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Kunsthandwerker Wiens ihr Bestes geleistet. Bou den zahlreichen übrigen Schlössern im
Lande sei noch der nach den Plänen des Architekten Schallhammer ausgeführte Neuban der
Nadelb nrg bei Wieuer-Neustadt uud Hausens Nestanration des Schlosses Nappolteu-
kirchen hervorgehoben.
Wenig Bemerkenswerthes zeigen die kleineren Städte . Die Schulen, Krankenhäuser,
Sparkassen, Kasernen und sonstigen Nntzbanten, welche der Geist des Jahrhunderts
in beträchtlicher Anzahl ins Leben rief, gewährten der Entwicklung höherer Architektur
keiueu Spielraum. Ein eommnnaler Bau im Sinne der Altvordern, ein künstlerisch
geadelter Wohnhansbau existirt in diesen Orten so gut wie gar nicht mehr. Man gefiel sich
lange Zeit nur im Zerstören. Der architektonische Charakter der bedeutendsten kleineren
Stadt Niederösterreichs, des im Angesichte des Schneebergs in weiter Ebene freundlich
gelegenen Wiener-Neustadt , ist seit dem großen Brande des Jahres 1834 ein fast
völlig moderner. Im Laufe der letzten Decennien blieb er unverändert. Eine rege Ban-
thätigkeit herrschte dagegen während der jüngsten Zeit in Krems. Gegen das nahe Ste in
hin, am Fuße des rebeubekräuzteu Frauenbergs, ziehen sich längs den Donau-Auen
parallel angelegte Straßen, welche der Entwicklung rationeller Wohnhausarchitektur, im
Siuue des deutsche» oder englischen Familienhauses, Raum geboten hätten. Leider wurde
davon mir in wenigen Ausnahmefällen Gebrauch gemacht. Der Wiener Zinshausstil mit
seinen lauge« Feustersluchteu uud Mausardeudächeru gab den Ton an.
Höchst erfreulich ist der mauuigsach uud reich gestaltete Bi l l eubau, welcher sich
im Laufe der letzten Decennien in den an den großen Bahnlinien gelegenen Ortschaften
entwickelt hat. Anch darauf hat die Reichshauptstadt mit ihren Lebeusgewohuheiten uud mit
ihrem künstlerischen Geschmack maßgebenden Einslnß genommen. Durch die eisernen Fang-
arme der Bahueu ist jetzt ein Umkreis, der weit über die Grenzen Niederösterreichs hiuaus-
reicht, in das Villengebiet der Wiener hereingezogen, und iuuerhalb des Kroulaudes erstreckt
sich dasselbe vou der Douauläude und der Höhe des Kahleuberges bis zum Semeriug. Fast
sämmtliche au der Südbahu, der Westbahu, der Frauz Josess-Bahu uud iu den daran-
stoßenden Seitenthälern gelegenen Ortschaften sind mit diesem Villenschmuck versehen,
welcher dem Ankommenden die Nähe der Hanptstadt verkündet und von dem wachsenden
Bausinn uud Luxusbedürsuiß Zeugniß ablegt. Außer den Mitgliedern des Kaiserhauses
und der Aristokratie ist uamentlich die oberste Schicht des knnstliebenden Bürgerthums,
welchem der Neubau der Kaiserstadt sein prächtiges Aussehen verdankt, auch für de»
ländlichen Wohuhansbau maßgebend geworden. Ein lebendig bewegter, malerisch reizender,
bisweilen opulenter Cottage-Stil wiegt vor. Der akademische Geschmack der ersten Hälfte
des Jahrhunderts, der mit zwei dorischen Säulen au der Fa^ade oder einem römischen
Tempel als Gartenpavillon allen Kunstbediirfnissen des Villenbesitzers genügt zu habeil
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317