stroh auf einer Stange vor das Haus. Der schöne Brauch, am Allerseelentage das Andenken der theuren Dahin- geschiedenen durch Gräberschmuck zu ehren, beschränkt sich im Ganzen mehr auf die bürgerlichen Kreise, besonders dort, wo die Bauerngehöfte weiter von der Pfarrkirche entfernt sind. Aber am Trauergottesdienste, sowie an der fast allgemein üblichen Procession nach dem Friedhofe betheiligt sich sehr zahlreich auch das Bauernvolk. Für die armen Seelen werden viele Opfer gebracht an Gebet, Meßstipendien und Almosen. Am Feste des heiligen Mar t in herrscht noch in vielen Gegenden Niederösterreichs der Brauch, Mittags als Hauptgericht eine Gans zu essen, namentlich in den beiden Vierteln O. und U. M. B. und theilweise auch im V. U. W. W., z. B. im Leithagebiete, wo man überdies Verwandten und Geschäftsleuten, mit denen man verkehrt, die Martini- gans zuträgt oder zusendet. (Mannersdorf am Leithagebirge). Im V. O. M. B. (lim Eggenburg) findet am Sonntag nach Martini ein Tanz bei der sogenannten „Herbstmusik" statt. Die Bursche bewirthen bei dieser Gelegenheit ihre Mädchen mit Gänsebraten, weßhalb der genannte Sonntag dort auch der „Ganslsonntag" heißt. Für den Weinbauer ist der Martinitag iu anderer Weise wichtig. An demselben wird nämlich der Wein „getauft", das heißt der Most von da an als Wein bezeichnet. Zu Martini gehen im V. U. W. W. die „Halter" (Viehhirten) von Haus zu Haus und übergeben beim Eintritte jedesmal eine Birkenruthe, womit im nächsten Jahre das Vieh wieder ausgetrieben werden soll. (Der Birkenzweig als „Lebensruthe".) Der Spruch, welchen sie aufsagen, klingt in einigen Versen au einen altdeutschen Hundesegen an. Um Wiener-Neustadt sammeln die „Halter" mit ihren Buben in den Häusern Wein, den man ihnen in die großen Krüge schenkt, welche sie auf ihrem Rundgange mit sich schleppen. Im Leithagebiete erbitten sich auch die Hand- werker bei ihren Kunden den „Martinitrnnk", den sie aber gewöhnlich ihren Gesellen überlassen. Der Ausdruck „Martini-" oder „Märtenloben" wird wohl am richtigsten auf das kirchliche Officium des Tages zurückgeführt, dessen Jnvitatorium zur Matutiu lautet: „I^auckemus Ovum nostrum in eonkessione bosti Nmtini*. (Laßt uns Gott loben in dem Bekenntnisse des heiligen Martinus.) Am Barbara tage (4. December) stellt man einen Kirschzneig in ein Gefäß mit Wasser, welches man täglich erneuert. Am Christabend blüht der Zweig auf. (An allen Orten bekannt.) Mädchen sehen in dem Phänomen ein Zeichen, daß sie im nächsten Jahre heiraten werden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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