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Radetzkymarsch
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mit diesem unseligen Leutnant? Es hatte schon Mühe gekostet, jene Streikgeschichte niederzuschlagen, Unheil, Unheil häufte sich über dem Kopf Major Zoglauers, Unheil über Trotta, Unheil über diesem Bataillon. Er hätte gern die Hände gerungen, der Major Zoglauer, wenn es nur möglich gewesen wäre, im Dienst die Hände zu ringen. Und wenn auch alle Offiziere des Bataillons für Leutnant Trotta gutstanden, die Summe kam nicht zusammen! Und die Geschichte verwickelte sich nur mehr, wenn die Summe nicht bezahlt wurde. »Wozu haben S’ denn so viel gebraucht?« fragte Zoglauer, erinnerte sich aber im Nu, daß er alles wußte. Er winkte mit der Hand. Er wünschte keine Auskunft. »Schreiben Sie an Ihren Herrn Papa vor allen Dingen!« sagte Zoglauer. Es kam ihm vor, daß er da eine glänzende Idee ausgedrückt hatte. Und der Rapport war beendet. Und Leutnant Trotta ging nach Haus und setzte sich hin und begann, an den Herrn Papa zu schreiben. Er konnte es ohne Alkohol nicht. Und er stieg hinunter ins Café, bestellte einen Neunziggrädigen, Tinte, Feder und Papier. Er begann. Welch ein schwerer Brief! Welch ein unmöglicher Brief! Leutnant Trotta setzte ein paarmal an, vernichtete die Anfänge, begann wieder. Nichts ist schwieriger für einen Leutnant, als Ereignisse aufzuschreiben, die ihn selbst betreffen und sogar gefährden. Es erwies sich bei dieser Gelegenheit, daß Leutnant Trotta, dem der Dienst in der Armee seit langem schon verhaßt war, noch genug soldatischen Ehrgeiz besaß, um sich nicht aus der Armee entfernen zu lassen. Und während er seinem Vater den verwickelten Sachverhalt darzustellen versuchte, verwandelte er sich wieder unversehens in den Kadettenschüler Trotta, der einst auf dem Balkon des väterlichen Hauses bei den Klängen des Radetzkymarsches für Habsburg und Österreich zu sterben gewünscht hatte. (So merkwürdig, so wandelbar und so verworren ist die menschliche Seele.) Es dauerte mehr als zwei Stunden, bis Trotta den Sachverhalt zu Papier gebracht hatte. Es war später Nachmittag geworden. Schon versammelten sich die Karten- und die Roulettespieler im Kaffeehaus. Auch der Wirt, Herr Brodnitzer, kam. Seine Höflichkeit war ungewöhnlich und erschreckend. Er machte eine so tiefe Verbeugung vor dem Leutnant, daß dieser sofort erkannte, der Wirt wolle ihn an die Szene mit Kapturak erinnern und an die eigene authentische Zeugenschaft. Trotta erhob sich, um nach Onufrij zu suchen. Er ging in den Flur und rief ein paarmal den Namen Onufrijs zur Treppe hinauf. Aber Onufrij meldete sich nicht. Brodnitzer aber kam und berichtete: »Ihr Diener ist heute früh weggegangen!« Der Leutnant machte sich also selbst auf den Weg zur Bahn, um seinen Brief zu befördern. Erst unterwegs fiel es ihm auf, daß Onufrij weggegangen war, ohne um Erlaubnis gebeten zu haben. Seine militärische Erziehung 232
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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