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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Seite - 253 -
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253 Bedürfniß, Brauch, Tracht und Ausdruck. Wie der Stamm znm Volke, so verhält sich nun die Mundar t zur Sprache. Dieselbe theilt aber auch die Schicksale des Volkes: politische Trennung difserenzirt, Vereinigung assimilirt den sprachlichen Ausdruck. Wie für das erstere Holland, ist für das andere Österreich ein typisches Beispiel. Über das ganze weite Gebiet der deutschen Zunge in Österreich wird heute die gleiche Mundart gesprochen, ein Bergdialect, eines der Hauptglieder des großen deutschen Sprachstammes, das Baierisch-Österreichische, das von der Quelle der Eger bis zu der des Jsonzo, von der Malser Heide bis zur Beczwa-Fnrche herrscht, ja darüber hinaus (Brody; sctte et ti-eäeci cominuni), nie fest begrenzt nach Osten, desto schärfer jedoch nach Westen, freilich erst jenseits der Marken unseres Reiches (Lechgrenze). Wenig günstig kantete das Urtheil der Ahnen über unsere Sprache; der rauhe Bergdialect galt ihnen für grob und uuschöu — wir dürfen, ohne in süßliche und über- triebene Schwärmerei zu verfallen, den Ausdruck der Heimat als einen der Gruud- und Ecksteine des germanischen Sprachbaues betrachten. Wie sich im Prisma der Sonnenstrahl bricht, vielfach und vielfarbig erscheint, in sieben Strahlen zerlegt, und wie jeder einzelne derselben reale Wirklichkeit besitzt und sie alle zusammen doch nur ein Ganzes bilden als weißer Strahl, so existiren die Mundarten neben einander und verschmelzen mit einander in der Schriftsprache, zu deren Bildung jeder Stamm zu seiner Zeit das Seine beigetragen, auf der jüngsten Stufe ihrer Entwicklung, im XVI. Jahrhundert aber vor Allem die damalige Ausdrucksweise der kaiserlichen Kanzlei — das Österreichische. Hierbei ist wohl zu unterscheiden zwischen dem Dialect der Landschaft und der laudesüblicheu, namentlich in vornehmen und gebildeten Kreisen angewandten Umgangs- sprache. Diese lehnt sich an die Schriftsprache, die dabei mehr oder minder dem Dialeete, besonders in Rücksicht auf Wahl des Ausdrucks, aber uuter Vermeidung alles dessen, was niedrig oder abgebraucht erscheinen könnte, zumeist aber hinsichtlich des Satzbaues assimilirt wird. Diese darzustellen ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, weil im Wort- schatz einzelner Gebiete die Anwendung gewisser Ausdrücke in verschiedenen Bedeutungen, insbesondere aber die Vermeidung mancher völlig schriftgemäßen Wörter zahllose kaum zu sixireude Variationen zur Folge hat.* « Es ist ebenso unmöglich, ein vollständig fixirtes, unbedingt abgeschlossenes Bild einer lebenden Sprache, auch auf uoch so beschränktem Raume, zu geben, als es gelingt, einen Wasserfall im Lichtbilde darzustellen; immer mahnt das Resultat an die * Alle umständlichen nnd schwer verständlichen Zeichen sind vermieden; nur Folgendes wolle bemerkt werden: schwankende Aussprache des Pokals, z. B. Vergröberung des a gegen o ist bezeichnet: Scha'f; ungewohnte Diphthonge tragen eine Klammer, höüß; der griechische Circumflex ist das Zeichen der Nasaliruug, Ma'(Mann), Stöa (Stein); der gewöhnliche Apostroph bezeichnet den Ausfall eines beliebigen Lautes: a'fa'r'u (abfahren): der verkehrte den Ausfall eines r: Staua' (Steiner, für hochdeutsch Steine), ltaba' (lieber).
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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