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Radetzkymarsch
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Abgeordneten, die Volksführer, die Zeitungen fallen über Sie her, und alle werden wieder freigelassen. Lassen Sie den Sokolverein auflösen – und Sie bekommen eine Rüge von der Statthalterei. Autonomie! Ja, wartet nur! Hier, in meinem Bezirk, endet jede Unruhe mit Schießen. Ja, solange ich hier lebe, bin ich Regierungskandidat und werde gewählt. Dieses Land ist glücklicherweise weit genug entfernt von allen modernen Ideen, die sie in ihren dreckigen Redaktionen aushecken!« Er trat zu Carl Joseph und sagte mit der Betonung und der Sachkenntnis eines Mannes, der an den Umgang mit Betrunkenen gewohnt ist: »Ihr Herr Papa muß abreisen!« Carl Joseph verstand auch sofort. Er konnte sich sogar erheben. Mit verglasten Blicken suchte er den Vater. »Es tut mir leid, Vater!« »Ich habe einigermaßen Sorge um ihn!« sagte der Bezirkshauptmann zu Chojnicki. »Mit Recht!« antwortete Chojnicki. »Er muß aus dieser Gegend weg. Wenn er Urlaub hat, werde ich versuchen, ihm ein wenig von der Welt zu zeigen. Er wird dann keine Lust mehr haben zurückzukommen. Vielleicht verliebt er sich auch –« »Ich verlieb’ mich nicht«, sagte Carl Joseph sehr langsam. Sie fuhren ins Hotel zurück. Es fiel während des ganzen Weges nur ein Wort, ein einziges Wort: »Vater!« sagte Carl Joseph und gar nichts mehr. Der Bezirkshauptmann erwachte am nächsten Tag sehr spät, man hörte schon die Trompeten des heimkehrenden Bataillons. In zwei Stunden ging der Zug. Carl Joseph kam. Schon knallte unten das Peitschensignal Chojnickis. Der Bezirkshauptmann aß am Tisch der Jägeroffiziere im Bahnhofsrestaurant. Seit der Abreise aus seinem Bezirk W. war eine ungeheuer lange Zeit verstrichen. Er erinnerte sich mühsam, daß er erst vor zwei Tagen in den Zug gestiegen war. Er saß, außer dem Grafen Chojnicki der einzige Zivilist, am langen, hufeisenförmigen Tisch der bunten Offiziere, dunkel und hager, unter dem Wandbildnis Franz Josephs des Ersten, dem bekannten, allseits verbreiteten Porträt des Allerhöchsten Kriegsherrn im blütenweißen Feldmarschallsrock mit blutroter Schärpe. Just unter des Kaisers weißem Backenbart und fast parallel zu ihm ragten einen halben Meter tiefer die schwarzen, leicht angesilberten Flügel des Trottaschen Backenbartes. Die jüngsten Offiziere, die an den Enden des Hufeisens untergebracht waren, konnten die Ähnlichkeit zwischen Seiner Apostolischen Majestät und deren Diener sehn. Auch der Leutnant Trotta konnte von seinem Platz aus das Angesicht des Kaisers mit dem seines Vaters vergleichen. Und ein paar 150
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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