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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
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260 Vergröberung vder Ähnliches vorliegt. Man sehe neben altein i' brich', i' gib', i' nun, anch i' kinl', du kimst, er kimt, mir kema', aber i bi keina' neben i' bi kuma'; i' kum' ist Ver- gröberuug — aber g'unma', kuma' (mittelhochdeutsch geunmeu, gekumeu) kau« ebensogut Nachklang der alten Formen als Neubildung sein. Zur Entscheidung ist es nothwendig, die Formen durch die Urkunden aller Jahrhunderte hindurch zu verfolgen, wo sich dann allerdings die u-Formen als moderne Bildungen erweisen. Einige Verba sind im Gebrauche zu Partikeln eingeschrumpft, au deueu die Mundart sonst überreich ist; so neben gelt' und dem namentlich dem Obderennser geläufigen ge (gemma" ge ge? wörtlich: gehen wir geh' gehen?) das viel berufene ha°lt. Zunächst sei festgestellt, daß jenes angebliche „Halter", das norddeutsche Autoren so gern deu Österreicher» in den Mund legen, nicht existirt, es ist das mißverstandene, häufig zu hörende ha°lt a' oder ha°lt ä (halt auch, halt ein). Wir hätten endlich noch der Wortbildung zu gedenken; ein Blick auf Schweilers Tausende von Voeabeln umfassendes Dialeetwörterbnch zeigt uns deu Reichthum unseres Stammes. Charakteristische Bildungen, markante Worte, treffende Composita zeitigt die Mundart in Hülle und Fülle. Man nehme die Adjectiva für menschliche Eigenschaften und man wird staunen über den Reichthum und die Anschaulichkeit der Mundart: wie drastisch sind Ausdrücke wie auschiach, mnddelsauba', riglsam (rührig, regsam), kl van boanlet (kleiubeinig), tramhappet (traumhäppig), ohaxet (säbelbeinig, Füße wie ein o) und viele andere. Wie treffend und harmlos dabei zeigt sich der Volkswitz, wenn er die Stammesgenossen nnd Nachbarn mit Namen neuut, denen Jahrhunderte die Weihe gegeben: die Obderennser neuut der Niederösterreicher von ihrem Lieblingsgetränke, dem Most, die Mostschädel und die Steirer nach Tracht und Schritt die Kniebohrer; die Bewohner der Bergthäler des Wienerwaldes, die Pech aus der Kienföhre gewinnen, heißen davon die „Keaufirenen", wogegen sie die Hauer des ebenen Vorlandes, die nackten Beines den Weinberg bebauen, als „Brannhaxen" verspotten. Die reiche Phantasie des Volkes, die aus seinem Wortschatze spricht, hat sich seit Menschengedenken auch im Liede Bahn gebrochen: doch die eigentliche Stätte des Volks- gesanges, des Schnadahüpfls (Schnatterhüpflein, Tänzchen zum Worte) ist das Bergland, das nach Niederösterreich nur seine Ausläufer entsendet. Und so hat dasselbe — abgesehen von der Hauptstadt, wo das volksthümliche Schauspiel seine Blüte erreicht hat — auch verhältnißmäßig geringeren Antheil an der Dialectdichtnng als die Nachbarlandschaften. Castelli war einer der ersten, der neben Untersuchungen über die Mundart auch Versuche in mundartlicher Dichtung anstellte. Ihm folgte I. N. Vogl, A. Baumann, von dem nnr wenig in die Öffentlichkeit gedrungen ist, und Freiherr von Klesheim, der unter dem Namen des Schwarzblattls vom Wienerwalde eine Anzahl durch übergroße Empfindsamkeit und Ziererei mitunter minder erquicklicher Dichtungen veröffentlichte. Alle
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Band
4
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.75 x 26.17 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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