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Radetzkymarsch
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Jägerbataillons mit ihren Adjutanten, mehrere von den Trägern berühmter Namen, und unter den Offizieren des Jägerbataillons Leutnant Trotta. Das Zimmer, in dem sie sich befanden, enthielt wenig Sitzgelegenheiten, so daß mehrere sich ringsum an die Wände lehnen mußten, einige sich ahnungslos und übermütig, bevor sie noch wußten, worum es sich handle, auf den Teppich setzten, mit gekreuzten Beinen. Aber es erwies sich bald, daß sie in ihrer Lage verblieben, auch als man ihnen alles mitgeteilt hatte. Manche mochte der Schreck gelähmt haben, andere waren einfach betrunken. Die dritten waren von Natur gleichgültig gegen alle Vorgänge in der Welt und sozusagen aus angeborener Vornehmheit gelähmt, und es schien ihnen, daß es sich für sie nicht schicke, lediglich wegen einer Katastrophe ihren Körper zu inkommodieren. Manche hatten nicht einmal die bunten Papierschlangenfetzen und die runden Koriandoliblättchen von ihren Schultern, Hälsen und Köpfen entfernt. Und ihre närrischen Abzeichen verstärkten noch den Schrecken der Nachricht. In dem kleinen Raum wurde es nach einigen Minuten heiß. »Öffnen wir ein Fenster!« sagte einer. Ein anderer klinkte eines der hohen und schmalen Fenster auf, lehnte sich hinaus und prallte im nächsten Augenblick zurück. Ein weißglühender Blitz von einer ungewöhnlichen Heftigkeit schlug in den Park, in den das Fenster führte. Zwar konnte man die Stelle nicht unterscheiden, die er getroffen hatte, aber man hörte das Splittern gefällter Bäume. Schwarz und schwer rauschten ihre umsinkenden Kronen. Und selbst die übermütig Kauernden, die Gleichgültigen, sprangen auf, die Angeheiterten begannen zu taumeln, und alle erbleichten. Sie wunderten sich, daß sie noch lebten. Sie hielten den Atem an, sahen aufeinander mit aufgerissenen Augen und warteten auf den Donner. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er erfolgte. Aber zwischen dem Blitz und dem Donner drängte sich die Ewigkeit selbst zusammen. Alle versuchten, einander näher zu kommen. Sie bildeten ein Bündel von Leibern und Köpfen rings um den Tisch. Einen Augenblick zeigten ihre Gesichter, so verschiedene Züge sie auch trugen, eine brüderliche Ähnlichkeit. Es war, als erlebten sie überhaupt zum erstenmal ein Gewitter. In Furcht und Ehrfurcht warteten sie den knatternden, kurzen Donner ab. Dann atmeten sie auf. Und während vor den Fenstern die schweren Wolken, die der Blitz aufgetrennt hatte, mit jubelndem Getose niederschäumten, begannen die Männer, ihre Plätze wieder einzunehmen. »Wir müssen das Fest abbrechen!« sagte Major Zoglauer. Der Rittmeister Zschoch, ein paar Konfettisternchen im Haar und den Rest einer rosa Papierschlange um den Nacken, sprang auf. Er war beleidigt, als Graf, als Rittmeister, als Dragoner im besonderen, als Kavallerist im 261
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Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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