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zusammengebunden sind. Die Gäste singen meistens, ehe sie die Spende reichen, je ein
„Gstanz'l", dessen Arie die Musikbande sofort nachspielen muß. Da singt etwa Einer:
„Ls Spielleut, ös Lumpen,
Habts koaner koan Geld,
Oder: A Stub'n voller Kinder,
Koan Fechsuug, koan Feld".
„Mein' Hosn, die grean',
Die ist z'riss'n bei'n Knean (Knien), Js ma's Geld anßa g'fall'n —
I kann d'Spiellent' nit zahl'n."
Nach dem „Weisern" wird „Gesundheit trunken" auf das Brautpaar, die Ehrengäste,
die Beistände, Junggesellen, Kranzljungsranen, Gödenlente, die Nachbarschaft „alt und
neu" u. s. w., zuletzt auf alle Gäste. Nach jeder „Gesundheit" folgt ein Tusch.
Nachdem man alle Gäste hat „leben" lassen, kommt die feierliche Scene des
„Brantanfforderns" (gesprochen „Brautaussederns"), das heißt die Braut wird zum
„Ehreutanz" begehrt.
Der Heiratsmann oder Brautführer tritt, zuweilen auch maskirt, vor die Gäste hin
und hält eine meist längere Ansprache, welche für eiuzelne Gegenden seit vielen, vielen
Jahren dieselbe geblieben ist. Als Hauptgedanke kehrt überall wieder, daß er, der Sprecher,
die Braut heute habe
Zu Wasser und zu Land,
Bis an des Priesters Hand",
„Geziert und geführt
Über Eck uud Gasse,
Zu Weg und Straße,
wo sie dann empfangen: „Den.priesterlichen Segen, — An dem ist Alles gelegen".
Nachdem der Redner noch hervorgehoben hat, daß er die Braut von der Kirche
weiter geleitet uud schließlich hierher ins Hochzeitshaus gebracht habe, redet er sie z. B. am
Wechsel folgendermaßen an:
„Ter Jungfrau Braut im Rosengarten
Bin i schnldi' aufzuwarten;
I wart' ihr auf mit an Glasl Wein,
Der g'wachs'n ist zu Köln am Rhein;
Ist er nit g'wachs'n zu Köln am Rhein,
Ist er doch g'wachs'n zwischen Sonn^ und
Mondenschein.
Dös soll der Jungfrau Braut mit ihrem
liab'n Jungherrn Bräutigam
Zur G'snndheit sein. Vivat!" (Tusch.) „I bitt' die Jungfrau Braut, geziert mit ihrem
Myrthenkranz,
Mit mir zu machen einen christlichen Ehrentanz:
Einen, zwei oder drei,
Was ihr guter Wille sei.
Ten ersten bitt' i mir aus, der zweit g'hört
Dem Jungherrn Bräutigam, der dritt' g'hört
Tem Bittmann, der viert' dem Spruchmann;"
die übrigen Tänz' g'hören für d'Jungg'sell'n und d'Jnngfrau'n, allen geladenen Hochzeits-
gästen, „Groß und kloan, krnmp und grad', — Was nur tauz'u und springa mag".
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317