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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 223 -
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223 Ist der Vater alt geworden, will er Haus und Hof „übergeben" und sich in die „Ausnahme" zurückziehen, so muß sich der Sohn, welchem das umfangreiche Anwesen zufällt, nach einem tüchtigen „Weib" umsehe». Meist hat sein Herz schon früher gewählt, er hat lange Zeit eine „Bekanntschaft" gehabt — oft ganz in Ehren — und so braucht er jetzt nicht lange zu suchen. Gleichwohl wirbt er um die Hand der Auserwählteu, mag er ihres Jawortes auch iusgeheim gewiß sein, nicht leicht mit Hintausetzung der üblichen Förmlichkeiten, welche Andere nothgedrungen beobachten müssen, wollen sie einen etwaigen „Korb" nicht in eigener Person davontragen. Es wird also der Heiratsvermit t ler ins Geheimniß gezogen, der dann auch bei der Hochzeit selbst gewöhnlich eine wichtige Rolle spielt und uuu zunächst mit auf die „Brautschau" gehen muß. Er ist fast immer ein verheirateter Manu uud führt in seiner Mittlerrolle verschiedene Namen. Im uieder- österreichischeu Flachlande heißt er durchweg „Heiratsmann", in dem an Oberösterreich grenzenden Theile des V. O. W.W. „Lentbitter", im Ötschergebiete „Kuppler" oder, besonders im Ibbsthal, „Bitt'lmanu" (gesprochen „Bidlmann"), am Wechsel „Bittmann". Im letztgenannten Gebiete wird auch der Braut ein besonderer Vertrauensmann beigegeben, welcher den Namen „Spruchmauu" führt. Mauche Gemeinde hat ihren „ständigen" Heiratsmauu, der die „Freundschaft" (die Verwandten) der einzelnen Familien selbst bis zu den entfernteren Graden genau keimt und gar nicht zu fragen braucht, wen er ordnungs- gemäß einzuladen habe. Er ist auch hier und da zugleich einer der „Beistände" oder „Zeugen" der Brautleute. Im Ötschergebiete geht er öfter allein für den zukünftigen Ehemann „bitt'lu", in der Regel aber ist er dessen Begleiter. Beide machen im Elternhanse des zur Braut auserseheueu Mädcheus einen Besuch (am Wechsel „Bitt'l-B'snch" genannt), zuweilen uuter dem Vorwaude, ein Stück Vieh zu kaufen, meist aber, um ohueweiters um das Mädchen „anzuhalten". Sie werden dabei gut bewirthet und bestimmen im günstigen Falle mit den Eltern der Braut sogleich deu Tag für das „G'wißmacheu" oder „Versprechen". An diesem kommt der Bräutigam mit seinen Eltern in das Haus der Braut und es wird daselbst Alles, was liegt und steht, genau gemustert, im Stalle jedes „Stückl" Vieh besonders geprüft, der etwaige „Schuldenstand" besprochen und schließlich über die Mitgift und sonstigen Heiratsbedingnngen „verhandelt", wobei der Bauer oft als eiu recht „trockener Bruder" sich zeigt, der nicht „Haare lassen will" und wegen ein paar „Zehnernoten" oder eines „Schnittliugs" (Öchsleius) uud dergleichen sich gewaltig „spreizt". Ist die Hochzeit „g'wiß" gemacht, so bestimmt man vor Allem den „Ehrentag" (so heißt der Hochzeitstag), welcher in der Regel ein Dienstag ist, ferner das Haus, in welchem die Hochzeit gehalten werden soll (Elternhaus des Bräutigams oder der Braut oder aber eiu Wirthshaus), die Zahl der Gäste uud dergleichen mehr. Znm Schlüsse folgt eine
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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