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Radetzkymarsch
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machen, ging er, den nackten Säbel zwischen zwei Fingern einer erhobenen Hand, zum Tisch, auf dem die Scheide lag, und ohne den Leutnant anzusehen, versorgte er den Säbel und hängte ihn wieder an den Bettpfosten. Dann umkreiste er den Tisch und setzte sich dem stehenden Trotta gegenüber. Jetzt erst schien er ihn zu erblicken. »Ich bleibe nur einen Augenblick«, sagte er, »um mich zu erholen.« Der Leutnant schwieg. »Ich bitte Sie nächste Woche um diese Zeit und genau zu dieser Stunde um das ganze Geld«, sagte Kapturak weiter. »Ich möchte mit Ihnen keine Geschäfte machen. Es sind siebentausendzweihundertfünfzig Kronen im ganzen. Ich möchte Ihnen ferner mitteilen, daß Herr Brodnitzer hinter der Tür steht und alles gehört hat. Der Herr Graf Chojnicki kommt in diesem Jahr, wie Sie wissen, erst später und vielleicht gar nicht. Ich möchte gehen, Herr Leutnant!« Er erhob sich, ging zur Tür, bückte sich, hob seine Mütze auf und sah sich noch einmal um. Die Tür fiel zu. Der Leutnant war jetzt völlig nüchtern. Dennoch kam es ihm vor, daß er alles geträumt hatte. Er öffnete die Tür. Onufrij saß auf seinem Stuhl wie immer, obwohl es schon sehr spät sein mußte. Trotta sah auf seine Uhr. Es war halb zehn. »Warum schläfst du noch nicht?« fragte er. »Wegen Besuch!« erwiderte Onufrij. »Hast alles gehört?« »Alles!« sagte Onufrij. »War Brodnitzer hier?« »Jawohl!« bestätigte Onufrij. Es gab keinen Zweifel mehr, alles hatte sich so zugetragen, wie Leutnant Trotta es erlebt hatte. Er mußte also morgen früh die ganze Angelegenheit melden. Noch waren die Kameraden nicht heimgekehrt. Er ging von einer Tür zur andern, die Zimmer waren leer. Sie saßen jetzt in der Messe und besprachen den Fall des Hauptmanns Jedlicek, den grauenhaften Fall des Hauptmanns Jedlicek. Man würde ihn vor das Standgericht stellen, degradieren und erschießen. Trotta schnallte den Säbel um, nahm die Mütze und ging hinunter. Er mußte die Kameraden unten erwarten. Er patrouillierte auf und ab vor dem Hotel. Wichtiger als die Szene, die er jetzt mit Kapturak erlebt hatte, war ihm seltsamerweise die Affäre des Hauptmanns. Er glaubte, die tückischen Schliche einer finsteren Macht zu erkennen, unheimlich erschien ihm der Zufall, daß Frau von Taußig gerade heute zu ihrem Mann hatte reisen müssen, und allmählich sah er auch alle düsteren Ereignisse seines Lebens in einen düsteren Zusammenhang gefügt und abhängig von irgendeinem gewaltigen, gehässigen, unsichtbaren Drahtzieher, dessen Ziel es war, den Leutnant zu vernichten. Es war deutlich, es lag, wie man zu sagen pflegt, auf der Hand, daß Leutnant Trotta, der Enkel des Helden von 228
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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