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kann daher, wenn er fährt, nicht „hie, hie!" rufen, sondern „hean, hean!"; ebenso juchzt
er nicht wie unser Landvolk in drei Absätzen: „In, hu, hu," sondern bringt nur „Juhu!"
heraus. Endlich kann er nicht ordentlich husten, sondern er „kämpft und kaagatzt" (hüstelt).
Der Teufel hinkt, weil er eine „Schall" (Überbein) hat (V. O. W. W.), oder weil er
einmal von einem Schimmel, den er für einen Bäcker hielt, auf deu Fuß geschlagen wurde
(V. U. W. W.). Das Beschwören des Teufels durch das Kreisstehen, seine Verwandlungen,
boshaften Versuche zu schaden, die Vereitelung derselben (der Hahnkrat), sowie der „gefoppte"
Teufel sind landläufige Sagenmotive. (Die Teufelswand bei Schwallenbach in der Wachau,
die Teufelsdukaten und der durchlöcherte Bauernhut, der Wolf als Ersatz für die
versprochene Christenseele nnd dergleichen.) Der aus einem Hühnerei ausgebrütete Teufel
heißt „Spirifaukerl" oder „Gauggerl" (V. U. W. W.) und bringt als „Tragmanderl"
gleich den Alraunen Schätze. (Das „Flaschentenfelchen".)
Die Hexen, „Zasch'n", thnu es dem Vieh an. Taucht mau in die verhexte Milch
einen glühenden Stahl oder peitscht man sie mit Ruthen, so trifft man damit zugleich die
Hexe. Die „Butterhexen" bereiten aus fremder Milch, die sie sogar aus „Tuchzitzelu"
(Zipfeln) melken können, die köstlichste Butter. Von „Wetterhexen" erzeugte Schauerwetter
erkennt man an den Haaren, welche in den Hagelkörnern sich finden. Mit einer geweihten
Kugel kann man die Unholdinnen aus den Wolken herabschießen. (Das „Hexenschießen".)
Wenn die Hexen „ausfahren" wollen, „schmieren" sie sich und bedienen sich des Spruches:
„Obenaus und nirgends an!" Sie fahren auch auf zweirädrigen Karren („Zieh-Zagerlu",
am Wechsel), halten aus Kreuzwegen und Höhen Versammlungen („der Hexensabbath" auf
dem Otscher) und Tänze ab, doch können sie nur im Halbkreise („Hexenkreise") herumtanzen.
Die Trnden (Maren) sind weibliche Wesen, alt und häßlich, haben sehr breite
Vorfüße mit drei weit auseinaudersteheuden Zehen, wovon eine nach rückwärts gebogen
ist. (Dreieckform der „Trudenfüße".) Man kann diese Gespenster, welche Nachts den
Menschen im Schlafe „drücken", auf Verschiedeue Weise von sich abwehren, besonders durch
Bannsprüche, durch das Trudeukreuz (^ ) , womit man Thür und Bett bezeichnet, oder
wenn man ihnen Obst (Dörrobst: Kletzen, Zwetschken in ungerader Zahl) vors Fenster
stellt. Die Trnden halten nächtliche Versammlungen ab. („Trndensteine" bei Göpfritz.)
Andere in Niederösterreich bekannte Spukgestalten sind:
Das „Thomaszol l" (Gespenst der Thomasnacht im Ötschergebiete), der neckische
„Hehmann" („Heh"-Rnser), das boshafte „Pelzweibl" (V. O. M. B) , der „schwarze
Mönch" am Strudel unterhalb Grein (an der oberösterreichischen Grenze), die meuchel-
mörderischen „Wechselmänner" (amWechsel) und die „Klage", welche in verschiedenen
Gestalten gedacht durch das Haus weint und einen Todesfall ankündet. Manche
eigenthümliche Züge finden sich auch in den Vorstellungen von gespenstigen nnd
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317