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Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
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274 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0 3. Anthologien 1933–1945 die „gesinnungsmäßige Qualifikation“ entscheidend wurde.134 Grundsätzlich betrachtete die nationalsozialistische Poetik ästhetische Fragen gegenüber rassischen und ideologischen als sekundär. Durch den Wertewandel nach der Katastrophe des „Dritten Reiches“ verlor folgerichtig die als Propaganda begriffene Anthologie der nationalsozialistischen Herrschaft offiziell den ursprünglichen Aspekt des Musterhaften  – nur ganz wenige Sammelbände er- lebten nach 1945 zu hinterfragende Neuauflagen.135 In diesem Zusammenhang sind jene wenigen Florilegien, die sich außerhalb des nationalsozialistisch instrumentalisierten Ras- ters eines ‚Heiligen Bezirks‘136 bewegen, besonders bemerkenswert. Anthologien sind „eine der wenigen konkret faßbaren und überblickbaren Verschränkungszonen von Literarischem und Gesellschaftlichem, die literatursoziologischen und stilkritischen Untersuchungen zu- gleich zugänglich sind“.137 Der Boom im Bereich von Florilegien in den zwölf Jahren nationalsozialistischer Herr- schaft  – dem Gagern aus künstlerischer Sicht jeden Sinn absprach  – dürfte in erster Li- nie mit dem propagandistisch motivierten Legitimationsbedarf des neuen faschistischen Staates zusammenhängen: Er hatte die radikale Spaltung des literarischen Systems in die Kanonisierten und die Auszuscheidenden  – die Austreibung der Juden und aller seiner po- litisch-ideologischen Gegner und eines Großteils der ästhetischen Moderne  – als Reinigung des „Volkskörpers“ von seinen Krankheiten begriffen  – zu legitimieren, die radikale Zen- sur138 und die Beseitigung der Menschenrechte, der Demokratie und ihre Umwandlung in den nationalsozialistischen Führerstaat. Den Beginn des „Dritten Reiches“ markieren in Deutschland die „Machtergreifungsanthologien“, analog dazu erschienen für Österreich und das Sudetenland 1938/39 jene der „Anschluss-“ und „Heimkehr“-Euphorie. Mit dem Bonus der langjährigen Unterdrückung und des Kampfes für die „Bewegung“ wurden jene AutorInnen hervorgehoben, deren unterschätzte Bedeutung bzw. Bedeutungslosigkeit auf die jüdische, liberale bzw. katholische oder tschechische Vorherrschaft zurückgeführt wurde. Der neue axiologisch definierte Kanon „arischer“ und „volksverbundener“ SchriftstellerIn- nen musste weniger gerechtfertigt als demonstriert werden. Österreich hatte zudem speziell die Zerschlagung des Staates zugunsten von sieben Berlin untertänigen Reichsgauen und die Abtrennung der früheren Bundesländer vom dominanten Wien, der einzigen Stadt des Landes, die schon seit dem 18.  Jahrhundert ein ausdifferenziertes literarisches System ent- 134 Aspetsberger80, 28. 135 In der Chronologie ausgewerteter Anthologien 1933–1945 werden Neuauflagen nach 1945 vermerkt. Da die Chronologie nach dem Jahr der Erstauflagen erstellt wurde, lässt sich auch die NS-Bearbeitung älterer Anthologien beobachten. 136 Assmann87, 11  – Die Sakralisierung des neuen Kanons kommt am absurdesten in der Erstellung der Gott begnadeten-Liste von 1944 zum Ausdruck, fallweise wurde auch von „übergottbegnadeten Künstlern“ gesprochen. 137 Walter Höllerer im Vorwort zu Bark/Pforte79,VII. 138 →Deutsche Gegenwartsdichtung von 1942.
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Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
Titel
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Untertitel
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Autor
Uwe Baur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21235-5
Abmessungen
17.3 x 24.4 cm
Seiten
478
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Gesamtwerk 9
  2. Vorbemerkung zu diesem Band 13
  3. 1. Zensur und Förderung 15
    1. Einleitung 15
    2. Österreichische Listen 1933–1938 17
    3. Einleitung 17
    4. Der Bücherbrief (1932) 24
    5. Die Wegtafel (Mai 1933) 25
    6. Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
    7. Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
    8. Dichterbuch (1933) 27
    9. Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
    10. Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
    11. Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
    12. Geist und Macht (1938) 33
    13. Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
    14. Deutsche Listen 1933–1945 35
  4. a. Verbotslisten 35
    1. Einleitung 35
    2. Prinzipielles zur Säuberung der öffentlichen Büchereien (1933) 38
    3. Schwarze Liste (1933) 39
    4. Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1935–42) 42
    5. Liste der für Jugendliche und Büchereien ungeeigneten Druckschriften 49
  5. b. Zentrale Empfehlungslisten 50
    1. Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
    2. Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
    3. Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
    4. Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
    5. Gottbegnadeten-Liste 65
  6. c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
  7. 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
    1. Einleitung 68
    2. Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
    3. Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
    4. Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
    5. Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
  8. 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
  9. 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
    1. Die hundert ersten, die zweiten, dritten, vierhundert, die fünften, sechsten, siebenhundert Bücher für nationalsozialistische Büchereien 1934–1944 79
    2. Schrifttums-Verzeichnis der Frontbuchhandlungen (DAF 1939) 81
    3. Das Buch, ein Schwert des Geistes (RMVP 1940–1943) 82
  10. 4. Sonstige 84
    1. Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
    2. Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
    3. Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
    4. Entnazifizierung 87
    5. Österreich 87
    6. Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
    7. Deutschland 90
    8. Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
  11. 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
    1. Einleitung 95
    2. Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
    3. Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
    4. Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
    5. Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
    6. Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
    7. Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
  12. 3. Anthologien 1933–1945 271
    1. Einleitung 271
    2. Die Anthologie im Nationalsozialismus 271
    3. Österreich und die Anthologie zwischen 1933 und 1945 277
    4. Zur Bestandsaufnahme 284
    5. Chronologie ausgewerteter Anthologien 1933–1945 287
    6. Anthologien A–Z 301
    7. AutorInnen des Gesamtwerks 409
    8. Abkürzungen und Quellen 447
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