Seite - 109 - in Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Bild der Seite - 109 -
Text der Seite - 109 -
109
© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Einleitung
Überführungen: Die ökonomisch zentralen Verwertungsgesellschaften Staatlich genehmigte
literarische Verwertungsgesellschaft
– Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren Komponisten
und Musikverleger A.K.M. und die Austro-Mechana wurden unter Verlust ihrer Rechtsper-
sönlichkeit in deutsche Institutionen übergeführt, die für das Theater zuständige Genos-
senschaft dramatischer Schriftsteller und Komponisten wurde von Skandalen begleitet aufge-
löst. Der autonome Wiener Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung wurde dem Weimarer
Dachverein einverleibt und der Akademische Verein der Germanisten in Wien der Deutschen
Studentenschaft, der Grazer Hamerling-Bund und die Kernstock-Gemeinde wurden 1940 mit
der Rosegger-Gemeinde zusammengeführt und der Sitz der Paul-Ernst-Gesellschaft wurde
nach Österreich verlegt. Die Eingliederung der Literarischen Gesellschaft in Mödling in die
DAF wurde zurückgenommen.
Auflösungen: Die Schriftstellerorganisationen
– auch die nationalsozialistischen
– wurden
zur Gänze aufgelöst, die bisherigen Mitglieder der 56 Vereine damit enteignet durch Ein-
ziehung und Zuweisung des Vermögens zumeist an die RSK. Aber dieser totale Bruch mit
dem liberalen Vereinsgesetz führte zu keinem kollektiven Aufbäumen, sondern wurde fast
durchwegs ohnmächtig resignierend hingenommen. Einige sahen sich veranlasst, plakativ
unterwürfig zu erklären, das Vereinsziel sei mit dem „Anschluss“ endlich erreicht, nur in ei-
nem Fall löste er hartnäckige Gegenwehr aus
– beim resistenten Literatur-Liebhaber-Verein
Der Kreis – und fallweise konnten die Auflösungsbescheide nicht mehr zugestellt werden,
weil
– wie beim Wiener literarischen Kreis
– „alle Vorstandsmitglieder bereits in das Ausland
abgereist sind“.
Freistellungen: Lediglich 16 literarische Gesellschaften, zumeist zugleich Veranstalter, wur-
den „freigestellt“, allerdings als subsidiäre Einrichtungen jener Selbstbestimmung beraubt,
die nach dem liberalen Vereinsgesetz von 1867 zu ihrer Gründung geführt hatte. Vereinzelte
Veranstalter ließen auch Noch-Nicht-Mitglieder der RSK zu Wort kommen (z. B. die Adal-
bert-Stifter-Gesellschaft, die Ebner-Eschenbach-Gesellschaft und der Sonderfall des aufgelösten
Vereins Der Kreis), um dem Mangel an zivilgesellschaftlichen Vereinen nominell entgegenzu-
wirken. Zudem durften die Wiener Kulturvereinigung und die Literarische Gesellschaft Möd-
ling als ausschließliche und repräsentative Veranstalter weiterbestehen. Die für förderungs-
würdigst erachteten Veranstalter wurden in den von der RSK hoch dotierten Dachverband
Reichswerk „Buch und Volk“ aufgenommen und erhielten Standard-
Satzungen.119
Mit den zwei noch bestehenden Germanistenvereinen verfuhr man unterschiedlich:
Während der Akademische Verein der Germanisten in Wien in die Deutsche Studentenschaft
119 Aufgenommen wurden – allerdings entgegen der eigenen Vorschrift (Handbuch-RSK, AB 122) – nicht
alle Vortragsveranstalter: Adalbert-Stifter-Gesellschaft, Anton-Wildgans-Gesellschaft, Ebner-Eschenbach-
Gesellschaft, Literarische Gesellschaft in Mödling, Roseggerbund „Waldheimat, Rosegger-Gemeinde,
Wiener Bibliophilen-Gesellschaft, Wiener Goethe-Verein, Wiener Hamerling-Gesellschaft, Wiener
Anzengruber-Gesellschaft, Wiener Kulturvereinigung. Siehe weiters die Artikel zu Der Kreis, Eichendorff-
Bund, Schaukal-Gesellschaft und zum Verein zur Pflege schöngeistiger und künstlerischer Bestrebungen
„Wir leben“
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271