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gehörige Schalaburg im Viertel vber dem Wieuerwald. Es müssen ungewöhnlich
günstige Umstände gewesen sein, unter denen dieses in seiner Art einzige Banwerk entstehen
und sich erhalten konnte. Die ursprüngliche Anlage des Schlosses reicht wohl iu das
XI. Jahrhundert hinaus; aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts stammt aber der
Haupttheil des Schlosses, ein unregelmäßiges langgezogenes Viereck mit einem Arkadenhofe.
Die Abbildung zeigt das schmalere Ende desselben. Besonders interessant ist die Architektur
durch die eigeuthümliche Mischung italienischen und nordischen Formgefühles, sowie dnrch
das Material, die Terracotta, welche, in Niederösterreich eine Seltenheit, hier in um-
fassendster Weise angewendet ist. So sehr nun dieses Werk von aller in Niederösterreich
bekannten Banweise sich unterscheidet, so ist es wieder charakteristisch für die Zeit nnd für
das Land, daß auch hier der italienische Einfluß sich nicht verleugnet. Vou nicht minder
imposanter Anlage ist im Viertel ober dem Manhartsberge die Roseuburg in der Nähe
des Städtchens Eggenburg, um 1590 vollendet; doch ist hier weniger erhalten. In der
Nachbarschaft Schlvß Göllersdorf in der Mitte des XVI. Jahrhunderts begonnen.
Regelmäßiger als die Bnrgen anf beherrschenden Höhen sind die Landsitze der
Ebene, meist Rechtecke mit Thürmen, Wälle und Graben anf das Nothwendigste beschränkt.
Ein Beispiel ist Schloß Walpersdorf bei St. Pölten, um 1577 erbant, der Hof mit Arkaden
an der Eingangseite, die vorspringenden Flügel mit reichem Consolengesimse.
Wie für Wien, so beginnt sür das ganze Erzherzogthum eine neue große Banperiode
mit der Entsetzung der Hauptstadt im Jahre 1683, und wenn die Werke der Friih-
renaissance mir in einzelnen Beispielen zn finden sind, so ist es dagegen der Barockstil,
welcher, getragen von günstigen Umständen, während einer langen Herrschaft das Land
mit Gebänden übersäete. Dieser Stil tritt uns überall entgegen. Wo zwischen den Feldern
nnd Weinbergen, den Wäldern und Wiesen ein Kirchthurm emporragt, ein Denkmal am
Wege steht, wo an dem Biirgerhanse der kleinen Stadt oder der ländlichen Wohnung ein
Thor, Erker oder offene Loge ausgebildetere Formen zeigt, wo Schloß oder Stift einen
Hügel krönt, es sind mit wenig Ausnahmen die Formen der Barocke, die man erblickt.
Schlösser und Klöster sind es, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, an ihnen
allein ist eine wirkliche architektonische Ausbildung zu finden. Die Landsitze des XVIIl. Jahr-
hunderts haben fast dnrchgehends einen gemeinsamen Typus; das Hauptgebäude gruppirt
sich um einen quadratischen oder rechteckigen Hof, rings um denselben läuft in allen Stock-
werken ein Gang, ini Erdgeschoß bisweilen als offene Bogenhalle gebildet. Von den
Gängen aus sind die Zimmer zugängig, deren Fenster die Außenseite beleben, die ganze
Anordnung ist sehr regelmäßig und meist dnrch Mangel an kleinen Nebenränmen beinerkens-
werth. Die Treppe liegt selten in der Hanptaxe, meist neben der Einfahrt, — es ist die
altgewohnte Anordnung der italienischen Paläste. Manchmal sind die Ecken des Gebäudes
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317