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Radetzkymarsch
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»So! Nobel ist er!« wiederholte Herr von Trotta. Er kehrte schnell zum Schreibtisch zurück, riß eine Schublade hervor, blätterte in Geldscheinen, zog ein paar heraus und gab sie dem Maler. Moser legte das Geld in den Hut zwischen das zerschlissene Unterfutter und den Filz und erhob sich. »Einen Moment!« sagte der Bezirkshauptmann. Er ging zur Tür, sperrte sie auf und sagte dem Amtsdiener: »Begleiten Sie den Herrn Professor zur Bahn. Er fährt nach Wien. Der Zug geht in einer Stunde!« »Ergebenster Diener!« sagte Moser und machte eine Verbeugung. Der Bezirkshauptmann wartete ein paar Minuten. Dann nahm er Hut und Stock und ging ins Kaffeehaus. Er hatte sich ein wenig verspätet. Doktor Skowronnek saß schon am Tisch, das Schachbrett mit den aufgestellten Figuren vor sich. Herr von Trotta setzte sich. »Schwarz oder weiß, Herr Bezirkshauptmann?« fragte Skowronnek. »Ich spiele heute nicht!« sagte der Bezirkshauptmann. Er bestellte einen Cognac, trank ihn und begann: »Ich möchte Sie belästigen, Herr Doktor!« »Bitte!« sagte Skowronnek. »Es handelt sich um meinen Sohn«, begann der Bezirkshauptmann. Und in seiner amtlichen, langsamen, ein wenig näselnden Sprache berichtete er von seinen Sorgen, als spräche er von dienstlichen Angelegenheiten zu einem Statthaltereirat. Er teilte gewissermaßen seine Sorgen in Haupt- und Untersorgen. Und Punkt für Punkt, mit kleinen Absätzen, trug er Doktor Skowronnek die Geschichte seines Vaters vor, seine eigene und die seines Sohnes. Als er geendet hatte, waren alle Gäste verschwunden und die grünlichen Gasflammen im Spielzimmer schon entzündet, und ihr eintöniger Gesang summte über den leeren Tischen. »So! Das ist es also!« schloß der Bezirkshauptmann. Es blieb lange still zwischen den beiden Männern. Der Bezirkshauptmann wagte nicht, den Doktor Skowronnek anzusehen. Und der Doktor Skowronnek wagte nicht, den Bezirkshauptmann anzusehen. Und sie schlugen die Augen voreinander nieder, als hätten sie sich gegenseitig auf einer blamablen Tat ertappt. Endlich sagte Skowronnek: »Vielleicht steckt eine Frau dahinter? Welchen Grund hätte Ihr Sohn, so oft in Wien zu sein?« Der Bezirkshauptmann hätte in der Tat niemals an eine Frau gedacht. Es erschien ihm selbst unfaßbar, daß er auf diesen selbstverständlichen Gedanken nicht sofort gekommen war. Denn alles – und es war gewiß nicht viel –, was er jemals von dem verderblichen Einfluß vernommen hatte, den 212
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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