Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Seite - 36 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 36 - in Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien

Bild der Seite - 36 -

Bild der Seite - 36 - in Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien

Text der Seite - 36 -

36 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0 1. Zensur und Förderung rich Bischoff,39 der später am 30.9.1941 in Wien „äußerst günstig“ den jüdischen Zsolnay-Verlag übernahm.40 Die in einer Auflage von 13.000 gedruckten Listen41 konnten Einzelschriften, das Gesamtwerk eines Autors, Reihen, Periodika und die Gesamtproduktion eines Verlags betreffen, sie waren streng vertraulich und als „weltanschaulich-politisches ‚Kampfinstrument‘“42 nur für den Dienstgebrauch ge- dacht: Einerseits um den Anschein zu wahren, dass in Deutschland keine Zensur existiere, noch 1939 wurde im offiziellen Organ der PPK betont, es gebe keinen nationalsozialistischen Index,43 andererseits um Verleger und Buchhändler zur Selbstkontrolle und Selbstzensur zu zwingen  – die Listen waren für sie nicht zugänglich.44 Verteilt wurde das Verzeichnis hingegen an alle RSK-Stellen, Landesobmänner und spezifische Vertrauensleute des Buchhandels, die Landesfachberater für Leih bücherei, das Gestapa, die Gestapo, die Grenzpolizeistellen, den Sicherheitsdienst45 und die öffent lichen Bibliotheken, es wurde empfohlen, sich bei diesen Stellen zu erkundigen.46 Daneben agierte die RSK mit Vertraulichen Mitteilungen für Verleger, Buchhändler und Leihbüchereien, in denen informelle Anweisungen ergingen,47 und mit Einzelbekanntmachungen im Großdeutschen Leihbüchereiblatt.48 Grundsätzlich vermied die RSK offiziell den Ausschließungsgrund „Jude“, sie agierte entsprechend § 10 der 1. Durchführungsverordnung des RKK-Gesetzes vom 1.11.1933,49 wonach eine Person, die „die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt“, nicht Mitglied einer der Kammern werden konnte. Offiziell wurde daher zumindest bis Kriegsbeginn aus außen- und wirtschaftspolitischen Gründen niemand indiziert, weil er Ausländer oder Jude war,50 AutorInnen und Werke wurden  – ungeachtet aus welcher Zeit stammend  – offiziell wegen politischer, religiöser, erotischer und zersetzender Inhalte verboten. Daher wurden viele Juden zunächst „lediglich“ mit Verboten einzelner Schriften belegt und nicht in die Gesamtverbote eingereiht. Als Hauptinstru- ment der Ausschaltung der in Deutschland lebenden Missliebigen diente deren unmögliche Aufnahme in die RSK entsprechend dem genannten § 10. Der Literaturkalender von Kürschner scheidet erst mit Kriegsbeginn 1939 rigoros alle Juden aus, nachdem Kurt O. Metzner von der RSK-Berlin als Mit- herausgeber eingeschleust worden war. Schlussendlich wurden mit der Neufassung der o. a. Amtlichen Anordnung betreffend das schädliche und unerwünschte Schrifttum vom 15.4.194051 explizit alle „Werke voll- oder halbjüdischer Verfasser“ verboten, auch dann, wenn sie namentlich nicht in den LSUS auf- scheinen (§ 4). Sonderregelungen betrafen unentbehrliche v. a. naturwissenschaftliche Schriften.52 39 Aigner71, 974  f. 40 Hall85, I, 407. 41 Brenner63, 52  f. 42 Graf91, 114. 43 NSB 4.1939, 65  – vgl. auch Barbian84, 171 (Vorschriften für den Gebrauch). 44 Brenner63, 53  – Aigner71, bes. 947  – Dahm93, 172-74  – Barbian95, 264  f. 45 Handbuch-RSK42, 77. 46 Graf91, 113  f. 47 Dahm83, 66. 48 Vgl. Handbuch-RSK42, 80  f. 49 RKKRecht43, 9. 50 Aigner71, 1002. 51 Abgedruckt in LSUS41. 52 Dahm83, 66.
zurück zum  Buch Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien"
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
Titel
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Untertitel
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Autor
Uwe Baur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21235-5
Abmessungen
17.3 x 24.4 cm
Seiten
478
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Gesamtwerk 9
  2. Vorbemerkung zu diesem Band 13
  3. 1. Zensur und Förderung 15
    1. Einleitung 15
    2. Österreichische Listen 1933–1938 17
    3. Einleitung 17
    4. Der Bücherbrief (1932) 24
    5. Die Wegtafel (Mai 1933) 25
    6. Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
    7. Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
    8. Dichterbuch (1933) 27
    9. Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
    10. Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
    11. Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
    12. Geist und Macht (1938) 33
    13. Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
    14. Deutsche Listen 1933–1945 35
  4. a. Verbotslisten 35
    1. Einleitung 35
    2. Prinzipielles zur Säuberung der öffentlichen Büchereien (1933) 38
    3. Schwarze Liste (1933) 39
    4. Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1935–42) 42
    5. Liste der für Jugendliche und Büchereien ungeeigneten Druckschriften 49
  5. b. Zentrale Empfehlungslisten 50
    1. Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
    2. Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
    3. Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
    4. Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
    5. Gottbegnadeten-Liste 65
  6. c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
  7. 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
    1. Einleitung 68
    2. Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
    3. Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
    4. Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
    5. Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
  8. 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
  9. 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
    1. Die hundert ersten, die zweiten, dritten, vierhundert, die fünften, sechsten, siebenhundert Bücher für nationalsozialistische Büchereien 1934–1944 79
    2. Schrifttums-Verzeichnis der Frontbuchhandlungen (DAF 1939) 81
    3. Das Buch, ein Schwert des Geistes (RMVP 1940–1943) 82
  10. 4. Sonstige 84
    1. Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
    2. Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
    3. Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
    4. Entnazifizierung 87
    5. Österreich 87
    6. Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
    7. Deutschland 90
    8. Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
  11. 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
    1. Einleitung 95
    2. Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
    3. Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
    4. Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
    5. Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
    6. Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
    7. Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
  12. 3. Anthologien 1933–1945 271
    1. Einleitung 271
    2. Die Anthologie im Nationalsozialismus 271
    3. Österreich und die Anthologie zwischen 1933 und 1945 277
    4. Zur Bestandsaufnahme 284
    5. Chronologie ausgewerteter Anthologien 1933–1945 287
    6. Anthologien A–Z 301
    7. AutorInnen des Gesamtwerks 409
    8. Abkürzungen und Quellen 447
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945