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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 238 -
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238 Schließlich wäre nvch eine Reihe von vvlksthümlichen Meinungen anzuführen, welche auf Liebe, Hochzeit uud Ehe sich beziehen. Hier könueu indeß nur einige der land- läufigsten Platz finden. Wenn Liebende im Frühjahr die wiederkehrenden Schwalben zum ersteu Male nicht einzeln, sondern paarweise fliegen sehen, so heiraten sie noch in diesem Jahre. Wenn einem Mädchen das „Fürtuch" (die Schürze) hinabfällt, weil die Bänder sich gelöst haben, so wird ihr der „Schatz" untreu werden. Zerbricht eine ledige Person einen Spiegel, so mnß sie mit dem Heiraten noch sieben Jahre laug warten. Liebende sollen sich keine schneidenden Instrumente (Messer, Scheere) schenken, denn dadurch wird das Liebesband entzwei geschnitten; auch Ringe, geweihte Gegenstände (Rosenkränze, Gebetbücher und dergleichen) sind bedenkliche Geschenke. Am Hochzeitstage gelten als vor- bedeutend: das Wetter, ein des Weges kommender Leichenzug, das Flackern eines Lichtes ans dem Altare, die Unachtsamkeit der Braut, wenn sie sich mit Wein beschüttet (ihr Gatte wird ein Trinker werden), das erste „Ja", wenn der Mann es spricht (denn dann wird das Weib in der Ehe herrschen) und anderes mehr. Ein Sprichwort sagt: „Weinende Brant, lachende Frau" und umgekehrt. Zu Gmüud im V. O. M. B. war es früher Sitte, im Elternhause der Braut vor der Trauung einen Prügel im geheizten Backofen zu ver- brennen, damit die Frau in der Ehe vom Manne keine Schläge bekomme. Am Wechsel setzen die Hochzeitsgäste den Rosmarinzweig im Garten in die Erde; grünt er, so werden die Neuvermählten glücklich seiu. Wir gehen nuu zu den Todten bräucheu des niederösterreichischen Volkes über. Ist ein Hausgenosse gestorben, so drückt man ihm die Augen zu, und damit sie geschlossen bleiben, legt man uasse Läppchen oder schwere Kupfermünzen darauf, welche nach dem Gebrauche verschenkt werden. Oft auch wird das Kinn mit einem Tuche „aufgebunden", damit der Mund nicht offen stehe. Gewöhnlich öffnet man sogleich nach eingetretenem Tode die Fenster des Sterbezimmers, damit, wie man hier und dort kindlich meint, die Seele „ausfahren" könne; auch werden die Uhren im Zimmer zum Stehen gebracht, denn um den Todten muß Stille herrschen und sollen die stehenden Zeiger ein Bild der abgelaufenen Lebensuhr sein. In bürgerlichen Familien verhängt man sofort den Spiegel, weil er sonst erblinden würde. Der Todte wird, nachdem man ihn drei Stunden im Bette hat liegen lassen, gewaschen und mit sauberen Kleidern, an manchen Orten sogar mit dem Hochzeits- gewande angethan. Dieses Geschäft besorgen zuweilen bestimmte Personen, wofür sie das Betttuch des Verstorbenen und einige von seinen Kleidungsstücken (von einem Manne z. B. Hemd, Hose und Rock) bekommen. Das Bettstroh wird auf dem nächsten Felde oder aus offenem Wege verbrannt. Dabei knien die Hausleute und Nachbarn um das Feuer herum und beten für den Dahingeschiedenen. An einigen Orten glaubt man, daß der Rauch die Seele zum Himmel trage. (V. O. W. W, im Gebirge.) Die Leiche wird
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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