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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Österreichische Listen 1933–1938
wahrscheinlich durch Vermittlung seines späteren Duzfreundes Hans Hinkel (Staatskommissar im
Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, ab 1935 mächtigster Mann der
RKK unter Goebbels)
– zum Beauftragten für Fragen des Etschlandes im VDA, 1933 wurde er von
Theo Habicht, Landesinspekteur der NSDAP Österreich, in die Parteileitung berufen und fungierte
bis zu deren Auflösung 1934 als Chef vom Dienst der Landesleitung Österreich in Berlin, von 1935
bis 1937 leitete Bossi die SA-Sammelstelle Berlin. 1936/37 schied er auf eigenen Wunsch aus, da
sich sein Roman Standschütze Bruggler als großer Erfolg erwiesen hatte, und lebte fortan als freier
Schriftsteller. Nach dem „Anschluss“ wurde er in Personalunion Kulturreferent in der Reihsstatthal-
terei (RStH), in der NSDAP, im Reichspropagandaamt (RPA) und Landesleiter der RSK des Gaues
Tirol-Vorarlberg
– er dürfte aber diese Tätigkeiten kaum ausgeübt haben.
Alle anderen einflussreichen Kulturfunktionäre kamen erst nach dem Parteiverbot zumeist als
Flüchtlinge nach Deutschland. Bereits 1934 wurde das Urgestein der österreichischen NSDAP-
Hitlerbewegung, der Wiener Gymnasialprofessor für Geschichte und Deutsch Dr.
Richard Suchen-
wirth, Geschäftsführer der RSK (15.11.1934–31.03.1936), er war besonders im Hilfsbund aktiv.
Ebenfalls 1934 flüchtete der Wiener Gauleiter der NSDAP, Alfred (Eduard) Frauenfeld, nach Ber-
lin, er avancierte vom 28.5.1935 bis 1939 zum Geschäftsführer der Reichstheaterkammer. Analog
zu Suchenwirth wurde das Grazer KdK-Mitglied Dr. Franz Wehofsich als Leiter der Österreich-
Abteilung der Dienststelle Ribbentrop in die Vorbereitungen des Kulturabkommens von 1936 ein-
gebunden.17 Neben Kindermann spielte der Wiener Germanist Franz Koch
– ab 1935 hatte er die
prominente Professur für Deutsche Literaturgeschichte in Berlin inne – eine einflussreiche Rolle
für die Bildung eines neuen Kanons, er war vernetzt mit allen literaturpolitischen Institutionen
des „Dritten Reiches“ und der Verfasser des Überblicks über die Gegenwartsdichtung in Österreich
(1935), der vom Ständestaat verboten wurde. Seiner Entlassung als Staatsbibliothekar an der Wiener
Universität zuvorkommend erhielt Robert Hohlbaum durch Hilfe Kindermanns die Leitung der
Stadtbücherei Duisburg. Ein einflussreicher Stratege, u. a. der Zerschlagung des Wiener PEN-Clubs
1933, Verfasser der Liste Hohlbaum33, eng kooperierend mit dem ersten Präsidenten der RSK Berlin,
Hans Friedrich Blunck, und mit Walter Bloem.18 Sein Berufskollege in Wien Karl Wache war am
29.4.1934 wegen nationalsozialistischer Betätigung vom Dienst enthoben worden und flüchtete
ebenfalls 1937 nach Deutschland. Er hatte in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen KdK die
erste Proskriptionsliste Österreichs Wache33 erstellt und das Hitler gewidmete erste Standardwerk
über die NSDAP in Österreich Deutscher Geist in Oesterreich (1933) herausgegeben. Bereits im
November 1933 war der Konzert-Sänger und Mitarbeiter der RAVAG Oskar Jölli (geb. 1897 in
Köflach) geflüchtet, er wurde von Goebbels 1934 zum Leiter des neu eingerichteten „Sonderrefe-
rats für Österreich-Angelegenheiten“ in der Reichssendeleitung bestellt, 1941 Direktor der Wiener
Volksoper, 1945 nahm er sich das Leben. (Schrader08)
Angesichts der Aufbruchsstimmung unter den Nationalsozialisten im Lande und des zunehmenden
Drucks von außen griff
– analog zum Nachbarn
– auch die „Ständestaat“-Diktatur kulturpolitisch zu
den Mitteln der Beschlagnahmung und des Verbreitungsverbots von Druckwerken, um ihre Vorstel-
lungen von „Kultur“ durchzusetzen und die Verbreitung anderer nicht-systemkonformer Konzepte
hintanzuhalten (auch der Rundfunk, die RAVAG, wurde sukzessive gleichgeschaltet). Mit der Ver-
17 Vgl. Amann96.
18 Sonnleitner89.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271