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Schwarzwild 400, Hasen 170.000, Auer- und Birkwild 400, Haselwild 200, Fasanen
bei 20.000, Feldhühner und Wachteln nahe an 100.000, Schnepfen, Wildenten und
dergleichen 4.500, dazu an schädlichem Haar- und Federwild über 22.000 Stück.
Der reiche Ertrag Niederösterreichs an werthvollem Wildpret ist speciell für die
Verproviautirung Wiens nicht ohne Belang, nmsomehr als anch die ärmere Bevölkerung
an diesem Consnm einen bedeutenden Antheil nimmt. Sowie aber die sociale Bedentuug des
Waldes uicht allein in seinem Ertrage und seinen Producten liegt, so muß auch die Jagd
mehr nach ihrem allgemeinen Einflüsse als nach ihrem materielle» Nutze» gewürdigt werden.
Die Industrien.
Die Industrie in Niederösterreich ist reich entwickelt, aber sie ist es uicht gleich-
mäßig in allen Theilen des Landes. Die alten Viertel oder Kreise, welche, durch die
ragenden Marken des Wienerwaldes und Manhartsberges geschieden, nach diesen ihre
Benennung erhielten, zeigen ebenso wie in landwirthschastlicher auch in industrieller
Beziehung, entsprechend der Besonderheit ihres natürlichen Gruudcharakters, ein besonderes
Gepräge. Von durchschlagender Bedeutung ist die Fabrikindustrie im Viertel unter dem
Wienerwald; die reichlich vorhandene Wasserkraft, die Wegsamkeit des Landes und die
Nähe von Wien machen diesen Theil von Niederösterreich zum Hauptsitze der Mühlen- uud
Papierindustrie, der Spinnerei und Weberei, der Metallwaarenfabrication und vieler
anderer Gewerbe. Das Metallgewerbe blüht auch im eisenreichen Viertel ober dem Maier-
wald, während die Viertel unter und ober dem Manhartsberg nur wenig Großindustrie
besitzen, denn das niedrige, an schnellen Wasserläufen arme Flachland unter dem Manharts-
berg treibt vorwiegend Landwirthschaft und von Industrien ist nur die Müllerei uud die
Rübenzuckergewinnung bedeutend; das Hochland von Ober-Manhartsberg aber, das
sogenannte Waldviertel, ist recht eigentlich das Gebiet der Hausindustrie; mau verfertigt
dort grobe Holzwaaren, wie Butten, Tragkörbe, Holzschuhe, Schaufeln, Dachschindeln und
andere „Waldwaaren", ferner die den „Schwarzwäldern" ähnlichen Uhren, vornehmlich
aber werden Webwaaren aller Art prodneirt, die von Wiener Geschäftshäusern in Arbeit
gegeben sind. Läßt man die Ziffern sprechen, so entfielen von den 643 industriellen Groß-
betrieben mit über 45.000 Arbeitern, welche im Jahre 1880 auf dem flachen Lande von
Niederösterreich gezählt wurden, 406 Unternehmungen mit rund 33.000 Arbeitern auf de»
Kreis unter dem Wienerwald, während die drei anderen Kreise zusammengenommen uur
237 Fabriken mit kaum 13.000 Arbeitern hatten; es gab also unter dem Wienerwald
nahezu doppelt so viel Fabriken und fast dreimal so viel Arbeiter als im übrigen Nieder-
österreich, jedesmal Wien und Vororte nicht mitgerechnet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Band 4
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Band
- 4
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.75 x 26.17 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317