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Heiligenkreuz, Klosterneuburg, Lilienfeld, Zwettl, Göttweig, Melk und Seitenstetten
gehörigen Forste. Der weitaus überwiegende Theil des Waldlandes (534.704 Hektar) ist
demnach im Privatbesitze, und es vertheilt sich dieser Besitz wieder nahezu zur Hälfte
zwischen dem Großgrundbesitze (255.100 Hektar, wovon 107.974 Hektar Fideicommißwald)
und dem Kleingrundbesitze (279.600 Hektar). Trotz des bedeutenden Antheiles, welchen
daher der kleine oder bäuerliche Waldbesitz einnimmt, können diese Verhältnisse insoferne
nicht als ungünstig bezeichnet werden, als einerseits die Wälder des Privatgroßgrundbesitzes
fast durchwegs vollkommen geregelt und nachhaltig bewirthschaftet werden und anderseits
auch der bäuerliche Waldbesitz nicht, wie dies in anderen Ländern der Fall ist, in allzukleine
Parcellen zertheilt ist; wir finden insbesondere im Alpengebiete, wo der bäuerliche Wald-
besitz hauptsächlich überwiegt, nicht selten geschlossene Complexe von 100 bis 300 Hektar
in einer Hand. In durch Betriebseinrichtungen vollkommen geregeltem Betriebe steht nur
ein Drittel der gesammteu Waldfläche; es sind dies die Staatsforste und etwa 70 Procent
des Privat-Domäueuwaldes; vou den Gemeindewäldern erfreuen sich kaum drei Procent
einer solchen Grundlage geordneter Wirthschaft. Beim bäuerliche» Waldbesitze kann eine
strenge Regelung des Betriebes uud der Nutzung überhaupt nicht vorausgesetzt werden,
vielmehr wird Beides zumeist uach den augenblicklichen Bedürfnissen des Besitzers sich
richten. Die Bewirthschaftung dieser Wälder des Kleingrundbesitzes entspricht auch hier
dem im Allgemeinen mehr extensiven Charakter bäuerlicher Waldwirthschaft, in welcher die
Nutzungsform zumeist die des Plenterwaldes ist und die Erhaltung älterer und werth-
vvller Bestäube nur ausnahmsweise angetroffen wird. Dabei treten die Nebennntzungeu,
iubefoudere Weide- und Strennntznng, gegen die Holznutzung mehr in den Vordergrund
und letztere Pflegt überhaupt gegenüber der nach forsttechnischen Grnndsätzen eingerichteten
Bewirthschaftung größerer Waldbesitze sowohl nach der Menge der Erzeugung als auch nach
dem technischen Nutzwerthe derselben beträchtlich zurückzubleiben.
Im Ganzen ist der wirthschaftliche Zustand der niederösterreichischen Bauernwälder
ein ziemlich befriedigender; doch heben sich hiervon selbst für das Ange des Laien zumeist
die gleichmäßigen, wohlgehaltenen Bestünde des großen Waldbesitzes vortheilhaft ab,
welcher in Niederösterreich fast ohne Ausnahme sehr pfleglich behandelt und von technisch
gebildeten Fachmännern bewirthschaftet wird.
Der Betriebsform nach wird der größte Theil des Waldlandes als Hochwald
bewirthschaftet, nur 68.864 Hektar oder 11 Procent der Waldfläche sind im Mittel- oder
Niederwaldbetriebe. Im Hochwalde ist das Nadelholz entschieden vorwiegend und entfallen
auf den Laubholzhochwald nnr 90.000 Hektar oder 16 Procent der Hochwaldfläche.
Mit Einbeziehung der Mittel- und Niederwälder ist demnach im Gesammtwaldstande das
Lanbholz mit 25 Procent und das Nadelholz mit 75 Procent vertreten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317