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Radetzkymarsch
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mittleren Jahren war, allmählich unheimlich in diesem Vorraum, den er mit seinen Kerzen nur spärlich beleuchten konnte und der nach jedem der heftigen, bläulichweißen Blitze in eine noch tiefere, braune Dunkelheit versank. Schwere Wellen geladener Luft lagen im Raum, das Gewitter zögerte. Der Diener brachte den Zufall des Gewitters mit der schrecklichen Kunde in einen übernatürlichen Zusammenhang. Er bedachte, daß die Stunde endlich gekommen sei, in der sich übernatürliche Gewalten der Welt deutlich und grausam kundgeben wollten. Und er bekreuzigte sich, den Leuchter in der Linken. In diesem Augenblick trat Chojnicki heraus, sah verwundert auf ihn und fragte, ob er sich denn so vor dem Gewitter fürchte. Es sei nicht nur das Gewitter, antwortete der Diener. Denn obwohl er versprochen hatte zu schweigen, war es ihm nicht mehr möglich, die Last seiner Mitwisserschaft zu tragen. »Was denn sonst?« fragte Chojnicki. Der Herr Oberst Festetics hätte eine schreckliche Nachricht erhalten, sagte der Mann. Und er zitierte ihren Wortlaut. Chojnicki befahl zuerst, alle Fenster, die schon des Unwetters wegen geschlossen worden waren, auch dicht zu verhängen, hierauf, den Wagen fertigzumachen. Er wollte in die Stadt. Während man draußen die Pferde anspannte, fuhr eine Droschke vor, mit aufgerollter, triefender Plache, an der man erkannte, daß sie aus einer Gegend kam, in der das Gewitter bereits niedergegangen war. Aus dem Fiaker stieg jener muntere Bezirkskommissär, der die politische Versammlung der streikenden Borstenarbeiter aufgelöst hatte, eine Aktentasche unter dem Arm. Er berichtete zuerst, als wäre er vornehmlich zu diesem Zweck gekommen, daß es im Städtchen regne. Hierauf teilte er Chojnicki mit, daß man den Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie wahrscheinlich in Sarajevo erschossen habe. Reisende, die vor drei Stunden angekommen seien, hätten zuerst die Nachricht verbreitet. Dann sei ein verstümmeltes, chiffriertes Telegramm von der Statthalterei angelangt.Offenbar infolge des Gewitters sei der telegraphische Verkehr gestört, eine Rückfrage also bis jetzt unbeantwortet geblieben. Überdies sei heute Sonntag und nur wenig Personal in den Ämtern vorhanden. Die Aufregung in der Stadt und selbst in den Dörfern wachse aber ständig, und trotz des Gewitters ständen die Leute in den Gassen. Während der Kommissär hastig und flüsternd erzählte, hörte man aus den Räumen die schleifenden Schritte der Tanzenden, das helle Klirren der Gläser und von Zeit zu Zeit ein tiefes Gelächter der Männer. Chojnicki beschloß, zuerst ein paar seiner Gäste, die er für maßgebend, vorsichtig und noch nüchtern hielt, in einem abgesonderten Zimmer zu versammeln. Indem er allerhand Ausreden gebrauchte, brachte er den und jenen in den vorgesehenen Raum, stellte ihnen den Bezirkskommissär vor und berichtete. Zu den Eingeweihten gehörten der Oberst des Dragonerregiments, der Major des 260
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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