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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 215 -
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215 Gesängen, Erzählen und harmlosen Spielen zu, von welchen jedoch dos Kortenspiel in nionchen Familien onsgeschlossen ist. Mit der Christnacht steht eine lange Reihe charak- teristischer Bräuche und Meinungen im Zusammenhange. Allgemein ist iu Niederösterreich der im deutschen Volke überhaupt heimische Glaube verbreitet, daß während der heiligen Nacht die Thiere reden können. Überoll erzählt man auch die Geschichte von dem Bauern, welchem seine beiden Ochsen (oder Pferde), die er bei ihrer Unterredung im Stalle belauschte, den nahen Tod voraussagten. Während der Christmette geben alle Brunnen Wein. (Weit verbreitete Meinung.) Anch die Zeichen- denterei spielt in der heiligen Nacht eine große Rolle. Wessen Kopf nach der Haus- räucheruug, wenn das erste Licht angezündet wird, an der Wand keinen Schatten zeigt, deni ist der Tod im nächsten Jahre gewiß. (Gilt hier und da als noch bedeutungsvoller am Sylvesterabeud.) Wer von den Tischgenossen beim Nüsse-Essen zuerst einen schwarzen Kern findet, wird auch zuerst sterben. (V. O. W. W.) Erblickt man ans dem Dache einen Sarg, so bedeutet dies baldigen Tod für denjenigen, welcher die Vision gehabt hat (Waidhofen an der Thaya) oder für eine Person aus der „Freundschaft" (Ibbsthal). Schaut man in der heiligen Nacht durch das Schlüsselloch in ein leeres Zimmer, so sieht mau jene Verwandten sitzen, welche im nächsten Jahre sterben werden. Auch das wirth- schaftliche Leben bringt man mit der Christnacht vielfach in sinnvolle Beziehung. In Aschbach (V. O. W. W.) trügt man eine Egge, einen Pflug und einen Scheffel Hafer in die Stube, wo gebetet wird. Um Oberhollabrunn (V. U. M. V.) legt man ein Bündel Heu offen in den Haushof und füttert dasselbe nach der Mette dem Vieh. Beim Abend- mahls sammelt der Hausvater von sämmtlichen Tischgenossen je die drei schönsten Nnßkerne und reicht sie am Festtage den Rindern als Maulgabe (V. O. W. W, Höllenstein); im oberen Abbsthal besteht diese auch aus drei „Hetscheubetschen" („Heckenbötzlein", Hage- buttefrüchten) oder ans Brod, welches ans allen Getreidearten mit Hetschenbetschen gemischt gebacken wird. Von dem im Keller aufbewahrten Kraut (Kopfkohl) fällt durch Schütteln in der heiligen Nacht der beste Same ab. (V. O. W. W.) In den Äpfeln wenden sich die Kerne um; senkt man diese in die Erde, so wachsen Bänme, welche keiner Veredlung bedürfen. „Arbeitet" während der Mette der Most im Keller, so ist ein gntes Mostjahr zu hoffen (V. O. W. W) ; braust der Wein im Fasse oder „dreht er sich um" (trübt er sich), ein gutes Weinjahr (um Krems). Um Waidhofen an der Thaya legt mau einen Bund Kornstroh erst unter den Backtrog, hierauf gehen sämmtliche Hausgenossen kurz vor Anbruch der Nacht damit in den Hansgartyi und umwinden jeden Baum mit einigen Halmen, auf daß er im nächsten Jahre recht gnt „trage" (das „Baamschatz'n", Baum- schützen). In manchen vvn den hier besprochenen Bräuchen liegen Überreste altgermanischer Baum- und Feldculte in christlicher Umdeutuug vor.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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