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und 1136 erbaute Stiftskirche zu Klosterneuburg dürfte wohl eine der bedeutendsten
Kirchenbauten ihrer Zeit gewesen sein. Auch dieses Gebäude deckt die im XVII. Jahr-
hundert erfolgte Überbauung und dürfte sich darunter der alte Bau den auf Gruud
sorgfältiger neuester Forschungen erlangten verläßlichen Anhaltspunkten zufolge fast ganz
erhalten haben. Dem Aulageprogramme romauischer Münster entsprechend, schloß sich dem
hohen Hauptschiffe beiderseits je eiue niedrige Abseite, dem Laughause eiu hohes Querschiff
mit Kuppelthurm über der Vieruug und diesem die noch heute erkennbare Hauptapsis mit
zwei Nebenchörlein an, ehemals auch mit einer Emporenaulage nach Art von St. Ambrogio
in Mailand, Die romanische Mittelpartie der Fa^ade mußte vor kurzem ihrer Baufälligkeit
wegeu abgetragen werden, doch erscheint der neue Bau als getreue Wiedergabe des
verschwundenen ehrwürdigen Bautheiles. Ein ehemaliges Portal aus der Kirche iu dem
Kreuzgang und ein Fenster aus dem alten Kapitelhause ebenfalls in dem Kreuzgaug, die
beide in ueuester Zeit wieder ausgedeckt wurden, zeigen gleichfalls Formen, die auf deu Bau
der romauifcheu Kirche zurückführen. In diese Baugruppe gehört auch die durch Moderui-
siruugen eiuschueideud umgestaltete dreischissige Pfarrkirche zu Tullu niit interessanten
Decoratiousresteu an der Außenseite uud am Portale uud die Stiftskirche zu Seitenstetten,
woselbst mau noch deutlich die ursprüngliche Pseilerbasilica erkennt.
Von nicht geringer Bedeutung in der Anlage, aber umso werthvoller, weil in der
Hauptsache erhalte», ist die Stif tskirche zu Heiligenkreuz (1150 bis 1187). Obwohl
schon in jene Zeit fallend, da der romanische Stil bei uns seine Blüte feierte, finden wir
an dem uuveräudert gebliebenen dreischiffigen Laughause mit überhöhtem Mittelschiffe
und hohem dreijochigen Querschiffe dessenungeachtet noch die früher gebräuchlichen strengen
Forme». Das im Rundbogen gewölbte Mittelschiff besteht aus fünf Jochen, jedes der
niedrigen gleichfalls gewölbten Seitenschiffe ans deren doppelter Zahl; zwischen zehn
Paaren viereckiger, abwechselnd stärkeren und schwächeren Pfeilern wölben sich die halb-
kreisförmigen Verbiuduugsarkadeu gegen das Hauptschiff uud die Abseite». Von hoher
Wichtigkeit uud ganz besonderer dekorativer Wirkung ist die unverändert erhalten gebliebene
Westsa^ade, die unsere Abbildung bringt; ein hoher Mittelban mit Giebelabschluß, nmsäumt
vom aufsteigenden Rnndbogensriese in freiester Anwendung und geziert durch drei reich
eingefaßte Fenster, dann beiderseits den Seiteuschiffen entsprechend ein pultdachartig
abgeschlossener Seitenflügel mit je einem Fenster. Das sich in der Mauertiefe etwas
verengende fpitzbogige Hanptportal in der Mitte der Fa^ade mit einem Laubornament in
Timpanon und ein zweites einfacheres Portal links gehören dem XIII. Jahrhundert an.
In die Bauzeit des XII. Jahrhunderts gehört noch ein höchst wichtiger Bau, es ist
dies das Capitelhaus im Stifte Zwettl, das im letzte» Viertel jenes Jahrhunderts entstanden
sein dürfte. Es bildet einen quadratischen Raum mit einer aus Granit hergestellten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317